Die Situation der Kirchenmusik in den Gemeinden

  • Die Zahl der Anfänger ist immer sehr viel höher als die Zahl derer, die am Ende wirklich an den Punkt kommen spielen zu können. Ich würde mal sagen ohne Vorwissen kann man gute 5-10 Jahre einplanen bevor man behaupten kann einigermaßen mit dem Instrument zurecht zu kommen. In einer Zeit wo alles schnell und sofort gehen muss, da halten so etwas die wenigsten durch.

    Ich will mich nun aber auch nicht so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten jemand wäre nach 8 Jahren bereit selbstständig und gut Gottesdienste zu begleiten.

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  • In meiner beruflichen Münchener Zeit war ich u.a. Direktionsassistent der Geschäftsführung und bin in Bayern herumgekommen. An einem beruflichen Termin fragte mich Herr Senator S.: Bub, was wählst Du? Ich sagte wahrheitsgemäß, das käme darauf an. Die Zeichen der Zeit und die Programme der Parteien könnten mich schon beeinflußen. "Du wählst CSU!" war seine Antwort,

    Auch wenn ich heute weiß, wen ich niemals wähle, habe ich meine Meinung grundsätzlich nicht geändert. Gelernt habe ich aber, dass es sich lohnt, zu etwas zu stehen. In guten und in schlechten Tagen.

    Als Kirchenmusiker stehe ich zu den Prinzipien der evangelischen Kirche, z. B. dass Gott den Glauben belohnt und nicht die Taten. Solo gratias, solo, solo! Ich bin gerne katholischer Organist und liebe die Inbrunst der Gemeinde bei den Liedern zu Ehren der Mutter Gottes. Werke für Gott und den Nächsten finde ich gut. In der neuapostolischen Kirche glaube ich daran, dass das Apostelamt auch heute wichtig ist.

    Warum? Weil die himmlische Kraft nicht von den Menschen kommt, sondern von Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nicht vom Papst, vom Ratsvorsitzenden der EKD oder Stammapostel oder von allen anderen wichtigen und unwichtigen Menschen.

    Deshalb, lieber Haralder, kann ich Deine Ausführungen nur ansatzweise verstehen. So la la entspricht dem Zeitgeist und auch vermutlich der menschlichen Vernunft, aber nicht den biblischen Vorgaben und Lehren. Ich bin sicher, Du bist ein einfühlsamer Organist. Alle Türen sind für Dich zum Eingang und Ausgang offen.

    Aber warum bist Du kein Christ!?


    Michael

    Sorry Haralder, Du bist jetzt halt mal argumentativ der eine für viele. Du hast angefangen:)

  • Dazu möchte ich auch ein paar Worte sagen. Ich selbst habe u.a. Klavier und Orgel studiert und aus Verwandschaftsgründen gelegentlich in der NAK einen Gottesdienst gespielt. Dort gab es immer böse Worte (profiliert sich zu sehr, spielt nicht so, wie man seit 100 Jahren spielt, spielt ungewohnte Harmonien....), wo es in kath. und ev. Kirchen jedesmal Applaus nach dem Auszug gab.

    Fazit: Dort spiele ich bestimmt nie wieder.

    Ich spiele Orgel nicht aus Liebe zur Gemeinde oder zum Christentum, sondern weil ich gerne Orgel spiele. Ich denke, das ist das falsche Qualitätskriterium, um Musik zu beurteilen.

    Ich finde es auch nervig (viel zu oft gehört in entsprechenden Kreisen), anspruchsvolle Musik als Geltungssucht zu interpretieren.

    Ich habe auch schon lange keine Angst mehr, irgendjemandem nicht zu gefallen. Für mich gehört auch dazu, dass der Kirchenbesucher sich etwas herausfordern lässt und vielleicht einen zunächst unbequemen Messiaen anhört und danach entscheidet, ob es ihm gefällt oder nicht (da gibt es immer sehr interessante Beobachtungen). Beim nächsten Mal gibt's dann wieder etwas "Gefälligeres", um eine gewisse Bandbreite abzudecken.

    Natürlich freue ich mich, wenn mich Menschen ansprechen und sagen, dass ihnen die Musik gefallen hat.

    . Dazu muss ich kein Christ sein, oder eine Begeisterung haben. Ganz im Gegenteil, viele Dinge im Christentum sehe ich so wie es gelebt wird sehr kritisch, dennoch respektiere ich andere Ansichten und versuche meinem musikalischen Beitrag zum Wohlbefinden beizutragen.

    Genau so sehe ich das auch. Begeisterung für das Christentum ist kein Kriterium am Konservatorium.

