Wie viel Kopfhörer will/muss man sich leisten?

  • Aufbauend auf meinen letzten Tweed zum Bereich mobile Nutzung hier vielleicht zunächst Erfahrungen/Fehlenschätzungen, die ich gerne weitergeben würde. Vor weit über 5 Jahren wecheselte ich vom Klavier zur Orgel und wollte wohl zuviel auf einmal. Orgelspieltisch selber bauen, Koppelung Orgelmusik mit der Hifiwelt im Wohnzimmer....

    Hauptwerk, Rotterdam Laurenskerk, RME Soundkarte, Lehmann Kopfhorerverstärker, verbunden über XLR, AKG 712 pro. So weit so gut.

    Dann als Lautsprecher Eve 307 als Satelliten und den TS112 als Subwoofer.

    Im Lauf der Zeit hat sich bei mir rausgestellt, dass ich eigenltich nur mit Kopfhörer übe und die eierlegende W.,,,,, Orgelmusik plus HIfi in meiner Räumlichkeit nicht wirklich funktioniert. Insbesondere kann ich den Subwoofer nur dann einschalten, wenn ich alleine bin. Denn er überträgt ja die Schallwellen in Richtung Boden, so dass Wibrationsgeräusche scih weithin ausbreiten.

    Bei der mobilen Nutzung Astell und Kern, Files in CD-Qualität als FLAC oder gestreamt in HighRes. Als Kopfhörer den AK T1p. Hier stellte sich dann in der Praxis heraus, dass der Overear nicht in jeder mobilen Nutzung so die erste Wahl ist. Damit als Inear den Sennheiser IE80S. Und damit kam die Erkenntnis, dass es zwischen Overear und Inear (hier spezielle Schaumpassstücke zur echten Abdichtung) natürlich Unterschiede gibt. Aber in der mobilen Nutzung und den Außengeräuschen gibts für mich keinen wirklichen Qualitätsunterschied.

    Somit bekam der AK T1 für mich einen etwas negativen Beigeschmack im audiophilen/esoterischen Sinne.

    Daheim höre ich jetzt seit Jahren Musik über Bluesound; und teste gerade Roon. Bei Bedarf kann ich hier auch einige Reinfälle zum Besten geben.

    Aus einer Laune heraus schloss ich am Wochenende den T1 an die zweite Ausgangsbuchse des Kopfhörerverstärkes und erwartete jetzt eigentlich nichts Besonderes, außer dass ich beim Hörvergleich aufgrund der unterschiedlichen Eingangspegel ständig nachregeln muss.

    Nachdem ich das aktuelle Übungsstück begonnen hatte, Einzelpfeifenregistrierung, war aber nach 5 Noten die Sache erledigt. Ich höre auf dem T1 Nuancen, Anblasgeräusche und Differenzen zwischen den einzelnen Pfeifen, die beim AKG nicht da sind.

    Da ja das Ausgangsmodell des AK von Beyerdynamic mit dem T1 kommt, er eigetlich die Referenz sein müsste, habe ich mich an Beyerdynamic gewandt, wo denn da der Unterschied wäre. Die halten sich allerdings bedeckt und behaupten die Details nicht zu kennen und lassen sich auch nicht zur Empfehlung hinreißen, dass der eigene T1 von der Theorie her besser auflösen müsste als der angepasste niederohmige AK T1. Zumal es beim Sampling gerade auf die Neutralität der Wiedergabe ankommt.

    Da dachte ich mit, passt schon. Denn im audiophilen Bereich ist ja das Esoterische sowieso... Also müsste doch eigentlich die Zielgruppe Sampling für mich besser geeignet sein als die Zielgruppe Hifi. Nach lamgem Hin und Her ließ sich der Support von Beyerdynmik zu der Aussage hinreißen, dass der DT1990 pro, also das Spitzenmodell, im Bereich Höhen und Räumlichkeit seine Stärken hätte. Da dieser zufällig im Outlet zu bestellen war tat ich dies voller Zuversicht. Gestern kam er an und nach 5 Tönen war die Sache auch wieder erledigt. Ich höre wie beim AKG die Details nicht. Daher muss ich ihn heute wieder zurückschicken und dann mehrmals in der Woche umstecken, wenn ich zwischen Orgel und mobiler Nutzung wechseln will.

