Elektrische Orgeln statt Pfeifenorgeln in Kirchen - die Zukunft?

  • Ja. Das ist die neue Orgel in Kelkheim. Dazu gibt es im Sakralorgelforum einen großen Thread. Das ist schon eine wirklich teure Luxuslösung.

    Sie klingt toll und gelegentlich werde ich mir das Instrument mal live anhören.

    Das mit den digitalen Friedhofsorgeln hängt unter anderem daran, dass die zuständigen Organisten sich nicht die Mühe machen, das Instrument mit dem Händler auf den Raum zu intonieren. Das ist aber ein Thema für sich. Das neue Instrument von Kelksheim ist sicher eine gute Werbung für Physis.

    Nun zurück zum Thema. Ich habe vor einigen Jahren im Hause Kisselbach die Live lll ausführlich gespielt und Norden als Set genutzt. Es war nett, aber es fehlt die qualitativ hochwertige Abstrahlung, die ich bei einer Hauptwerkslösung natürlich habe. Ich freue mich jedenfalls auf die Hauptwerksvariante von Norden.

    Viola da Gamba

    • Offizieller Beitrag

    Da hört sich diese Gloria besser an:

    Was diese Aufnahme deutlich schöner macht ist der natürliche Kirchenhall. Das Grundübel bleibt aber das selbe. Daran können auch noch so viele Lautsprecher nichts ändern. Ich nehme an, das CC im Orgelnamen kommt von Cameron Carpenter...

  • Das CC kommt von der Bauweise des Spieltisches in Stufenform.

    Ein endgültiges zum Klang erlaube ich mir erst wenn ich die Orgel gehört habe.

    Die Disposition ist, soweit mir bekannt, universell gehalten. Das heißt man hat sie nicht speziell auf ACC eingerichtet. Das ist mit der Bibliothek einer Physis Orgel gut machbar.

    Genau wie ich bei Sakralorglern und Pfeifenorglern das ironische Gerede nicht mag, gilt das wohl auch für Hauptwerkler...

    Der dortige Organist ist sehr nett und spielt für einen nebenberuflich tätigen Musiker sehr gut Orgel. Er hat viel Zeit in das Projekt gesteckt.

    Dafür gilt ihm mein Respekt. Den Rest beurteile ich nicht mit irgendwelchen Aufnahmen auf möglicherweise nicht wirklich guten Abspielgeräten... Das höre ich mir live an. Ich habe bereits Eindrücke hierzu aus Berichten von Leuten, die schon in Kelkheim waren. Und diese waren positiv.

    Machen wir besser nicht die Fehler, die Pfeifenorgelspieler mit uns machen... und die unterscheiden meist nicht noch nach Hauptwer, Digitalorgel, Physisorgel. Die kennen das oft gar nicht mal, sondern sehen nur den Feind, der natürlich keine Ahnung hat....


    Und mal nebenbei.... Was hat das nun alles mit dem Ausgangsthema zu tun....

    Viola da Gamba

    • Offizieller Beitrag

    Machen wir besser nicht die Fehler, die Pfeifenorgelspieler mit uns machen... und die unterscheiden meist nicht noch nach Hauptwer, Digitalorgel, Physisorgel. Die kennen das oft gar nicht mal, sondern sehen nur den Feind, der natürlich keine Ahnung hat....

    In der Kirche hat das meiner Meinung nach eher alles nichts zu suchen. Die VPOs und Digitalorgeln sollten ein netter Zeitvertreib für zuhause bleiben. Als Übemöglichkeit sinnvoll. Für eine liturgische Feier ist eher das Bestmögliche anzustreben. Aber jeder hat da eben andere Ansichten. Nur, es fällt halt einigen auch schon in einer Aufnahme auf, wenn eine Orgel nicht nach echten Pfeifen klingt.

  • Da kann ich leider nicht ganz zustimmen. Das bestmögliche Ergebnis ist gerade in kleinen Räumen nicht immer eine Pfeifenorgel. Die Pfeifenorgel ist auch keine Heilige. Der Gottesdienst wird durch das, was wir tun zum Besonderen.

    Will man junge Leute für unser Instrument gewinnen, so wird dies sicherlich nicht mit einer 5 Register Orgel mit angehängten Pedal passieren. Da kann der Orgelbauer noch so gut sein.