    Und natürlich spiele ich auch nur seltenst ehrenamtlich, weil ich den Spruch "Sie können's doch sowieso" nicht mehr hören kann. Dass ich mich nicht konkret auf einen Gottesdienst vorbereiten muss, sondern (auch wegen dem Hetzen zwischen verschiedenen Kirchen) oft das Buch aufschlage und losspiele, mag eine Sache sein, aber auf der anderen Seite muss ich x Stunden wöchentlich investieren, um dieses Niveau zu halten. Mag man nicht als konkrete Übungszeit ansehen, gehört aber genauso dazu wie bei einem Sportler das regelmäßige Training.

    Eine angemessene Vergütung erhöht auch den Anreiz, sich weiterzubilden und sein Spiel auch als "Leistung" anzusehen, bei dem man dann auch gerne mehr als Durchschnitt bieten möchte.

    (Das ist kein Angriff auf dich, Rainer, bitte nicht missverstehen).

    Was bzgl. Nachwuchs gut funktioniert hat, sind Orgelführungen, wo man gerne auch Grundschülern die komplette Orgel (inkl Innenleben) vorführen kann und von denen sich dann auch immer ein paar zum Orgelunterricht anmelden.

    Hier in Sachsen scheint das so zu sein, jedenfalls bot mir unser damaliger KMD kostenlosen Unterricht an, wenn ich die D-Prüfung ablegte und Dienste in der Kirche übernehmen würde.

    Da ich das nicht wollte, habe ich den Unterricht bezahlt

    Genau so war es bei mir auch, dass die Gemeinde die C-Ausbildung dafür übernommen hat, dass ich 4-5 Jahre als damaliger Schüler bei ihnen quasi regelmäßig gespielt habe.

    Natürlich bieten die größeren Gemeinden jährliche Schulungen an für den "Dorforganisten", ich kann auch jedem empfehlen dort hinzugehen. Man kann dort wirklich von den profis lernen. Leider habe ich bei meinen halbjährlichen Besuchen die Situation das dort 10 Organisten sind die Weltweit an den größten Orgeln spielen und ich sitze mit diesen alleine dort. Die Dorforganisten die eigentlich mit dort sitzen sollten nutzen diese Angebote nicht, weil sie wissen oder ahnen, dass sie es nicht können und keine Ahnung von Musik haben. Dann ist die Angst als unfähig angesehen zu werden größer als die Motivation es zu lernen. Und somit schließt sich der Kreislauf...

    Dem kann ich mich nur anschließen, wobei sich hier die Situation etwas verbessert hat. Aber oft genug saßen völlig eingeschüchterte Nebendienstler dort und zitterten nur so, vor Angst die Tasten zu berühren. Dabei geht es ja um produktive Kritik und nicht um einen Wettbewerb, wer die wenigsten Fehler macht(die oft wegen unmöglichsten Körperverhaltungen und -verrenkungen entstehen).

    Inzwischen werden auch immer öfter Improvisationskurse für Anfänger angeboten, die möglichst einfache Muster und Anregungen enthalten, um das Spielen etwas abwechslungsreicher zu machen. Die Teilnehmer, die ich bislang dort gesehen habe, konnten sich immer etwas aneignen, um etwas Neues in ihr Spiel einzubauen.

  • Deshalb, lieber Haralder, kann ich Deine Ausführungen nur ansatzweise verstehen. So la la entspricht dem Zeitgeist und auch vermutlich der menschlichen Vernunft, aber nicht den biblischen Vorgaben und Lehren. Ich bin sicher, Du bist ein einfühlsamer Organist. Alle Türen sind für Dich zum Eingang und Ausgang offen.

    Aber warum bist Du kein Christ!?

    Das ist eine gute Frage, die ich mir selbst auch schon öfter gestellt habe. Zum einen denke ich nicht das die Mitgliedschaft in einer Gemeinde irgendetwas verändert. Die Kirche ist ja etwas vom Menschen gemachtes und nichts göttliches. Ich habe die letzten Jahre viel in der Bibel gelesen und mir auch andere Weltanschauungen angeschaut. Dabei sehe ich die Worte welche z.B in der Bibel stehen und was mir selbst diese Worte oder Erzählungen vermitteln. Wenn ich dann aber sehe wie die Kirche es auslegt, dann verspüre ich einen starken Widerstand dieses so für mich anzunehmen. Während viele Dinge sehr bildlich ausgelegt werden, sehe ich eher die Symbolik die hinter diesen Worten steht. Während gepredigt wird das etwas so war und dieses oder jenes bedeutet, dann frage ich mich warum werden diese Dinge so wie Tatsachenbeschreibungen ausgelegt, anstatt die offensichtliche Symbolik zu sehen und darüber nachzudenken was einem dies sagt.

