Hauptwerk-Alternative? Sweelinq

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    Das wäre vielleicht für den Moderator dieses Forums eine Möglichkeit "Sweelinq" einen eigenen Ordner im Menü "Virtuelle Orgeln" zu spendieren.

    Ich dachte wir wollten die Anzahl der Ordner reduzieren? :/ Aber warten wir mal ab. Falls Sweelinq einschlägt wie eine Bombe, dann ja. Falls es ein Blindgänger wird, dann nein. :-wow:

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt hat es mir doch keine Ruhe gelassen und ich habe die Sweelinq Beta in der Nacht noch heruntergeladen und installiert. Ebenso beide Samplesets. Das geht auch relativ schnell im Vergleich zu Hauptwerk und nassen Samplesets, da sich die Datenmenge in Grenzen hält.

    Ich habe auf dem Windows PC meiner HW Orgel installiert. Der hat nur eine relativ kleine Boot SSD, da ich Programme und Daten auf einer großen Festplatte installiere und der Cache auf einer separaten großen SSD liegt. Das ist bei Sweelinq nicht gut, denn man kann bei der Installation keinen Pfad angeben. Alles wird einfach nach Laufwerk C:/ installiert. Nach Installation und Eingabe der Registrierungsdaten müssen zuerst die Samplesets noch manuell entpackt werden. Das ist unkomfortabel und geht bei HW automatisch. Bei der Installation eines Samplesets wird auch nicht gefragt wohin und so ist beim zweiten Set meine System SSD vollkommen übergelaufen.

    Nach einigem Suchen in diversen Menüs mit der Maus (ohne die geht das kaum) habe ich doch noch eine Option gefunden, wo man den Pfad für die Samplesets ändern kann. Pfad geändert, aber die Sets werden nicht wie bei HW automatisch verschoben. Handarbeit mit einem Dateimanager ist angesagt. Letztlich dann die Sets doch nochmal neu installiert.

    Beim ersten Starten eines Sets fragt er dann nach der Midizuweisung für Manuale und Pedal. Hier muss jeweils die tiefste Taste einmal betätigt werden, das reicht. Das Schwellpedal der Kam Orgel oder andere Midi-Eingabegeräte interessieren ihn dabei nicht. Möglicherweise kann man das noch in irgend einem versteckten Menü einstellen. Das Laden eines Sets geht erwartungsgemäß tatsächlich recht schnell.

    Ich habe mich dann noch etwa 10 Minuten mit jedem Sampleset befasst. Danach hätte ich am liebsten alles wieder gelöscht. Um es kurz zu fassen: Der Klang tut mir in den Ohren weh. Im Moment läuft das bei mir unter "Blindgänger" und hat kein eigenes Unterforum verdient.
    Was ist das bei genauerer Analyse? Hört sich für mich an wie eine schlechte Digitalorgel. Bei beiden Samplesets der gleiche Effekt. Zwischen den Prinzipalen beider Orgeln gibt es auch kaum einen Unterschied.
    Die Samples, so es denn tatsächlich welche sind, klingen für mich verstümmelt. Der Attack ist zurechtgestutzt und kommt unnatürlich langsam. Fast wie ein Einblenden des Tons. Selbst bei einer Hall-Einstellung von 0% sind deutliche Hallfahnen zu hören. Also keine wirklich trockenen Samples. Der Release klingt dabei wie weggewürgt. Ähnlich wie bei HW, wenn man einfach die Hallfahne an einem nassen Sample abschneidet. Das ganze erinnert mich an eine Hüllkurve bei einem Synthesizer. Jeder Ton scheint da auch mathematisch exakt nach dem selben System bearbeitet zu sein. Das klingt mehr als langweilig, obwohl man noch Reste einer Pfeifenansprache in jedem Sample erkennen kann.