    Reinhard

  • Als Low-Budget-Orgler hatte ich keine großen Ansprüche an meine Kopfhörer gestellt und die ersten Monate genutzt, was im Haus war: Ein uralter Sennheiser HD424 - mit einer Impedanz, die heute nicht mehr gebaut wird - und so ein klappbares Teil AKG K480. Bis ich mich hauptsächlich auf Gund des Tragekomforts entschlossen habe, noch mal Geld in die Hand zu nehmen. Da die beiden genannten schon sehr unterschiedlich klangen, hatte ich mich in den Orgelforen informiert, welchem Kopfhörer ein "neutrales" Klangbild bescheinigt wurde, der nicht all zu teuer war und der mir bequem auf dem Kopf sitzen sollte. Am Ende kam ich beim AKG K701 raus, habe den Kauf bisher nicht bereut. Manchmal ist es vielleicht einfacher, nicht all zu viel Optionen zu haben, von wegen Qual der Wah und so...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Reinhard,

    wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann hörst Du mit dem von Astel & Kern modifizierten Beyerdynamic T1 Anblasgeräusche usw. von Pfeifen, die beim AKG K-712 nicht oder kaum zu hören sind? Das muss keinesfalls darauf hindeuten, dass der AK T1 feiner auflöst und deshalb besser wäre! Im Gegenteil deuten meiner Erfahrung nach solche Effekte eher darauf hin, dass der Frequenzgang nicht ausgeglichen ist und manche Frequenzen überbetont wiedergegeben werden. Hier findet Seitens der Hersteller häufig eine Effekthascherei statt. Es wird versucht, das Klangbild eines Kopfhörers dem Geschmack der Zielgruppe anzupassen. Im Direktvergleich mit einem erwiesenermaßen sehr neutralen, ausgeglichenen Köpfhörer gefällt der Klangeindruck eines "überarbeiteten" Kopfhörers dem Durchschnittshörer dann häufig besser und er wird diesen dann auch eher kaufen. Wenn dann noch die "Esoterik" drumherum entsprechend ausgeklügelt ist, dann zahlt der solvente Kunde gerne auch ein paar hundert Prozent mehr.

    Auf der Seite von Astel & Kern wird sehr betont, dass der modifizierte T1 nur eine Impedanz von 32 Ohm hat, gegenüber dem originalen T1 mit 250 Ohm. Das wird als großer Vorteil herausgekehrt, weil so der Kopfhörer an jedem (billigen) MP3-Player noch genügend Lautstärke bringt. Aber - klanglich ist das eindeutig ein Nachteil - das wird einfach verschwiegen. Damit ist aber auch schon klar, wo hier die Zielgruppe bei AK liegt: Der hippe Kunde, der trendy und chic sein will und genügend Geld hat, sich feine, auserlesene Sachen zu kaufen. Und schwupps - schon kostet der so "veredelte" (aber in wahrheit verschlechterte) Hörer fast das Doppelte.

    Insofern wundert mich nicht, dass Beyerdynamic da auch nicht viel dazu sagen will. Sie wollen sich AK als Kunde ja nicht verprellen. Ich würde am ehesten noch annehmen, dass der originale T1, so wie ihn Beyerdynamic erdacht hat, deutlich besser klingt. Aber selbst da bin ich skeptisch. Ich glaube nur das, was meine eigenen Ohren mir sagen. Die Tesla Wandler sind noch vergleichsweise neu und der Hersteller muss die Entwicklungskosten wieder reinholen. Deshalb wird er als Flaggschiff präsentiert. Ich habe ihn aber selbst noch nicht gehört und will ihn deshalb auch nicht weiter schlecht reden. Die erste Serie war wohl nicht der Knüller und die zweite Serie soll jetzt verbessert sein. Was auch immer einem das sagen soll.

    Bei meinen Hörvergleichen bin ich immer wieder beim Beyerdynamic DT-880 gelandet. Dieser hat für mich die ausgeglichensten Eigenschaften. Den ersten hatte ich mir vor rund 38 (!) Jahren gekauft und der funktioniert immer noch und klingt hervorragend. Vor ein paar Jahren habe ich mir dann nach ausgiebigen Vergleichstests nochmal einen neuen DT-880 gekauft. Der klingt einfach sehr neutral und gibt die Klangquelle ungeschönt wieder.

    Ebenso besitze ich einen AKG K-701, der den Klang sehr neutral und echt herüberbringt. Allerdings noch etwas kühler und analytischer als der DT-880. Ist etwas Geschmacksache. Den DT-880 benutze ich aber doch häufiger, weil etwas wärmer im Klang. Der AKG K-712 hat schon wieder eine Überbetonung in den Tiefen, die mir nicht zusagt, klingt ansonsten aber auch sehr neutral.

    Letztlich kann die individuelle Gestaltung der Ohrmuschel auch Unterschiede im Klang ausmachen, allerdings ist das bei so großen On-Ear-Kopfhörern meist kein erheblicher Faktor mehr.

    Sehr gute Kopfhörer gibt es heute bereits ab ca. 150 Euro. Ein wesentlich teurerer muss nicht zwangsläufig besser sein. Studio-Kopfhörer würde ich mir nicht antun, da hier der Tragekomfort deutlich schlechter ist, wegen dem erforderlichen höheren "Anpressdruck". Technisch sind das ansonsten die gleichen Hörer wie die HiFi- Varianten.