    Ich bin mit neobarocken Kleinorgeln groß geworden. Gottseidank gab es CDs und Schallplatten. Die haben dann wohl zum Üben und zum Studium die Inititialzündung gegeben.

    Nun wurde ein Artikel in der OKEY über Kelkheim veröffentlicht. Das Projekt scheint sehr gelungen. Aber ich werde mich ganz sicher nicht auf irgendwelche Aufnahmen aus dem Netz und das dort Gehörte berufen. Und auch ich höre ganz gut. Ich fahre demnächst hin und dann weiß ich, wie das Instrument klingt. Ich selbst habe Physis und Hauptwerk und weiß beides zu schätzen. Mal nebenbei... Die einen sagen das XY Set ist das beste tollste der Welt absolut authentisch etc und die anderen erkennen das Instrument nicht wieder. So geht es...

    Bleibt zu hoffen, dass Norden irgendwann mein Ensemble ergänzt.

    Viola da Gamba

  • Sie sprechen mir aus dem Herzen.

    Physis und Hauptwerk werden/sind nach und nach so gut, dass kluge Installationen in nicht wenigen kleineren bzw kleiner werdenden Gemeinden eine echte Alternative darstellen.

    Der Erhalt teilweise richtig schlechter Pfeifenorgeln in kleineren Räumen ist wohl auf Dauer nicht mehr zu finanzieren und - wie sie richtig sagen - für junge Menschen sehr wenig attraktiv.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich ist dann Gottesdienst ohne Orgel schöner, als mit immittierter Orgel. Ich mag auch Abendmahl nicht aus Plastikbechern, selbst wenn dass vielleicht billiger und praktischer wäre. Ich erwarte ja auch von Gott, dass er sein Bestes gibt und mir beisteht und nicht nur so tut als ob.

  • Ich hätte mir noch vor zweieinhalb Monaten eine solche Qualität nicht vorzustellen gewagt!

    Sowohl zuhause als auch in einer mittelgroßen Dorfkirche.....

    Leute, probiert die Weigle/Nagold mit einer attraktiven Mehrkanal-Abstrahlung aus, wenn die ehrwürdige Pfeifenorgel nicht mehr stimmig zu erhalten sein sollte.

    • Offizieller Beitrag

    Das Sampleset der Weigle Orgel Nagold ist zwar mein liebstes Sampleset für zuhause zum Üben, aber in einer Kirche möchte ich es nicht hören. Dann lieber eine schöne Continuoorgel mit Gedackt 8' oder ein Harmonium. Eine 8-4-2 Pedalorgel hat auch etwas Ehrliches. Ein Gottesdienst ist kein Event, das veranstaltet wird, damit junge Leute ihren Spaß haben sollen. Ein junger Mensch, der es ehrlich mit Gott meint, dem kann auch eine ganz kleine Pfeifenorgel viel bedeuten. Und die anderen können ja mit ihrer Band in der Stadthalle auftreten.

  • Es geht nicht um junge Leute, die ihren Spaß haben, sondern um junge Leute die Spaß daran finden das Instrument Orgel zu erlernen....

    Plastikbecher beim Abendmahl habe ich noch nicht erlebt ist. 8 4 2 ist nett, hätte mich als Jugendlicher nie neugierig gemacht. Große romantische Orgelwerke faszinieren sogar heute Jugendliche. Das habe gerade erst erlebt...

    Aber mit Norden hat das alles nichts zu tun.

    Viola da Gamba

  • Also ich hätte bei uns in der methodistischen Kirche lieber ne schöne Hauptwerk Orgel mit tollem Lautsprechersystem, als so ne Hausorgel mit 5 Registern. So vollkommen ohne Hall spielen macht auch keinen wirklichen Spaß. Unsere Kirche ist halt eher ein großes Wohnzimmer?.

    Da fällt mir doch gleich mal ne Frage ein:

    Hat schon mal jemand versucht so ne kleine Orgel mit Mikrofonen zu versehen und dann über Lautsprecher Hall hinzuzufügen. Würde sowas überhaupt sinnvoll funktionieren.


