Registerzüge selbst herstellen

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    Ein spannendes Thema. Ich überlege auch schon seit Jahren, ob ich mir nicht solche Registerzüge selbst bauen könnte. Allerdings bin ich kein gelernter Zerspanungsmechaniker und habe nur rudimentäre Kenntnisse von Mechanik und Metallbearbeitung aus meiner Zeit auf dem Technischen Gymnasium. Das ist zwar schon lange her, aber seither habe ich immer davon geträumt, mal eine eigene kleine Drehbank und Fräsmaschine zu haben. Den Wunsch habe ich mir vor einiger Zeit erfüllt mit kleinen Maschinchen von Paulimot. Habe bis jetzt aber nur ein paar Kleinigkeiten darauf hergestellt. Wäre für mich schön, wenn sich hier auch noch mehr solche mechanischen Themen ergeben würden.
    Vielleicht gelingt es uns ja, solche Registerzüge zu entwickeln, die relativ einfach und preiswert nachzubauen sind. Was es käuflich am Markt gibt, ist mir einfach das viele Geld nicht wert, da ich gut und gerne 100 solcher Registerzüge bräuchte für große Samplesets. Erst kürzlich hatte ich irgendwo gelesen, dass sich jemand welche selbst gebaut hat. Finde es nur leider nicht mehr.

    • Offizieller Beitrag

    Grundsätzlich sehe ich da zwei Varianten. Im Pfeifenorgelbau sehe ich klassische Manubrien aus Holz, die sich auf wundersame Art bewegen. Wie diese angetrieben werden, habe ich noch nicht nachgeforscht. Im Bereich der Sakralorgeln gibt es dann verkleinerte Versionen mit deutlich weniger Hub. Hergestellt wahrscheinlich aus Metall und Kunststoff mit Knöpfen zum Aufschrauben. Die Knöpfe dann womöglich wahlweise Holz oder Kunststoff.

    Da ich diese auch in meinen midifizierten Sakralorgelspieltisch einbauen würde, dürften sie bei ca. 100 Stück nicht zu groß ausfallen. Trotzdem fände ich es schön, wenn vornehmlich Holz vorne heraus schauen würde. Könntest Du Dir vorstellen, dass man die Achsen aus Holz herstellen könnte? Darin könnte man doch relativ einfach ein Stück Eisen oder einen Magneten einlassen. Alternativ könnte ich natürlich auch eine Messingachse mit einer dünnen Holzhülse versehen.

    - Als Achslager wird wohl ein Gleitlager ausreichend sein, wenn der Antrieb genügend Kraft aufbringt. Holzachse/Teflonbuchse? Messingachse/Bronzebuchse? Keine Ahnung.

    - Kupferdraht auf Delrinkörper wickeln hört sich gut an. Habe nur leider keinen Rundenzähler an der Drehbank. Idee?

    - Bin mir nicht ganz im Klaren, ob man tatsächlich zwei Endschalter haben muss, oder ob einer reichen könnte.

    - Wie verhindert man, dass die Achse nach einem Impuls der Spule selbständig hin und her saust? Wahrscheinlich muss der Impuls lang genug sein um die Achse zunächst in der Endstellung zu fixieren. Ich nehme an, dass man keine Dauerströme fließen lässt um die Achse in Position zu halten. Außerdem muss sie ja jederzeit leicht von Hand bedienbar bleiben.

    - Vermutlich braucht man auch Endlagendämpfer, wenn sich nicht irgendwann alles von selbst zerlegen soll. Gummischeibe / Filzscheibe ?

    - Gerade verrückte Idee: Den Registerzug als kleinen Pneumatikzylinder bauen und das ganze mit Druckluft bewegen. ^^

    Mache mir mal weitere Gedanken zum Thema.

  • - Gerade verrückte Idee: Den Registerzug als kleinen Pneumatikzylinder bauen und das ganze mit Druckluft bewegen.

    Naja nicht abwegig. Wenn du echte Pfeifen nutzt, dann spricht ja nichts dagegen etwas Wind zu nutzen um die Registerzüge zu bewegen. Jeder Zug müsste nur eine Kammer haben die zwei getrennte Bereiche hat und je nachdem in welchen Bereich der Wind geleitet wird, wird eben der Zug rein oder raus geschoben. Im Grunde wäre das mit einer kleinen Box und einen Holzstück zu machen. Im Grunde würde auch nur ein einziger Einlass reichen und der Wind drückt gegen eine schwache Feder. Wenn der Wind dann abgeschaltet ist, dann muss die Feder stark genug sein dern Zug wieder in die Nullstellung zu bringen.