    Gruß Michael

  • Guten Morgen Olaf und Michael,

    schön von euch wieder mal was zu hören.

    @Olaf: Leider habe ich überhaupt nichts mit Elektronik am Hut und ich würde mir gerne einen Körperschallwandler unter die Bank schrauben. Hättest du eine Idee wo man so was kaufen könnte?

    michael: Du bestätigst mich ja bzgl. der audiophilen esoterischen Welt. Da ich selber in der Kirche nicht spiele, sondern nur daheim mit HW, wäre jetzt natürlich die interessante Frage ob die feinen Nuancen bei den Einzelpfeifen in Realität, also in der Rotterdamer Kirche, auch hörbar sind, oder es hier nur der besonders abgestimmten, und damit verfälschten, Wiedergabe der Realität.

    Habe mich jetzt an Thomann gewandt. Bin gespannt was die so meinen

    Reinhard

  • Hallo Olaf,

    wenn wir im Forum eine auch für den Laien anwendbare "Fertiglösung" hinbringen würden, dann gäbe es sicherlich viele Nachahmer. Ich würde mich da auch als Versuchskaninchen anbieten wollen

    Reinhard

  • Da mein Bose QuietComfort 15 nach weniger als 4 Jahren der nicht besonders intensiven Nutzung Auflösungserscheinungen an den Ohrmuscheln zeigt, steht bei mir auch ein Neukauf an.

    Ich sehe hier bisher den AKG K701 und den DT-880 als Vorschläge.

    Mir wäre eigentlich auch noise canceling ganz lieb, da meine Familie oft vorm Fernseher sitzt, wenn ich spiele.

    Gibt es dafür auch Empfehlungen?

    Viele Grüße

    Michael

    P.S.: Lösungen, bei denen man wie bei Bose alle 3-4, bei intensiverer Nutzung, wie ich Sie mir aktuell vorgenommen haben sogar fast jährlich etwas austauschen muss, mag ich nicht.

  • Ich liebe den Sennheiser HD590. er ist mittlerweile gefühlt 25 Jahre alt und hat keine Auflösungserscheinungen.

    Ich habe ihn mal mit dem AGK 701 verglichen und bin bei Sennheiser geblieben.

    Ein Besucher kam mal ganz stolz mit einem Bose vorbei. Ganz liebevoll in einem tollen Etui zusammengeklappt.

    Als er sich den Sennheiser aufgesetzt hat, hatte er Augen wie Wagenräder!!

  • Freut mich dass sich hier vielleicht ein Erfahrungsaustausch zu den verschiedenen Hörerfahrungen anbahnt.

    Ich möchte bei meiner Orgel aber auch mobil (nutze bei hochohmigen Kopfhörern einen Kopfhörerverstärker) mich in die verschiedenen Hördetails einhören. Als Referenz habe ich mit den Neumann NDH20 gegönnt. michael: Als geschlossener Kopfhörer lässt er so gut wie keine Geräusche rein, aber wie hält deine Familie beim Fernsehen die Spielgeräusche der Orgel aus?

    Den Neumann vergleiche ich aktuell mit dem AKG 712 pro und dem Beyerdynamik DT990.

    Beim Neumann kommen wunderbar die Bässe raus; die Mitten und Höhen sehr schön nuanciert, aber auch sehr zurückhaltend. Bein den beiden anderen sind die Bässe neutraler aber die Höhen sind im Vergleich dazu, bei manchen Pfeifen unangenehm, schrill und nuanciert. Und in mancher Gemüts- und Übungslage im Vergleich dazu anstrengend.

    Bin gespannt wie sich dann die Details nach einer gewissen Eingewöhnung einprägen und wies dann im Vergleich zur mobilen Nutzung mit den Erfahrungen weitergeht.

    Bin bei ebay dran um bei Gelegenheit über Schnäppchen meine Vergleichslaborlösung auszubauen.

    Reinhard

  • Mikelectric 19. März 2020 um 02:44

    Hat den Titel des Themas von „Wie viel Kopfhörer wil/mussl man sich leisten?“ zu „Wie viel Kopfhörer will/muss man sich leisten?“ geändert.
  • In diesen so verändernden Tagen und Wochen kann man sich vielleicht auch weiterhin mit dem Luxusproblem des Kopfhörertestens aufhalten. Bin jetzt auf ebay fündig geworden, was ja in vielerlei Hinsicht spannend ist. In welchen Zustand kommt das gebrauchte Teil an, ist es überhaupt nutzbar....Wie immer im Großen und Ganzen sehr zufrieden.

