Hauptwerk-Alternative? Sweelinq

  • Die holländischen Kollegen im Forum pc.organ diskutieren schon eine Weile über Sweelinq, eine neue, mögliche Alternative zu Hauptwerk (siehe https://www.pcorgel.nl/viewtopic.php?f=2&t=4336).

    Nachdem ich heute bei Noorlander nun nähere schrifliche Infos gesehen habe (https://www.noorlanderorgels.com/terugblik-125-jarig-jubileum/), dachte ich es wäre an der Zeit für einen neuen Thread.

    Hier die Kurzfassung, was ich der Seite entnommen habe:

    Noorlander, bisher zumindest mir als reiner Spieltischhersteller bekannt, hat zwei Sample Sets in Vorbereitung (aus der Grote Kerk Dordrecht), aber diese werden nicht unter Hauptwerk laufen, sondern unter einem eigenen Sampler names Sweelinq. Noorlander preist als Vorteile von Sweelinq einen stufenlos einstellbaren Nachhall, eine superschnelle Ladezeit, eine einfache Bedienung, ein realistisches Windmodell und den Klangrealismus an. Interessierten will man die beiden Samplesets (und damit dann wohl auch Sweelinq?) ab Herbst dieses Jahres als kostenlose Beta-Version (Testversion) zur Verfügung stellen . Ich habe mich mal registriert (warum nicht nach GO und HW noch ein Sampler...).

    Probeaufnahmen gibt's auf der Seite auch, da kann ich mit meinen Amateurohren jetzt keinen großen Unterschied zu (guten) Sample Sets unter GO und HW heraushören, aber erst der Test im eigenen Zimmer wird wohl die Frage klären, ob sich der überraschende Vorstoß von Noorlander gelohnt hat.

  • Ich fand vor allem die Kam-Orgel interessant, klanglich sehr schön aufgenommen, aber auch als Orgeltypus einer eher deutsch-orientierten Romantikorgel, die es m.W. bisher nicht in Hauptwerk repräsentiert gibt (abgesehen von Buchholz von SonusParadisi, aber ich finde den Klang extrem synthetisch). In Hauptwerk gibt es nur deutsch-sinfonische Orgeln ab ca 1880, die Generation der Romantikphase ab 1850 wurde bisher nicht verwirklicht. Die Kam-Orgel erinnert vor allem an E.F.Walcker, auch mit ihren noch sehr kernigen Einzelstimmen, die noch nicht so geglättet sind wie im späten 19. Jhdt. Am nächsten kommt diesem Klangtypus noch die Furtwängler von pipeloops, aber auch die ist schon einen Schritt weiter. Daher bin ich sehr gespannt, wie das Ergebnis klingen wird.

  • Von technischen Details über Sweelinq erfährt man ja noch nicht viel, aber für mich liest sich das so, als würde Noorlander sich am Live Konzept von Johannus orientieren. Oder gab es da hinter den Kulissen gar eine geheime Koalition?

  • Möglich. Gerüchte sagen, dass Abo soll 300€ im Jahr kosten. Damit ist das System uninteressant für mich.

    Ja, das wäre zu viel. Schon bei einem Einmalpreis von 300€ für Sweelinq würde ich mich nicht engagieren. Ich gebe ja schon mal Geld für ein Sample Set aus, wenn ich es haben möchte, aber für einen Sampler sehe ich das nicht recht ein. Aber die Zielgruppe von Noorlander scheint ähnlich wie bei der Johannus Live diejenige zu sein, die einschalten und losspielen möchte und für den Komfort dann auch den Geldbeutel aufmacht. Hat ja auch was, will ich jetzt überhaupt nicht schlecht reden.

  • Interessant, die Geschichte mit dem Abo mindert den Anreiz gewaltig, aber mal abwarten, was passieren soll. Sehr schade ist im Hinblick auf die Aufnahmephilosophie Dry + IR, dass es auch noch keine Neuigkeiten von prospectum gibt, da wollte Gernot eigentlich genau dasselbe machen. Ansonsten haben sich die großen HW Samplesethersteller ja eher auf so viele Kanäle wie möglich eingeschworen, also hat man, wenn man so will, zwei extreme Gegensätze: Viele Kanäle = extrem verhallte Aufnahmen vs. Dry + IR

    Da ich ohnehin meistens mit Kopfhörern spiele, bringen mir 8 Kanäle wenig Mehrwert, nur viel Mehrkosten.