    Aber prinzipiell ist ne Pfeifenorgel in einer Kirche nun schon was ganz anderes. Wenn es sich eine Gemeinde leisten kann, dann sollte da schon ne richtige Orgel stehen. Bei meinen Schwiegereltern im Ort ist die Orgel vor nem halben Jahr überholt worden. Das ist ne 2 Manualige. Das hat schon richtig Laune gemacht, daran zu spielen. Wenn es nur in der Kirche nicht immer so kalt wäre?.

    Länger wie ne knappe Std. habe ich es da nicht ausgehalten. Da sind die Heimorgeln zum üben schon ein segen.

    • Offizieller Beitrag

    Damit junge Leute das Instrument Orgel erlernen können, müssen wir doch keine Immitate in die Kirchen stellen, sondern Originale. Lernt ein Schlagzeuger denn auf Töpfen besser als auf Trommeln?
    Um jedem jungen Menschen die Möglichkeit zu geben auch ohne Kirche Orgel üben zu können, haben wir z. B GrandOrgue und kostenlose Samplesets. Es muss also auch nicht mehr am Geld scheitern. Große, romantische Orgelwerke sind schön und gut, aber sind nicht das, was die Liturgie unbedingt haben muss. Unsere Kirchen sollten nicht mit Konzertsälen verwechselt werden.

  • Lieber Mikelectric,

    Bei Orgevorführungen für Jugendliche kannst du mit solcher Literatur tatsächlich Interesse wecken. In Gottesdiensten wäre dies zu viel.

    Die Pfeifenorgel ist sicher das Ideal, aber nicht wenn sie nur wenige Register hat, da beist die Maus keinen Faden ab.

    Da braucht man auch nicht groß diskutieren. Hast du so ein Instrument wie NORDEN dann kann dir die Digitalorgel und HW gestohlen bleiben. :)

    Viele Grüße Viola da Gamba

  • Ich bin im Bereich Nachwuchs und Musik und Kirchenmusik sehr lange tätig.

    Die Situation ist nun einmal schlecht. Die Gemeinden haben kein Geld insbesondere in den kleinen Gemeinden werden dann beim Thema Orgel ganz sicher alle auf die Bremse treten. Nachwuchs großes Proble. Dazu gibt es genug Texte in der serösen Fachpresse.

    Literatur: 842 (mit agehängtem Pedal) ist grundsätzlich nicht verkehrt, aber langweilig. Da hätte ich als Jugendlicher auch keine Lust drauf. Schwedische Kleinmeister des 16. Jahrhunderts Sören Mulchskrön (1530-32) naja...

    Spiele ich ein kleines Stück von Vierne auf einer kleine (15 Register) aber guten Orgel, schon besser. 842 ... oh geht nicht klingt nicht.

    Hätte der Kollege ein wirkilch gute Digitalorgel, könnte er es spielen. Dann kommt auch einmal jemand und fragt. Was haben Sie da gespielt?

    Ich könnte am Sonntag ja mal das Prelude aus Prelude Fugue et Variation spielen (ist nicht so schwer).... 842 ... oh geht nicht... klingt nicht.

    Am vergangenen Sonntag habe ich aus Reger op. 65 das Scherzo gespielt... auf einer nicht ganz kleinen aber guten Pfeifenorgel (ohne Schwellwerk etc) . Aus romantischen Gesichtpunkten gerade noch vertretbar. Es klang wirklich gut. Danach bedankten sie einige Leute für das tolle Stück. Auf einer guten digitalen oder HW ... kein Problem. 842 ... oh geht nicht klingt nicht schade.... also doch wieder Sören Mulchskrön, den mittlerweile keine mehr hören kann. Und dann sagt der weniger interessierte Gottesdienstbesucher ... naja die Orgel, die spielt halt.

    Wir leben nicht mehr in den 50ern und die Pfeifenorgel hat eine kleine Schwester, die durchaus einsatzfähig ist. Damit können wir Leute begeistern.

    Das ist doch prima.

    Sollte Piet van Diek oder Ton Koopman vorbei kommen... gilt das nicht.... 842 ... boah Wahnsinn klingt.... total Klasse. Aber nicht jeden Sonntag!