    Wenn ich dann den Hall auf einen höheren Wert bis zu 100% einstelle, dann stört das weggewürgte Release nicht mehr so, da es dann von einem sehr künstlich wirkenden Hall überlagert wird. Da klingt der Hall meines Lexicon Hallgerätes noch besser. Das ist zwar kein IR Hall, aber da kann ich wenigstens die Parameter einstellen. Die "Reflexionen" des Halls im Raum hören sich für mich sehr unnatürlich an. Nach einem etwas blechernen Wah Wah. Einem Leslie-Effekt des rotierenden Lautsprechers einer Hammond Orgel oder so. Übertrieben ausgedrückt. Ein Effekt, den ich aber auch schon öfter bei IR Hall wahrgenommen habe. Irgendwie das Pendant zum Glockenklang von nassen Samples mit zu wenigen Releases.

    Also für mich ist das so klanglich nichts, aber vielleicht wird es ja mit der Zeit besser. Sicher gibt es auch welche die es schön finden. Denen gratuliere ich.

  • Vielen, vielen Dank, Michael, dass du dir die Mühe gemacht hast und deine Kritik so klar beschreibst!!

    DANKE für den Bericht!


    (Also doch etwas für die Fraktion der "Firmengebundenen" (?) ?)

  • Was bin ich froh und dankbar, in diesem Forum endlich angekommen zu sein!!

    Eure enorme Kompetenz, Offenheit und Freundlichkeit ist für mich einfach beglückend.

    Was ein Unterschied!! ?

    Danke und Grüße

    • Offizieller Beitrag

    (Also doch etwas für die Fraktion der "Firmengebundenen" (?) ?)

    Genau, so hat man es von den 1960iger Jahren mit den Fotoapparaten gemacht. Linsen speziell eingefärbt. Man musste Filme des gleichen Herstellers kaufen. Diese waren den Linsen entsprechend farbkorrigiert.

    Andere Filme erzeugten blau- oder rotstichige Aufnahmen.

    Fernbedienungen elektronischer Geräte in der jetzigen Zeit?.......Jeder kocht seine eigene Suppe.

    • Offizieller Beitrag

    bin ich skeptisch und daher zurückhaltend mit dem Installieren weiterer Software.

    Da hast Du vollkommen recht. Im Nachhinein betrachtet muss ich feststellen, dass ich aus der Euphorie heraus ganz schön leichtsinnig war, einfach irgend eine .exe Datei herunterzuladen und zu installieren. Sowas könnte einem üble Viren einbringen. Ich war in Bezug auf die genannte Firma Noorlander arglos, weil man den Namen kennt. Später habe ich auf der Webseite von Sweelinq auch keinerlei Impressum oder sonstige Angaben über den Hersteller gefunden. Auch auf der Seite von Noorlander ist kein Name eines Verantwortlichen zu finden, sondern nur eine Adresse. Einen Hinweis auf Sweelinq konnte ich auf der Noorlander Seite auch nicht finden, habe aber nicht allzu lange gesucht.

    Mein obiges Urteil hört sich jetzt erst mal vernichtend an. Ich denke aber, dass es erfahrungsgemäß nicht jeder so krass wahrnimmt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich der Klang auf meinem System aus irgendwelchen Gründen anders darstellt, als auf einem anderen System. Ich weiß ja nicht wie der Klang zur Laufzeit des Programms generiert wird. Vielleicht kann man noch irgendwo etwas mit Einstellungen anpassen.

    Das soll aber bitte keinen davon abhalten, Sweelinq selbst zu installieren und auszuprobieren! Zu bedenken ist immerhin, dass es noch in der Beta-Phase ist und sich noch viel ändern kann. Nach den blumigen Werbemetaphern im Vorfeld war ich halt erstmal sehr enttäuscht.

    • Offizieller Beitrag

    Hätte man z.B. die Johannus live mit ihrem Abstrahlsystem so konzipiert dass man Sets im Speicher ablegen kann, die dann ähnlich einer Registerbank sofort aufrufbar sind, würden einige Interessenten solch ein Instrument bestimmt kaufen. Zumal die jeweiligen Dispositionen angezeigt werden.

    Aber nein, wieder ein eigenes System (siehe Zitat)

    • Offizieller Beitrag

    Linsen speziell eingefärbt. Man musste Filme des gleichen Herstellers kaufen.