    Das größte Problem habe ich aber damit, dass die Auslegung der Texte von meist alten Realitätsfernen Männern gemacht wurde und diese ungefragt immer weiter übernommen werden. Ein hinterfragen oder kritisches auseinandersetzen wird in unseren Gemeinden nicht gerne gesehen. Die Worte und Auslegungen sind fix, unantastbar und keiner darf es anzweifeln, dass es genau so gemeint ist. Da sind andere Religionen weiter, Beispiel im Buddhismus werden Lehren geteilt, mit Ideen aber jeder ist aufgefordert sich selber kritisch mit diesen Lehren auseinandezu setzen. Etwas das es in den Landeskirchen nicht gibt, oft wirkt es auf mich so, als wolle man den normalen Gläubigen davor bewahren sich selber unvoreingenommen damit zu befassen. Gleichzeitig widerspricht dies ja der Bibel auch. Jeder soll Gottes Wort hören, dieses auf seine Art verstehen. Wenn ich die starre fertige Auslegung einfach übernehme, dann habe ich das Wort ja nicht wirklich gehört und mich damit beschäftigt.

    Ich selbst glaube an einen Gott, ich bin überzeugt davon, dass es mehr gibt als wir sehen. Wovon ich nicht überzeugt bin ist, dass es einen richtigen oder falschen Gott gibt. Egal welche Glaubensgemeinschaft, die Namen und Geschichten unterscheiden sich, im Kern vermitteln sie alle genau das gleiche. Das nun ein Glaube der einzig richtige ist und ein anderer ins Verderben führt, das halte ich für ein sehr menschliches Konzept. Genau so wie das Konzept der Hölle und eines Satans. Natürlich braucht jede Religion ein Bedrohungsszenario und da hat jede Gemeinschaft ihr eigenes. Die einen kommen in die Hölle, die anderen kommen nicht ins Nirvana und wieder andere inkarnieren als Insekt. Dazu brauchen wir keine realen Dämonen oder eine Hölle, wir Menschen sind durchaus in der Lage uns unsere eigenen Dämonen und Hölle zu schaffen. So grausam wie wir selbst zu uns und anderen sein können, da würde ein Satan neidisch von uns lernen wollen...

    Die Wahrheit wird am Ende vermutlich irgendwo zwischen allen "Wahren Wahrheiten" liegen. Vielleicht täusche ich mich auch, ich habe keine Kenntnis die etwas belegt oder widerlegt. Aber mein Gefühl und Intuition sagen mir, dass zumindest jetzt im Moment mein Platz in keiner der Gemeinden ist in Form einer Mitgliedschaft. Getauft und Konfirmiert bin ich übrigens. Und ich will auch nicht ausschließen, dass sich das ganze ändern wird bei mir. Vermutlich denke ich in 10 Jahren anders darüber, aber Angst davor eine falsche Entscheidung zu treffen und an etwas zu glauben wo ich selbst nicht vollständig überzeugt bin, nur um eine Mögliche Strafe zu vermeiden, dass ist wohl keine Grundlage die funktionieren wird. Sollten die Christen wirklich Recht haben und es handelt sich bei ihrem Gott um den einzigen richtigen, dann werden sehr viele wohl genau so feststellen, dass ein Amen jeden Sonntag nicht reichen wird.

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    • Offizieller Beitrag

    Getauft und Konfirmiert bin ich übrigens

    Dann bist Du bereits Christ. Vermutlich als kleines Kind getauft, als Du Dich noch gar nicht dafür oder dagegen entscheiden konntest. Mit Deiner Konfirmation (=Bestätigung) hast Du Dich dann später aber bewusst für Christus entschieden. Das lässt sich nicht einfach wieder rückgängig machen. Du kannst es natürlich ignorieren, aber es ändert nichts mehr grundlegend an der Tatsache. Mitglied in einer Kirche zu sein oder nicht, ist kein Indiz dafür, ein Christ zu sein oder nicht.

    Das Einzige auf was es beim christlichen Glauben ankommt bist Du und Gott (=Vater, =Jesus, =Heiliger Geist)

    Es reicht vollkommen, wenn Du in einem vertrauensvollen Dialog mit Gott bist. Was andere Menschen sagen, schreiben, auslegen usw. ist dabei völlig ohne Belang. Du kannst Dir das anhören oder lesen und hast die völlige Freiheit, es gut oder schlecht zu finden. Es kommt "nur" von Menschen.

    Der christliche Glaube ist keine Sache des Verstandes, sondern des Herzens. Gott ist die Liebe. Gott liebt Dich. Wenn Du auch ihn liebst, dann liebst Du automatisch auch Deine Mitmenschen mit all ihren "Fehlern". Dann kannst Du im Prinzip auch die Institution Kirche mit all ihren Fehlern lieben.