    Die trockenen Aufnahmen von SonusParadisi (insbesondere Groningen) fand ich überhaupt nicht überzeugend, die Klänge von Sweelinq klingen um Welten besser und realistischer.

    Es bleibt natürlich spannend, welche Orgeln Noorlander noch sampeln wird (ich tippe auf hauptsächlich niederländische Kirchen).

    Auf alle Fälle belebt es den Markt hoffentlich ein bisschen und ebenso die Sample-Ideologie.

  • Das sehe ich ganz genauso, zumal absurd viel RAM dafür aufgewendet wird, dass man gefühlt alle 5 Meter ein Mikrofonpaar aufgestellt hat. Insbesondere die Staccato Releases sind häufig nicht sehr sauber aufgenommen, aber die Akustik schluckt's ja sowieso.. (diesen Eindruck bekommt man zumindest).

    Nach den zahllosen Hauptwerk6 IR Ankündigungen ist es doch wieder ziemlich ruhig geworden um diesen Punkt, wie ich finde.

    Ja, die Wiegleb ist ein tolles Instrument, das ich auch aus realen Erfahrungen kenne und sehr schätze.

    Vorfreude ist ja die schönste Freude, aber man muss sich schon ziemlich lange freuen...

    Um nochmal aufs Thema zurückzukommen:

    Bei dem Silbermann-Imitiat von Noorlander hört man auch sehr schön, wie die Pfeifen ansprechen, ein Punkt, der eindeutig für Dry Aufnahmen spricht. Das gefällt mir sehr gut.

  • Ich fand vor allem die Kam-Orgel interessant, klanglich sehr schön aufgenommen, aber auch als Orgeltypus einer eher deutsch-orientierten Romantikorgel, die es m.W. bisher nicht in Hauptwerk repräsentiert gibt (abgesehen von Buchholz von SonusParadisi, aber ich finde den Klang extrem synthetisch). In Hauptwerk gibt es nur deutsch-sinfonische Orgeln ab ca 1880, die Generation der Romantikphase ab 1850 wurde bisher nicht verwirklicht. Die Kam-Orgel erinnert vor allem an E.F.Walcker, auch mit ihren noch sehr kernigen Einzelstimmen, die noch nicht so geglättet sind wie im späten 19. Jhdt. Am nächsten kommt diesem Klangtypus noch die Furtwängler von pipeloops, aber auch die ist schon einen Schritt weiter. Daher bin ich sehr gespannt, wie das Ergebnis klingen wird.

    Die These, in Hauptwerk sei der Typus der deutsch-romantischen Orgel zwischen 1850 und 1880 außer der Buchholz von Kronstadt nicht vertreten, möchte ich in Frage stellen. Mindestens fünf weitere vertreten den Typus der noch auf Scleiflade oder mechanischer Kegellade beruhenden Orgel dieser Epoche:

    - die Ibach-Orgel von Bergen op Zoom 1864, die zwar in den Niederlanden steht, aber von einem deutschen Orgelbauer stammt (SP),

    - die Buckow-Rieger Orgel in Komarom (1864/1899) von Augustine gesampelt,

    - die Sauer-Orgel in Skrzatus (1876) von Grabowski gesampelt,

    - Die Mehmel-Orgel in Nehringen (1868), OAM,

    - die Engelfried-Orgel in Gönningen (1844), OAM.

    Auch die Ladegast-Orgeln wie die Wernigerode (1885) vetreten noch den hochromantischen, technisch aber eher rückwärtsgewandten Typus, bevor dann danach die peneumatischen oder elektropneumatischen Orgeln der Sptätromantik aufkamen.