    Danke, dass Du mir nach Jahrzehnten endlich die fotografischen Amateueraugen geöffnet hast! Ein Segen des Internet ist, dass sich Menschen endlich ungebremst austauschen können und sich somit weniger verdummen lassen müssen.

    • Offizieller Beitrag

    In einem weiteren Youtube wird HW mit Physikal Modelling verglichen.

    Die Verfahren werden akustisch gegenübergestellt. HW klingt in meinen Ohren sachlich.

    Physikal Modelling klingt mir wie eine Orgel mit zusätzlichem Choruseffekt. Der Klang erscheint lebendiger. Ich werde das weiter verfolgen. Schlimm, wenn man Sterilität tatsächlich auf diese Weise bearbeiten würde.

    Wie gesagt, es klingt mir subjektiv ein wenig danach.

  • Ein Segen des Internet ist, dass sich Menschen endlich ungebremst austauschen können und sich somit weniger verdummen lassen müssen.

    Für die, die sich die Mühe machen und qualitativ gute von teils idiotischen Beiträgen unterscheiden können: ja, es ist möglich.

    'Ungebremst' ist dieser Austausch jedoch beileibe nicht.

    (Und nicht nur im Sakralorgelbereich ?)

    Verdummung aus Interessen ist extrem verbreitet geradezu Programm.....

  • Den Audio-Level und Hall-Level lässt sich in 2%-Schritten bedienen. Mit 50x Touch ist man durch. Scheinbar haben die noch kein Hauptwerk gesehen. Da gehören Regler hin.

    Das wäre in der Tat besser. Solange es noch nicht verbessert wurde : Im Menü „Orgelsettings“ gibt es einen Button „Sliders“. Damit können Sie diese Funktionen

    über Midi mit physischen (Schiebe)regler (oder mit Schieberegler auf Ihrem selbst entwickelten Midi-Bildschirm) verknüpfen.

  • Eine gute Oberfläche ist nicht einfach. Ich hatte auch mal damit begonnen und dann das Midi-Panel aus Gründen der Einfachheit ganz anders aufgezogen.

    Ich finde es bei solcher Software allgemein störend das es nicht auch eine Fensterlose Fassung gibt. Natürlich ist eine Oberfläche wichtig, aber wenn man seinen Spieltisch baut, dann richtet man diesen im Idealfall mit entsprechenden Schaltern ein und möchte keinen Monitor mehr betreiben. Außer Aeolus bietet aktuell keine Software die Möglichkeit einer Fensterlosen Nutzung. Im ersten Moment erscheint das zwar sinnlos, aber wenn man seine Orgel mit einem Linux System baut, dann kann es durchaus sinnvoll sein den Overhead für eine grafische Oberfläche wegzulassen und einfach das ganze als Dienst zu starten der läuft bis der Ausknopf betätigt wird. Bei Windows ginge das z.B auch mit sehr schlanken PE Versionen. Betriebssystem mit 500 Mb nur das absolute Minimum in 10 Sekunden betriebsbereit. Mit grafischer Oberfläche und den hunderten Diensten dazu dauert es länger und der Speicherverbrauch steigt auch mal schnell um einige hundert Mb. Auf einem großen Desktop nicht so wichtig, auf einem Raspberry Pi hingegen ein großer Unterschied.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Schön gespielt, aber:
    Demostücke finde ich zur Beurteilung des Klangs eines Samplesets immer wenig brauchbar. Besser wären eigentlich Aufnahmen von Einzeltönen aus verschiedenen Registern. Auf Contrebombarde bin ich schon mehrmals darauf reingefallen. Es gefällt einem die schöne Orgelmusik und durch die Vielzahl an überlagerten Klängen kann man sich kaum noch richtig auf den eigentlichen Klang der Samples konzentrieren. Hat man das so auserkorene Sampleset erst mal zu Hause, kommt häufig das böse Erwachen. Deshalb ist ja so wichtig, dass man ein Set schon vorher möglichst vollständig ausprobieren kann.
    Trotzdem höre ich hier einiges davon heraus, was ich weiter oben schon bemängelt habe.