    Wer die Bibel mit dem Herzen liest, so wie Du, und nicht mit dem Verstand, dem erschließt sich erst der wahre Inhalt. Alle anderen sehen darin nur Buchstaben.

    Natürlich braucht jede Religion ein Bedrohungsszenario

    Der christliche Glaube kennt seit Jesus kein Bedrohungsszenario mehr. Seit Jesu's Tod am Kreuz hat Gott einen neuen Bund mit den Menschen geschlossen. Klappe das alte Testament einfach mal zu und lese das neue Testament. Was die Institution Kirche in der Vergangenheit daraus gemacht hat, steht auf einem anderen Blatt. Da waren nur Menschen am Werk mit menschlichen Machtbedürfnissen. Da wurde gerne Angst verbreitet. Das hat mit Dir und Gott aber nichts zu tun!

    Das größte Problem habe ich aber damit, dass die Auslegung der Texte von meist alten Realitätsfernen Männern gemacht wurde

    Wenn Du mir bis hier hin folgen konntest, dann sollte das für Dich jetzt kein Problem mehr sein.

    Es ist eigentlich nichts so einfach wie der christliche Glaube: Nur ja zu Gott sagen und mit ihm in Dialog treten.
    Leider wird durch die Menschen oft alles viel zu kompliziert dargestellt.

    Ob andere Menschen in anderen Religionen den selben Gott haben, diese Frage stellt sich mir als Christ gar nicht. Ich wünsche jedem Menschen, dass er im Leben glücklich wird und einen guten Gott hat. Selbstverständlich darf jeder seinen Weg gehen. Ich gehe meinen Weg mit meinem Gott und wenn es danach ist, dann erzähle ich auch mal davon, so wie jetzt.

    Gruß Michael

  • Mikelectric Sehr gut geschrieben! Dem braucht man nichts mehr hinzufügen außer:

    Mit Deiner Konfirmation (=Bestätigung) hast Du Dich dann später aber bewusst für Christus entschieden.

    In der Realität entscheiden es ja die Eltern. Meine Partnerin selber Theologin handhabt es so wie ich es gut finde. Die Kinder werden erst getauft und Konfirmiert, wenn sie sich selbst dafür entscheiden. In dem Alter war es mir eigentlich recht egal. Der wöchentliche Unterricht war langweilig, aber zur Feier gab es Geld und Geschenke. Mal ganz offen gesagt. Ich denke mir für einen Glauben und um ihn zu verstehen, braucht man eine gewisse persönliche Reife und vielleicht auch mal eine Lebenskrise wie wir alle vermutlich schon einmal hatten.

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    • Offizieller Beitrag

    Also mit 14 wusste ich schon, auf was ich mich mit der Konfirmation einlasse. Geld und Geschenke waren ein angenehmer Nebeneffekt. Ich hatte Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht. Gottesdienstbesuche sind Pflicht als Konfirmand und es gibt eine Vorbereitung darauf in der Kirche. Wer sich "unter Zwang der Eltern" konfirmieren lässt, der wurde dann eben zu seinem Glück gezwungen. Aber ich denke, wer das ernsthaft nicht will, kann auch den Pfarrer bitten mit seinen Eltern zu reden, denn dann macht eine Konfirmation keinen Sinn.

    Ich bin in der ev. Landeskirche. Mein Bruder ist in eine ev. freikirchliche Gemeinde geraten, die nur Erwachsene taufen. Der Erfolg: Seine 3 Kinder wurden nicht getauft. Haben deswegen auch keinen Religionsunterricht besucht. Wurden natürlich nicht konfirmiert. Mein Bruder ist irgendwann wieder aus der Gemeinde ausgetreten, weil ihm der Gruppenzwang zu groß wurde. Seine Kinder sind heute um die 30 und haben keinen Glauben außer an sich selbst. Deren Kinder werden das wohl auch so machen. Wenn sie eines Tages sterben, wird ein trauriger Redner ans Grab kommen, eine mp3 mit RAP-Musik abdudeln, die Trauergäste werden noch ein Bier rülpsen und das war's dann. Ich möchte so nicht enden.

    Ich bin froh, dass meine Eltern mir den Weg geebnet haben und mich als Baby haben taufen lassen! Wie hätte ich später meine Lebenskrisen ohne meinen Glauben bewältigen können, ohne daran zu verzweifeln?

    • Offizieller Beitrag

    Mikelectric Sehr gut geschrieben! Dem braucht man nichts mehr hinzufügen außer:

    In der Realität entscheiden es ja die Eltern. Meine Partnerin selber Theologin handhabt es so wie ich es gut finde. Die Kinder werden erst getauft und Konfirmiert, wenn sie sich selbst dafür entscheiden.