    Beste Grüße,

    Willi

  • Das stimmt allerdings, wobei ich vor allem den frühen Walcker Typus meinte, der ja ohnehin nur noch äußerst selten zu finden ist (die meisten wurden Opfer des Krieges und später vor allem von Walter Supper); die Ladegast kommt mir immer recht klassizistisch vor (auch wenn Liszt und führende Vertreter der Orgelmusik in Norddeutschland große Ladegast-Bewunderer waren); für mich ist Ladegast ähnlich klassisch wie Mendelssohn auch (vielleicht bin ich der einzige, der das so sieht).

    Vermutlich kommt dem, was ich meinte, die Engelfried-Orgel und die Mehmel-Orgel am Nächsten, aber die kenne ich weder als Sample noch im Original, das Ibach Sample war mir viel zu sehr verhallt, und und und.

    Aber ja, damit möchte ich auf jeden Fall meine Aussage revidieren, vielen Dank für die Antwort. Da ich noch HW4-User bin, entfallen die OAM-Sets für mich, und Augustine und Grabowski überzeugen mich leider nicht.

    Die Orgel aus Annaberg(OAM) gefällt mir äußerst gut, aber man hört und sieht an der Disposition, dass bereits der Übergang zu einem sinfonischeren Klang stattgefunden hat. Das wäre dennoch von allen romantischen Sets dasjenige, was meinen Vorstellungen bisher am Nächsten käme.

    Für die Betaversion von Sweelinq habe ich mich auch angemeldet, ich bin gespannt, was für Möglichkeiten sich da auftun.

  • Das ist natürlich schade, dass es von Prospectum keine Neuigkeiten gibt. Auf der Website steht immer noch 2019. Auf jeden Fall wird Sweelinq zuvor veröffentlicht werden..

  • Wie sind Eure Meinungen dazu? Was muss Sweelinq bieten, damit es eine Erfolgsstory wird?

    Aus meiner Sicht sind das wichtigste die Sample Sets. Wird Sweelinq meine vorhandenen (unverschlüsselten) Sets abspielen können? Oder kommen neue Sets,

    die ich unbedingt noch zusätzlich in meiner Sammlung haben möchte (die beiden angekündigten Sets von Noorlander gehören schon mal nicht dazu).

    Als "ODF-Herumbastler" wünschte ich mir ein offenes Format, wie bei HW mit CODM (auch wenn ich bisher damit wenig gemacht habe) und natürlich bei GO. An Features erwarte ich gar nicht so viel, wie es HW und GO derzeit bieten, z.B. Aufnahmefunktion und Metronom ist nett, könnte ich aber auch anders lösen, oder Import von MIDI-Files (habe ich noch nie genutzt). Schnell, stabil und nicht zu teuer, aber das mit dem Geld hatten wir ja schon mal weiter oben ;)

    • Offizieller Beitrag

    Wenn Sweelinq ein geschlossenes System darstellt, dann wird es schwierig sein, sich am Markt zu halten. Der Markt ist ohnehin in einer sehr kleinen Nische angesiedelt. Davon dann nur noch einen Bruchteil zu bedienen heißt, auf einen großen Teil des möglichen Umsatzes zu verzichten. Der Erfolg von Hauptwerk basiert gerade auf der relativ offenen Architektur, die es dem Anwender und anderen Herstellern erlaubt, alle möglichen individuellen Anpassungen, Erweiterungen und Samplesets zu integrieren. Ein einzelner Hersteller mit einem geschlossenen System kann da niemals mithalten.

    GrandOrgue, als völlig offenes System, strauchelt wiederum ständig über die Tatsache, dass Samplesets nicht wirkungsvoll geschützt werden können. Kaum ein professioneller Sethersteller mag deswegen aufspringen.