  • Also für mich ist das so klanglich nichts, aber vielleicht wird es ja mit der Zeit besser. Sicher gibt es auch welche die es schön finden. Denen gratuliere ich.

    Wenn ich ein Programm in der Beta-Phase zur Verfügung bekomme, sehe ich das als Einladung zu positiver Kritik, die dem Anbieter und damit auch zukünftigen Nutzern zugute kommt.

  • Mein obiges Urteil hört sich jetzt erst mal vernichtend an.

    Das kann man durchaus sagen.

    Zitat

    Ich denke aber, dass es erfahrungsgemäß nicht jeder so krass wahrnimmt.

    Ich zähle auf diejenigen, denen dies nicht als ausgewogenes Urteil erscheint.

    Zitat


    Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich der Klang auf meinem System aus irgendwelchen Gründen anders darstellt, als auf einem anderen System.

    Absolut. Auf meiner Installation mit Monitoren im Studio-Setup klingt es natürlich und weiträumig, wie man es in einem Kirchenraum erleben kann.

    Es wird auf der Orgelbank ganz anders klingen, aber nicht unbedingt besser.

    Zitat

    Das soll aber bitte keinen davon abhalten, Sweelinq selbst zu installieren und auszuprobieren! Zu bedenken ist immerhin, dass es noch in der Beta-Phase ist und sich noch viel ändern kann. Nach den blumigen Werbemetaphern im Vorfeld war ich halt erstmal sehr enttäuscht.

    In der Tat. Es ist nie ratsam, sich zu sehr von Werbung beeinflussen zu lassen, aber das kann man dem Werbetreibenden nicht vorwerfen.

    Jeder, der ein solches Programm entwickelt und als komplette Beta-Version zur Verfügung stellt, verdient eine unvoreingenommene Bewertung

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich ein Programm in der Beta-Phase zur Verfügung bekomme, sehe ich das als Einladung zu positiver Kritik, die dem Anbieter und damit auch zukünftigen Nutzern zugute kommt.

    Mein Beitrag war viel länger als diese zwei Sätze. Ich habe darin detailliert beschrieben, was mir gefällt und was mir nicht gefällt. Insofern ist meine Kritik durchaus konstruktiv zu sehen. Der Hersteller schreibt in seiner Werbung mehrfach Sätze wie:

    Erleben Sie in Sweelinq eine noch nie dagewesene realistische Klangwiedergabe und einfache Touch-Steuerung.

    Das erste was ich dann als Beta-Tester erlebe ist, dass sich das Programm mit Touch gar nicht bedienen lässt, sondern nur mit Maus. Das zweite was ich erlebe ist ein Klang, den ich noch nicht mal bei HW 1 so schlecht gehört habe.
    Da stimmt dann etwas grundsätzlich nicht im Verständnis des Herstellers und ich habe keine Lust mehr weiter zu testen. Schade um meine Zeit.

    • Offizieller Beitrag

    Jeder, der ein solches Programm entwickelt und als komplette Beta-Version zur Verfügung stellt, verdient eine unvoreingenommene Bewertung

    Es hilft dem Entwickler aber auch nicht, wenn wie in anderen Foren Kommentare kommen, die das alles schön reden. Ich habe mit meinen Genelec Studiomonitoren getestet und auch mit AKG Kopfhörer. Klangausgabe über ein Interface von Steinberg mit Asio. Direkt nebenan kann ich den Pfeifenklang dann noch mit echten Pfeifen meiner Walcker Orgel zuhause vergleichen. Nein - der Klang geht so für mich gar nicht.

    Es kann sein, dass sich Leute damit zufrieden geben, die Digitalorgeln gewöhnt sind. Aber wie gesagt, ich warte ab, was sich da vielleicht noch tut. Jeder, der eine Beta-Version testet, verdient auch ein Vorab-Produkt, das wenigstens halbwegs das hält, was die Werbung verspricht.