    Wenn ein Mensch erst in einem Alter getauft wird wo er selbst über sich entscheiden kann braucht er keine zusätzliche Konfirmation.

    Die Konfirmation ist ja praktisch "nur" die eigene Bestätigung und das Bekenntnis der Taufe (als Christ zu leben), zu der er sich als Kind noch nicht selbst entscheiden konnte.

  • Vor 15 Jahren wollte ich Orgel lernen. Dafür habe ich mit meinem Klavierunterricht aufgehört. Unterricht hatte ich bei einem Kantor aus der Nachbargemeinde. Ziel war der D- Schein. Nach 2 Jahren Unterricht habe ich abgebrochen. Ein Grund für mich waren die Stücke, die ich lernen musste. Die haben mir eigentlich alle nicht gefallen. Der Hauptgrund war aber: Unsere Kirche ist das bestgesichertste Gebäude im Ort. D.h. nur ein paar wenige auserwählte Leute besitzen einen Schlüssel. Da musste ich den immer abholen und wenn jemand nicht da war ging es auf zum nächsten. Außerdem war dann noch die Kälte im Winter ein Problem. Nach spätestens ner 3/4 Std. waren die Hände so kalt, das man kaum noch spielen konnte.

    Trotz dem Abbruch der Ausbildung bin ich immer etwas an der Orgel dran geblieben, da mich das Instrument fasziniert. Einmal im Jahr habe ich im Nachbarort die Mette gespielt. Zuhause habe ich auf verschiedenen Keyboards georgelt, mit den darin befindlichen Presets. Anfangs auf einem Kurzweil. Später habe ich mir einen Kronos zugelegt und mir da Orgelsamples zugekauft. Als Pedal nutzte ich ein Stummelpedal mit einer Oktave. Damit war ich schon sehr zufrieden. Bis ich Anfang des Jahres dieses Forum entdeckte und damit zu Grandorgue gekommen bin. Damit ging dann Klanglich gesehen die Sonne am Orgelhimmel auf. Diesen Monat kommt noch ein Vollpedal hinzu. Damit kann ich dann endlich richtig losorgeln. Hätte ich diese Möglichkeiten damals gehabt, wo ich Orgelunterricht genommen hatte, hätte ich den D- Schein bestimmt durchgezogen.

  • Vor 15 Jahren wollte ich Orgel lernen. Dafür habe ich mit meinem Klavierunterricht aufgehört. Unterricht hatte ich bei einem Kantor aus der Nachbargemeinde. Ziel war der D- Schein. Nach 2 Jahren Unterricht habe ich abgebrochen. Ein Grund für mich waren die Stücke, die ich lernen musste. Die haben mir eigentlich alle nicht gefallen. Der Hauptgrund war aber: Unsere Kirche ist das bestgesichertste Gebäude im Ort. D.h. nur ein paar wenige auserwählte Leute besitzen einen Schlüssel. Da musste ich den immer abholen und wenn jemand nicht da war ging es auf zum nächsten. Außerdem war dann noch die Kälte im Winter ein Problem. Nach spätestens ner 3/4 Std. waren die Hände so kalt, das man kaum noch spielen konnte.

    Da ging es Dir wie mir. Ich habe erst nach einem Jahr Unterricht den Schlüssel zur Kirche bekommen und mir im Winter ebenso den Arsch abgefroren.

    Deshalb habe ich mich rechtzeitig nach einer DO umgesehen. GO kannte ich schon, habe aber dann gleich Hauptwerk drauf gesattelt.

    Den D-Schein hätte ich nach Aussagen des KMD jederzeit geschafft, aber ich wollte auch meine (verbleibende) Zeit nicht mit Choralspiel vergeuden (was ich eh nicht brauche).

    Ich bin keine Rampensau und fühle mich mit Publikum nicht wohl.

    Da man meinen KMD nach zwei Jahren Unterricht weggemobbt hat, bin ich heilfroh dass ich zu Hause jederzeit die schönsten Orgelsets der Welt spielen kann und konnte mich autodiaktisch weiterbilden.

    Aktuell übe ich Georg Böhms "Vater unser.." und finde das Stück (besonders auf der Anloo) genial und bewegend!

  • Aktuell übe ich Georg Böhms "Vater unser.." und finde das Stück (besonders auf der Anloo) genial und bewegend!

