Falls Ihr nichts besseres zu tun habt...
ein Märchen*, und es ist mir, wie alle guten Märchen, erzählt worden, und dem, der es mir erzählt hat, ist es ebenfalls erzählt worden und der Erzähler kannte den Verfasser nicht, wusste aber wohl zu berichten, dass alles frei erfunden sei...
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Es war einmal in einem weit weit weit entfernten großen großen Wald, da hatte ein kleines grünes Gamshorn einen kleinen Garten in dem gar lustig sein schien, und einige Tiere des großen Waldes hatten wohl nicht übel Lust in dem kleinen Garten mit dem grünen Gamshorn zu spielen...
Aber natürlich lies das Gamshorn nicht jeden einfach so hinein in "seinen Garten" denn schließlich war es sein Garten und auch wenn das kleine grüne Gamshorn den Garten weder alleine geschaffen noch sich um alles darin selbst gekümmert hatte, so hatte es doch die Macht zu entscheiden wer hinein dürfe und wer draußen bleiben musste...
(ja liebe Kinder so ist das Leben nun einmal in manchen Teilen, in dem weit weit weit entfernten großen großen Wald)
davon nichts weiter ahnend machte sich eines Tages auch ein kleines Eichhörnchen auf, da es schon öfter über die Mauer in den Garten des kleinen grünen Gamshorns geblickt hatte und sich dachte, dass es, obwohl nur klein und nicht so kräftig wie andere Tiere die ständig in dem Garten schafften und sich bemühten diesen noch schöner und blühender werden zu lassen, vielleicht auch ein wenig zur Vielfalt und Pracht des Gartens beitragen könnte und so bat es demütig und unterwürfig (denn so wünschte es das kleine grüne Gamshorn welches immerhin mehr als König oder Kaiser, eher gottgleich in seinem Garten war) um Einlass und siehe da - die Bitte wurde erhört.
Freudig aber auch sehr vorsichtig - denn es hatte doch mehrfach zu Ohren bekommen, dass das kleine grüne Gamshorn mitunter ein gar hässliches und jähzorniges, sogar selbstgerechtes und launisches Wesen wäre, begann das kleine Eichhörnchen hier und da an den Bäumen und Sträuchern, Beeten und Blumen mitzutun, alles in der Hoffnung für den Garten aber auch für die anderen Tiere ein nützlicher kleiner Mithelfer zu sein. und siehe da, ihm schien, als wäre die Arbeit und Mühe nicht vergebens und sogar ein paar Früchte wuchsen, und das Eichhörnchen dachte bei sich - schau an, das ist auch mein Verdienst, dass es hier so gute Früchte hat...
mitten im Garten aber war ein alter hohler Baumstamm und wie dem Eichhörnchen bekannt wurde war dieser Baumstamm angefüllt mit den köstlichsten Früchten und Nüssen - diese wiederum hatte das kleine grüne Gamshorn nun aber weder selbst gesammelt noch groß etwas dafür getan - und trotzdem hatte das kleine grüne Gamshorn beschlossen, dass die Nüsse in dem Baumstamm nicht für jeden sein dürfen der sich danach sehnte oder sie gar "brauchte" - nein, um in den Genuss der Nuss oder gar mehrerer GeNüsse zu kommen hatte das kleine grüne Gamshorn sich eine schwere und lange Prüfung überlegt, aber natürlich niemandem gesagt wie diese lautet oder gar wie diese zu bestehen wäre - nun könnte ein böser Mensch auf die Idee kommen zu sagen, dass das kleine giftgrüne Gamshorn einfach nach eigenem Gutdünken und Belieben (wie jeder echte und wahre Herrscher - und sicherlich ganz anders als der liebe Gott von dem das Gamshorn ständig faselte und höchst moralisch sprach - als wisse nur es allein was unser Vater im Himmel... ) verzeiht liebe Kinder - ich schweife ab...
eines lieben Tages also war es doch soweit - offenbar hatte unser kleiner Freund, das kleine Eichhörnchen, irgendwie alles richtig - oder einfach nicht genug falsch gemacht und durfte das erste Mal zum holen Baumstamm gehen und die Wunder sehen die von so vielen fleißigen und klugen Tieren zusammengetragen wurden - und glaubt mir, Wunder waren es fürwahr - denn jede Nuss oder Frucht war nicht nur wunderschön und nahrhaft - nein, sie war auch noch einzigartig und sobald sich das kleine Eichhörnchen eine Nuss genommen hatte - da war haargenau die gleiche Nuss wieder in dem heiligen Baumstamm - wer es nicht gesehen wird es nicht glauben - aber ich habe es erzählt bekommen und der es mir erzählt hat war ohne Fehl und Tadel in seinen Worten - also glaube ich ihm...
das kleine Eichhörnchen war nun schon immer ein wenig sonderbar - das wollen wir hier gewiss nicht verhehlen - und es hatte so ein übles Gefühl für Gerechtigkeit in sich und fragte sich nun doch - wo dem kleinen giftiggrünen Gamshorn selbst nicht eine einzige kostbare Nuss und keine köstliche Frucht jeh verloren ginge, warum es diese dann so argwöhnisch bewacht anstatt mit allen Tieren des Waldes (die Nüsse mögen und "brauchen") zu teilen...