    So sehe ich es. ich bin gespannt auf den Besuch in Kelkheim. Stephan Paxmann stellt derzeit ständig Videos ins Netz. Er macht das Klasse und er ist kein Profi. Und das Instrument klingt auch klasse. Ich bin kein Hauptwerkprofi, aber meine Ohren hören viel. ...

    Ich werde übrigens dazu dann icht mehr weiter mit diskutieren, ich übe tatsächlich sehr gerne und spiele es dann auch gerne vor und das Schreiben kostet mir zu viel Zeit, auch wenn ich solche virtuelle Gespräche mal interessant finde.

    Herzliche Grüße

    Viola da Gamba

    • Offizieller Beitrag

    Thema Nachwuchs haben wir schon diskutiert.

    Wir hatten in unseren Kirchen in Berlin-Brandenburg auch die Idee, daß das Interessse Orgel spielen zu lernen mit der Größe und Qualität der Pfeifenorgel wächst.

    Schnell konnten wir feststellen, dass das Interesse von der Art und Größe der Orgel zum allergrößten Teil nicht abhängig und generell eher sehr schwach ist.

    In einigen Gemeinden stehen Digitalorgeln verschiedener Hersteller. In anderen Gemeinden unterschiedlich große Pfeifenorgeln.

    • Offizieller Beitrag

    Die Jugend sehe ich nicht als das Maß der Dinge. Wenn sie nicht in Kirchen kommen weil sie von Jesus begeistert sind, dann brauchen sie eigentlich auch gar nicht kommen. Auch nicht wegen den Eitelkeiten des Organisten. Dann sollen sie doch einfach das machen worauf sie Lust haben. Tun sie sowieso. Warum muss sich Kirche denn als Veranstalter zum Bespaßen von Menschen sehen? Da verstehen wohl auch einige Kirchenmusiker etwas falsch. Abgesehen davon kenne ich auch sehr gläubige Jugendliche, die sich nicht so fordernd präsentieren. Es ist absolut nicht notwendig, auf einer Kirchenorgel französische Romantiker spielen können zu müssen, nur damit sich ein Kirchenmusiker dem Zeitgeschmack entsprechend profilieren kann.

    Aber die Mehrzahl der Kantoren und auch die Mehrzahl der Gemeinden legt Gott sei Dank noch großen Wert auf echte Pfeifenorgeln. Das Geld dazu hat eigentlich keine Gemeinde. Ich wüsste jedenfalls keine, die eine Orgel mal eben so bar bezahlt hat. Es fällt allen schwer das Geld zusammenzubekommen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein gemeinsamer Weg. Wenn die Gemeinde etwas mehr als nur eine handvoll Mitglieder hat, dann werden sie auch eine Orgel deutlich größer als 8-4-2 stemmen können. Dann haben sie einen Grund darauf stolz zu sein, etwas Außerordentliches für sich, ihre Gemeinschaft und ihren Glauben getan zu haben.

    Möglichst billig möglichst viel Show machen zu wollen, ist eine weltliche Anschauung, die die Kirche besser nicht teilen sollte. Kirche sollte Gegenpol bleiben, der Werte vermittelt, die länger Bestand haben als nur eine Modesaison. Tradition bringt den Menschen eine beständige Sicherheit für ihr Leben, auch wenn viele diesen Begriff negativ konnotiert sehen wollen. Die Kirchenorgel in Form der handwerklich gefertigten Pfeifenorgel ist ein gutes Stück solcher Tradition. Die elektrische Orgel ist dagegen ein Symbol für Schnelllebigkeit, Vergänglichkeit und Illusion.

  • Das stimmt absolut, das Können des Spielers ist viel entscheidender als die Technik.

    Mir ist es im Leben auch schon öfters passiert, das ich versucht habe, mein nicht können durch bessere Technik ausgleichen zu wollen. Es ist halt einfacher sich irgendwas tolles zu kaufen, als sich stundenlang hinzusetzen und zu üben.

    Trotz allem macht es ja auch Spaß, statt zu üben, an seinem Hauptwerk Setup rumzutüfteln.

    Lumarus hatte sicher auch viel Freude am bauen seiner Orgel. Auch wenn ich es schade finde, das die kaum genutzt wurde und jetzt wieder abgebaut wird.