    Eine gute Wahl, eigentlich ein sehr einfaches Stück, die Verzierungen verleiten nur gerne mal dazu aus dem Takt zu kommen :)

    Ich persönlich rate jedem Schüler sich mit dem ersten Gottesdienst Zeit zu lassen. Wenn ein Schüler motiviert ist und den ersten Gottesdienst gespielt hat, dann wird dies von ihm/ihr dauerhaft verlangt, ohne Rücksicht darauf, dass er/sie eben Zeit braucht sich vorzubereiten. Ich rate da immer am Anfang mal ein Vorspiel, Nachspiel oder Meditation zu übernehmen. Um zu zeigen, dass man es kann aber eben noch nicht alleine machen kann/möchte.

    Jetzt ist leider wieder die Zeit wo man wenig in den Kirchen übt. Aber dank der Technik heute kann man ja gut Zuhause üben. Selbst ohne Pedal kann man ja wunderbar Literatur spielen die reine Manualliteratur ist. Natürlich ist nicht jeder so verrückt und baut sich eine komplette Orgel mit 3 oder fünf Manuale. Zuhause habe ich auch nur ein 28 Tasten Stummelpedal wegen dem Platz. Wenn man nicht gerade Pedalsolos übt, dann reicht das vollkommen aus.

    Aber auch ich freue mich schon auf den Advent und Heiligabend wenn dann die Finger absterben. Aber vielleicht hat die Klimaerwärmung in diesem Bereich ja positive Auswirkungen :evil: Wobei ich spiele auch nur im großen Gottesdienst mit Krippenspiel an der Orgel. Die Spätandacht wird traditionell mit Trompete und Posaune gespielt. Das ist sehr viel schöner für die Finger.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Hallo

    Es gibt ja auch noch die Variante ohne Verzierungen - oder mit deutlich weniger, richtig gesagt. Die würde ich zu Beginn üben, denn sie klingt auch ausgesprochen schön. Die Verzierungen kann man dann ja später je nach Gusto peu à peu einfügen, sobald das Stück gut in der Hand liegt.

    Und: sehr einfach finde ich es nicht, eher mittelschwer für meine Fähigkeiten; der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, da es ein sehr schönes Stück von Böhm ist, der meiner Meinung nach eine sehr hörenswerte Musik komponiert hat. Natürlich ist das für Profis vermutlich schneller und einfacher zu lernen, als für mich...

    Genauso sehe ich das auch. Ich habe die Variante mit den weniger Verzierungen gewählt und finde diese ausgesprochen schön. Auch ich würde das für meine Verhältnisse als mittelschwer einordnen - es braucht schon seine Zeit, aber lohnt sich wirklich!

  • Es gibt ja auch noch die Variante ohne Verzierungen - oder mit deutlich weniger, richtig gesagt. Die würde ich zu Beginn üben, denn sie klingt auch ausgesprochen schön. Die Verzierungen kann man dann ja später je nach Gusto peu à peu einfügen, sobald das Stück gut in der Hand liegt.

    Habt ihr da einen Link für mich?

    Mit leicht meinte ich eher, dass es gut nachvollziehbar und zählbar ist. Wenn man das Prinzip einmal in der Hand hat, dann klappt es ja recht gut. Aber auch ich habe mich viele Stunden damit geärgert :)

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  • @vpo-organist :

    die Probleme als Musiker in der NAK kann ich nur bestätigen; ich habe nach vielen Jahren der Anfeindungen meinen Kirchenaustritt erklärt und bin zur evangelischen Kirche konvertiert. Dort spiele ich nun seit Jahren als Vertretungsorganist in 2 Kirchenkreisen und erfreue mich an Gemeinschaft, Musik und Orgeln.....

  • @vpo-organist :

    Leider waren auch ganz massive Eingriffe in mein Leben dabei, meine damals noch zur NAK gehörige Mutter bekam es von ihren Priestern untersagt, mich zu Musikwettbewerben zu besuchen, weil die ja sonntagmorgens stattfanden, und überhaupt sollte ich nicht so viel Klavier üben, sondern mich auf religiöse Inhalte konzentrieren (von mehreren Kirchenfunktionären gegenüber meinen Eltern angesprochen).

    Das ist mein Grundproblem mit laienhafter Praxis; dass Kompetenzen oft nicht vorhanden sind und dann die verrücktesten persönlichen Meinungen als Standard gesetzt werden. Wenn ich heute mal etwas Modernes in den großen Landeskirchen spiele oder improvisiere, mag es sein, dass mal jemand sagt "das war schwere Kost" oder "das letzte Mal hat mir die Musikauswahl besser gefallen", aber die Kompetenzen sind klar verteilt und Gutdünken ist weniger ausschlaggebend (zumindest von der Gemeinde; ich kenne auch Organisten, die regelrecht weggemobbt wurden von den Pfarrern). Ich denke, das ist der Vorteil an ausgebildeten Musikern, dass bestimmte Standards vorausgesetzt werden und zugleich nicht jeder seine Meinung in den Raum werfen kann.