zumal eigentlich alle Nüsse von anderen Tieren gesammelt, poliert und geknackt, alle Früchte von anderen Tieren gehegt und gepflückt worden waren - aber ihr wisst ja, liebe Kinder, einen König oder Kaiser oder so ein gottgleiches kleinsinniges giftgrünes Gamshorn dürft Ihr nie fragen warum es etwas tut - sicherlich ist es ihm vom lieben Gott selbst gesagt worden was gut sei für das unwürdige gemeine Tier - oder zumindest glaubt es das ...
und falls Ihr jetzt denkt das wäre schon das Ende unserer Geschichte - ein fröhliches kleines Eichhörnchen inmitten anderer lustiger Tiere die gemeinsam einen Garten noch schöner machen und bald alle Tiere die möchten hineinlassen und mit ihnen die köstlichen Nüsse und anderen Früchte teilen die der Garten hervorbringt - nein, meine lieben Freunde, weit gefehlt...
denn eines Tages kam unser kleines Eichhörnchen wieder an das Gartentor - ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass niemand in dem Garten sein Haus bauen und dort wohnen kann, sondern jeden Tag aufs neue um Einlass bitten muss...
(das unterscheidet den Garten von einer AnimalFarm)
so also geschah es eines frischen Tages, dass das kleine Eichhörnchen am Gartentor stand, und dem Wächter die Parole zuflüsterte um Einlass zu bekommen, da geschah es, dass der Wächter fiese grinsend zu dem Eichhörnchen sagte: "Du bist hier nicht mehr willkommen, verschwinde, wir wollen Dich hier nie wiedersehen..."
abgesehen davon, dass wohl niemandem ganz klar sein konnte wer denn dieses "wir" sei - giftgrüner Royaler Pluralis Majestamshornis ? hatte das kleine Eichhörnchen nicht den geringsten Schimmer womit es eine so ungerechte Behandlung hätte verdienen können - oder hatte es etwa gar unabsichtig dem göttlichen giftiggrünen Gamshorn Widerworte gegeben? - die heilige Meinung des kindisch kleinlichen nicht huldvollst und demütig geteilt oder...
(halten wir uns hier nicht lange mit Spekulationen auf - es ist wie es nunmal in diesem weit weit weit entfernten großen großen Wald ist)
da tauchte aus den tiefen des Waldes ein prächtiger stolzer Hirsch auf und sprach zu dem kleinen verwirrten Wesen:
"Sei nicht traurig kleiner Freund - Du bist nicht der erste der da, trotz aller Müh und Plage, Arbeit und Sorgfalt, herausgeworfen wurde und Du wirst sicherlich auch nicht der letzte sein...
komm mit mir ich zeige Dir eine Stelle im Wald die nur schwer zu erreichen ist - aber von dort hast Du einen sehr guten Blick auf den Garten des ...
auf diesen Garten und vielleicht wird Dir dann manches klar und deutlich..."
das kleine unsichere Eichhörnchen folgte dem freundlichen Hirschen und tatsächlich, von dieser Stelle des Waldes hatte es einen ganz neuen Blickwinkel auf den Garten, der in großen Teilen immer noch schön und prächtig und voller Früchte, von der Arbeit vieler fleißiger Tiere anzusehen war - aber nun auch ein paar sehr unschöne - geradezu scheußliche Stellen erkennen ließ...
nun denn sagte sich das Eichhörnchen und obwohl etwas wehmütig, hatte es sich doch mit einigen großartigen Tieren etwas angefreundet, sah es ein, dass hier nun nicht mehr sein Platz sein würde und machte sich auf den Weg weiter durch den großen großen Wald...
"gibt es wohl noch andere Gärten hier im Wald ?" fragte es den Hirschen, "Wenn Du keinen findest der Dir gefällt, dann kannst Du Deinen eigenen Garten schaffen" antwortete dieser freundlich - "da hast Du natürlich Recht" seufzte das Eichhörnchen immer noch etwas wehmütig und hoffnungslos...
nahm all seinen Mut zusammen und machte sich auf den Weg im großen großen Wald nach anderen Tieren und anderen Gärten zu suchen...
was wohl aus dem freundlichen Hirschen geworden ist? oder aus den vielen lieben und klugen Tieren die von dem (na, Ihr wisst schon wen ich meine aus dem Garten geworfen wurden und das so lieb und nett war auch noch sämtliche Spuren ihrer Namen in dem Garten zu verwischen (natürlich hat es die Früchte alle behalten - ist es ja ein rechtes christliches Tier, das oft vom lieben Gott schwafelt)
und ob das kleine Eichhörnchen einen neuen Garten gefunden - oder begonnen hat einen eigenen Garten für sich und alle Tiere die dabei sein möchten zu schaffen...
und was wohl mit den Nüssen und Früchten passiert ist die das Eichhörnchen gesammelt hat...
das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden
* ganz streng genommen ist es wohl eher eine Parabel und weniger eine Fabel
ganz sicher aber ist es fabelhaft (zumindest erzählt worden
(Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Tieren sind rein zufällig und nicht beabsichtigt)