    Zunächst habe ich mir selber den Beweis erbracht, dass hohe Anschaffungskosten nicht auch hohe Qualität bedeuten muss. Wie oben schon dargestellt ist meine Referenz der Neumann HD210.

    Sennheiser HD210. Wird nicht mehr vertrieben und es gibt auch keine Ersatzteile, bei Sennheiser oder sonstwo. Ein wunderbares Vintage Teil. Leicht, alles aus Hartplastik, geschlossener Kopfhörer. Nimmt man ihn in die Hand hat man sofort Lust in wegzuwerfen. Denn das kann ja nichts sein.Eigenltich Over Ear, aber aufgrund der Polstergröße eher Onear. Das Kabel, beim Hörer, 2,5 mm Klinke, und zum Verstärker 3,5 mm. Ich weiß nicht ob das auswechselbare Kabel ein Oringinalteil ist. Da es zu einem Wackler beim Kopfhörerverstärker kam habe ich mir ein normales Audiokabel besorgt. Da kams dann zu einem Wackler beim Kontakt zur Hörermuschel. Also habe ich mir einen Adapter 3,5mm zu 6 mm gesucht, der die kurze Klinke aufnimmt.

    Und Überraschung.....toller räumlicher bassbetonter Klang, der überhaupt nicht zum Vintageaussehen passt. Nutze ihn jetzt zum Fernsehen.

    Beyerdynamik DT770 und DT990. Sind nach Aussagen Beyerdynamik vom Prinzip her gleich, der DT 880 wäre dann der Dritte im Bunde als halboffener Hörer. 770 offen und 990 geschlossen. Habe mir dann Original Ohrpolster besorgt und vom Klangeindruck hier auch wieder toll. Bässe kommen wunderbar raus, nuancenreich und natürlich kleine Unterschiede in den Höhen und der Feinpräsenz. Aber wenn man keinen direkten Hörvergleich hat käme man nicht von sich aus auf die Notwendigkeit den Kopfhörer zu wechseln. Wäre jetzt interessant zu verstehen warum, obwohl das Innenleben wohl weitestgehend gleich ist, die Ohmgegebenheiten so varriieren.

    Habe jetzt noch den AKG 530. Wird auch nicht mehr gebaut und kommt wohl aus der Zeit des Applehypes, da er weiß ist. Da die Originalpolster total abgenutzt sind habe ich mir von einem Zulieferer passende neue Polster besorgt, die muss ich aber erst noch auf die Originaladapter aufkleben.

    In der Hoffnung dass die Beschäftigung mit dem Schönen und Unnützen hilfreich ist für den Rest

    Reinhard

  • Schöne Affiliate-Links, eher unschöne Bewertungen, z.B. die angeblich hörbare "Verzögerung" wegen der einseitigen Kabelzuführung... Ansonsten viel allgemeines Blabla, natürlich optik-fixiert.

    Ich empfehle https://www.innerfidelity.com/

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Hinweise. Ich werde den Sennheiser mal testen. Mal sehen wo ich einen herbekomme.

    € 199,- ist für einen guten Hörer absolut in Ordnung. Von den

    6 - 36000 Hz sollte man sich nicht blenden lassen.

    Orgelbässe über den kurzen Abstand vom Wandler zum Ohr???

    Eine Orgel mit 32' Registern hat ein Spektrum von ca.

    16 - 8000 Hz (vielleicht etwas darüber)

    Ein Hörer, der 20000 Hz gut wiedergeben kann verfälscht keinen Obertonklang der Orgel.

    Zum Üben reichen preiswertere Kopfhörer

    Ich bin auf den Klangeindruck des o.a. Sennheiser-Hörers gespannt

    • Offizieller Beitrag

    Ein 600 Ihm Kopfhörer belastet den Ausgang von 2 Ohm unwesentlich. Darum ist der Innenwiderstand am Ausgang so niedrig gehalten.

    Bei 600 Ohm sinkt der Maximalpegel von +9,5 dBu theoretisch auf + 7,6 dBu.

    Eine ausreichende Lautstärke ist damit problemlos.

    Der THD von 0,1% ändert sich bei 600 Ohm Ausgangslast gegenüber 1000 Ohm praktisch nicht. (Änderung ist vernachlässigbar)

    Du kannst deinen 600 Ohm Hörer bedenkenlos anschließen.

    • Offizieller Beitrag

    Man muss das nicht im einzelnen verstehen. Der Innenwiderstand ist deswegen so klein, dass man bedenkenlos höherohmige Kopfhörer anschließen kann. Umso höher der Kopfhörerwiderstand je kleiner sind der Strom und die Verzerrungen

    Das zu erklären wird noch spezieller.

    600 Ohm machen bei 2 Ohm Innenwiderstand kein Problem