    Ich denke, man muss sich auch immer vergegenwärtigen, dass stilisierte Ideale wie Bach zu ihren Zeiten die Gemeinden mit ihrer Musik extrem polarisierten; wo es heute heißt, "der Bach klingt doch so schön, spiel doch mal so was", da muss man mal in die historischen Berichte schauen, dass es extreme Probleme mit Gemeinde und Pfarrern gab, weil die Leute nicht den althergebrachten Idealen folgten, sondern neue eigene Ideen umsetzten (sonst wären sie heute auch nicht mehr bekannt).

    Aus den vorliegenden Akten geht hervor, dass Bach mehrmals Konflikte mit dem Arnstädter Konsistorium hatte. Dies betraf sein Verhalten den Chormitgliedern gegenüber, seine Urlaubsüberziehung und seine Art, Orgel zu spielen.


    Es gab schon oft Probleme mit der Musik in diversen NAK-Gemeinden. So manch einer war es satt, dass es wegen der Musik immer wieder zwischenmenschliche Probleme gab.

    Leider ist mir das auch in mehreren Gemeinden passiert und ich hatte es dann auch satt, wobei ich noch ergänzen muss, dass es tatsächlich nicht nur die Älteren waren, die mich unzufrieden anschnauzten, sondern auch die jüngeren Besucher. Es war unerhört, dass ich nicht die 4-stimmigen Sätze nahm, sondern meine eigenen gespielt habe..

    Ich verstehe, dass das in solchen Gemeinschaften, die generell viel auf Konservatismus setzen, schwierig zu ändern ist, aber ich fand es auch schade, weil es dann in neuerer Zeit auch einige sehr schöne Orgelneubauten gab, die man ja gar nicht nutzen durfte, sondern nur mit einem Tremulanten und einem weichen 8' die ganze Zeit bespielen sollte.

    Leider konnte man mit den Leuten auch nicht reden; ich denke - wenn ich dich recht verstehe -, dass du solche Erfahrungen kennst.

    Der Kontrast zwischen bösen Worten in der NAk und Beifall bei kath/ev. Kirchen war mir dann zu stark und wie Tom es schreibt, habe ich dann auch diese Art von Kirchen gemieden.

    Es ist natürlich schade für die Musik, wenn sie nur so erklingen sollte, wie sich das die unmusikalischen Kirchenbesucher vorstellen.

    Aber Kirche und Musik ist und war schon immer und überall ein Spannungsfeld (siehe Bach..).

  • @vpo-organist

    Das kann ich nur hoffen, aber leider ist die Handvoll Leute, die ich von dort kenne, noch genau diese Hardliner-Fraktion, und erstaunlicherweise gehören die nicht der älteren Generation an, sondern bewegen sich zwischen 30 und 50. Eine Aussage, die ich sehr häufig höre, ist "Wir würden ja gerne mal dich spielen hören, aber es darf eben nicht sonntags zwischen 9 und 11 sein." Ich bin leider in der "falschen" Kirche.

    Interessanterweise beschwören diese Leute auch immer, dass alles so viel liberaler wurde.. nur sie selbst nicht ^^

    Das ist eher ungewöhnlich, da waren ggf. noch andere Gründe im "Spiel". Ich war mal vor Jahren mal bei einer Hochzeit in der NAK dabei, da waren die Brautgäste katholisch. Der Dienstleiter hat die "Gelegenheit" genutzt, um den Gästen zu verklickern, das die NAK die wahre Kirche ist. Das war einfach nur peinlich. Damit will ich nur verdeutlichen, dass es vereinzelt Gemeinden gibt, wo was gewaltig daneben läuft.

    Ja, hat eine katholische Freundin von mir bei ihrer Hochzeit mit einem NAK-Mitglied auch erlebt, und das ist erst 2-3 Jahre her..

    Ihre Freude war eher mäßig.

    Ich sitze immer selig in der Kirchenbank, wenn an der Orgel jemand sitzt, der das Liedgut gekonnt improvisieren kann. Damit können die älteren Herrschaften nicht so viel anfangen, aber Einer ist zufrieden :)

    Es ist natürlich immer ein schmaler Grad mit Kirche und Musik, in anderen Kirchen genauso. Da lernt man im Studium die ganzen Reger und Vierne Stücke, die natürlich sich so gut wie nie für den allsonntäglichen Bedarf eignen, und muss einen Mittelweg zwischen "gefällt" und "anspruchsvoll" liefern. Viele machen sich natürlich auch wenig Mühe und spielen einfach nur, was gefällt.