    Eine echte Alternative zu Hauptwerk müsste ein Sampler mit ebenfalls weitgehend offener Architektur sein, der mindestens die unverschlüsselten Samplesets von Hauptwerk und GrandOrgue abspielen kann und darüberhinaus möglicherweise noch ein eigenes, besseres Format zur Verfügung stellt. Besser noch, wenn er auch die verschlüsselten HW-Sets abspielen könnte, aber das wird wohl aus rechtlichen Gründen kaum möglich sein. Weiterhin müsste dieser Sampler deutliche Vereinfachungen für den Anwender mitbringen und eine Out-of-the-Box Installation für technische Doppellinkshänder gewährleisten. Dabei müsste der Funktionsumfang mindestens mit Hauptwerk gleichziehen. Aber wer will sowas von Grund auf neu auf die Beine stellen?

    Ich würde nicht einfach so meine teuren Samplesets auf den Müll werfen, nur weil ein Hersteller einen Sampler heraus bringt, der allenfalls in Nuancen besser ist, als das, was Hauptwerk mir bereits klanglich bietet. Ich könnte notfalls auch mit einem einzigen gut klingenden HW-Set alt werden. Solange es noch einen PC gibt, auf dem HW oder ggf. auch nur GO lauffähig sind, besteht ja keine Notwendigkeit einen Sampler zu kaufen um Orgel spielen zu können. Das primäre Ziel besteht ja bei den Meisten im Orgel spielen und nicht im (virtuelle) Orgeln sammeln.

  • Eine echte Alternative zu Hauptwerk müsste ein Sampler mit ebenfalls weitgehend offener Architektur sein, der mindestens die unverschlüsselten Samplesets von Hauptwerk und GrandOrgue abspielen kann und darüberhinaus möglicherweise noch ein eigenes, besseres Format zur Verfügung stellt. Besser noch, wenn er auch die verschlüsselten HW-Sets abspielen könnte, aber das wird wohl aus rechtlichen Gründen kaum möglich sein.

    Das ist der entscheidende Satz. Deswegen wird auch G_O nicht recht voran kommen. Von Scheitern will ich jetzt nicht sprechen.

    Aber so wird es dann wohl auch Sweelinq gehen.

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Danke für die Anregungen. Habe mich ebenfalls mal eingetragen und werde ggf. testen (auch weil Gernot mit Ansbach wohl noch lange nicht soweit ist)

    Was ihr über die IR-Integration in HW geschrieben habt, klingt für mich etwas abschreckend. Ich will nicht ewig probieren und basteln - und dann ist es nach einer Weile wieder hinfällig....

    Könnte mir denken, dass sweelinq die Sache entscheidend vereinfacht und man vielleicht am Anfang noch relativ günstig drankommt.

    Mein Eindruck ist, dass die bisherigen Faltungshallmodelle noch nicht wirklich ausgereift sind (So lese ich es auch bei Gernot).

    Speziell bei tiefen Pedalregistern wünsche ich mir bessere.

    Sweelinq fasst wohl (jedenfalls in weiteren Versionen?) die Dry- Abstands- und Surround -Kanäle und dazu passende Hallmodelle in einem Schieberegler zusammen.

    Wenn das überzeugend klingt, finde ich das sehr attraktiv.

    Keine Ahnung, ob man darauf bei HW hoffen kann? Vielleicht eher nicht?

    Diese Probleme alle den Sampleherstellern aufzuhalsen, lösen wohl die Entwicklungsprobleme, die prospectum anspricht, auch nicht.

    Vielleicht ist es an der Zeit in eine Nische (hoffentlich Spitze der Entwicklung) zu gehen?

    Gegenüber der engen Nische Johannus live klingt diese für mich auf den ersten Blick vielversprechender.

    Man kann jedoch anscheinend nur spekulieren. Oder weiß jemand mehr?

  • Registrierung ging mit Heimatadresse und Landauswahl Belgien ;). Der Download der beiden Sample-Sets ging richtig fix.

    Jetzt muss ich nur noch die Zeit zum Installieren finden. :)

    Mal sehen, wer die ersten Klangeindrücke vermelden kann.

    Gruß

    Orgelfex

  • Interessanter Weise taucht mein PC noch nicht in meinem Account auf der Homepage auf. Wo genau dort der registrierte PC verzeichnet sein soll, ist mir im aktuellen Menü auch noch nicht klar. Nun ja, gut Ding will Weile haben ;)