    Das Schwierige ist, dass in einem Konzertsaal viele Zuhörer unterwegs sind, die wegen der Musik kommen, was in der Kirche nicht per se gilt, und die in der Kirche dennoch mit anspruchsvollen Klängen konfrontiert werden.

    Traurig ist dabei oft, dass Leute einfach abblocken, anstatt sich dem Ungewohnten zu öffnen, aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass man auch nicht zu vorsichtig als Organist sein darf, und dass viele sich darüber freuen, wenn etwas ganz anderes als erwartet passiert (nur eben in der NAK nicht :D). Meine Oma war so eine 150 prozentige NAK-Anhängerin, die mich, als ich 14 oder 15 war, einmal überredet hatte, in ihrer Kirche zu spielen, weil sie mich als ihren musikalischen Enkel präsentieren wollte (soviel zur Profilierung...), und danach furchtbar wütend auf mich war, weil ich gar nicht so gespielt hatte, wie sie sich das vorgestellt hatte und ihre ganzen Bekannten dort auch erbost waren über die neuen Klänge (das nur als Anekdote anbei). Sie hat mich dann auch nie wieder gefragt ;)

    Man kann nur hoffen, dass sich das bessert, aber ich fürchte immer, dass man die Konservativen nicht ändert, wenn man sie nicht ein bisschen herausfordert. Und da gibt es m.E. noch zu viele Duckmäuser, die sofort einknicken und sich nie wieder etwas trauen.

    Wie gesagt, der Kontrast zwischen scharfer Kritik und Applaus hätte zwischen zwei Sonntagen nicht größer sein können, und das war nicht auf einzelne Gemeinden beschränkt, sondern überall, wo ich gespielt hatte (über mehrere Jahre in verschiedenen Gemeinden / Bezirken).

    Im neuen Liederbuch sind erfrischende und auch neue Sätze enthalten (die den konservativen Hörern oft nicht gefallen).

    Die kenne ich tatsächlich nicht, aber ich habe es ja auch immer gewagt, meine eigenen Sätze zu spielen :evil:

    Ich habe nur am Rande mitbekommen, dass man wohl inzwischen mehr Wert auf gute Pfeifenorgeln legt und hoffe, dass damit auch der musikalische Anspruch etwas gehoben wird. Es wäre ja schade um die Orgeln..

    die Probleme als Musiker in der NAK kann ich nur bestätigen; ich habe nach vielen Jahren der Anfeindungen meinen Kirchenaustritt erklärt und bin zur evangelischen Kirche konvertiert. Dort spiele ich nun seit Jahren als Vertretungsorganist in 2 Kirchenkreisen und erfreue mich an Gemeinschaft, Musik und Orgeln.....

    Es ist derselbe Kontrast, den ich auch erfahren habe. Als Organist war man immer der Buhmann (will sich nur in den Vordergrund stellen), aber die unmusikalischsten "Dirigenten" haben Grimassen und Bewegungen bei ihren Auftritten hingelegt, von denen Lang Lang noch etwas hätte lernen können :D:D Da diese Herren (Damen waren eher nicht vertreten) meist noch mit einem Ämtchen vertraut waren, durfte man natürlich nie etwas sagen. Wobei lautes Prusten auch nicht gut ankam :/

  • @Waltharius

    unsere Erfahrungen scheinen wirklich ziemlich gleich zu sein; ich hatte noch Hoffnung, mit dem neuen Gesangbuch würde die Lage etwas entspannter, aber dem war nicht so.

    Im Gegensatz zu vpo-organist fand ich die meisten neuen Sätze langweilig und teilweise misslungen; habe mir die Orgelbücher auch nicht privat angeschafft. Habe dann einfach nach dem einstimmigen Gesangbuch und eigenen Harmonisierungen die Gemeinde begleitet. Aber das sorgte wieder für Verstimmung und Ärger bei den anderen Organisten....und so habe ich mich dann endgültig für den Austritt entschieden.

    (Da mir aber ein Feedback zu „meiner“ Musik in der NAK wichtig war, habe ich auch einige Stücke bei youtube eingestellt und sehr viele wertschätzende positive Rückmeldungen erhalten. Das ich also nur "Murks" gespielt hätte kann daher nicht für den Ärger gesorgt haben - soweit meine Überlegungen, warum man mich ständig "anmachte". Ich sehe die Gründe heute wie früher in Neid und Missgunst der anderen Musiker, die aufgrund verwandtschaftlicher Verhältnisse zu Vorsteher (und höher) alle Möglichkeiten nutzten, mir "das Gemeindeleben" schwer zu machen)

    Und die Geschichten/Erlebnisse rund um Dirigenten und Chor (und wer darf Solo singen) wären auch ein abendfüllendes Gespräch.......