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  • Ich finde die Manubrien der Gloria Concerto CC eigentlich gelungen. Die kannst die ziehen und abstoßen aber die Manubrien verbleiben in der Mittellage (analog Wippe). Da die gezogenen Register beleuchtet werden, kannst Du also auch Setzer benutzen und siehst, was eingestellt ist. Das die Manubrien dann noch automatisch ausfahren, halte ich für übertriebenen Gimmick.

  • Das die Manubrien dann noch automatisch ausfahren, halte ich für übertriebenen Gimmick.

    An den meisten Orgeln findet man so etwas ja ohnehin nicht. An den meisten mechanischen Orgeln gibt es zwar immer mal wieder Tritte und Crescendo aber dabei verändern die Registerzüge nicht ihre Position. Wenn ich den Tutti Tritt betätige, dann sind eben alle dafür vorgesehen Register aktiv zzgl. denen die bereits registriert waren. Aber signalisiert wird es eben nicht. Wobei man da auch meist nur die Auswahl zwischen seinen Piano, Forte und so weiter hat.

    Natürlich kann einem so was auch auf die Füße fallen, wenn vor einem jemand die Orgel gespielt hat und die Walze oder Tritte nicht zurück gestellt hat. Wer kennt es nicht eine besinnliche Meditation spielen zu wollen die sanft registriert einen mystischen Anfang hat mit einem 8 Stimmigen F-Dur nur ganz zart registriert und plötzlich sind alle Wach und der eigene Puls ist auf 200, weil man in diesem Moment realisiert, dass ein Witzbold den Tutti Tritt nicht rausgenommen hat :P

    Das sind die Momente wo man im verklingen der Töne noch ein "Scheiße" von der Empore hören kann :)

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    Naja nicht abwegig. Wenn du echte Pfeifen nutzt, dann spricht ja nichts dagegen etwas Wind zu nutzen um die Registerzüge zu bewegen. Jeder Zug müsste nur eine Kammer haben die zwei getrennte Bereiche hat und je nachdem in welchen Bereich der Wind geleitet wird, wird eben der Zug rein oder raus geschoben. Im Grunde wäre das mit einer kleinen Box und einen Holzstück zu machen. Im Grunde würde auch nur ein einziger Einlass reichen und der Wind drückt gegen eine schwache Feder. Wenn der Wind dann abgeschaltet ist, dann muss die Feder stark genug sein dern Zug wieder in die Nullstellung zu bringen.

    Das Ganze einfach mit einem Staubsauger betrieben hat den Vorteil, dass ein "f" statt "fis" kaum auffällt:D:thumbup:

  • Ich würde auch eine kleinere Version aus Holz bevorzugen. Als Achse würde ich Messing verwenden. In der Holzmanubrie kann man eine Einschlagmutter anbringen, dann wird der Knopf einfach auf die Achse geschraubt. Beim rausziehen darf nur Holz sichtbar sein.

    Den Spulenkörper aus Delrin würde ich mit 10mm bohren, hinten eine kurze 6mm Bohrung ganz durch. Vorne als extra Teil ein Deckel aus Delrin mit einer 6mm Bohrung. Auf der Messingachse kann man eine Stahlhülse verstiften. Das wird mein erster Versuch.

    Ich habe mir mal etwas Kupferdraht in der Stärke 0.375mm bestellt, mal sehen wie das funktioniert. Irgendwo muss man ja mal anfangen.

    Zum Wickeln der Spule an der Drehbank sollte man den Draht auf keinen Fall mit der Hand führen. Im Werkzeughalter eine Buchse einbauen und mit dem Schlitten hin und her fahren. Irgendwo einen Kontakt anbringen und per Arduino die Umdrehungen zählen.

    Damit der Registerzug auf einer Seite bleibt fallen mir zwei Lösungen ein. Einmal mit Magnet, oder mit einem federndem Druckstück. Das ist eine kleine Madenschraube mit einer stirnseitigen gefederten Kugel. Das muss so angebracht sein, dass es in einer Kerbe in der Achse leicht einrastet.

    Filzscheiben als Endlagerdämpfer find ich gut.

  • Ich habe mir mal etwas Kupferdraht in der Stärke 0.375mm bestellt, mal sehen wie das funktioniert. Irgendwo muss man ja mal anfangen.

    Zum Wickeln der Spule an der Drehbank sollte man den Draht auf keinen Fall mit der Hand führen. Im Werkzeughalter eine Buchse einbauen und mit dem Schlitten hin und her fahren. Irgendwo einen Kontakt anbringen und per Arduino die Umdrehungen zählen.

    Im Grunde musst du die Umdrehungen ja nur einmal zählen, es würde reichen dabei die Länge des Drahtes zu messen. Wenn du sauber arbeitest, dann ergibt z.B 100 Meter immer die selbe Anzahl an Wicklungen. Ob jetzt eine mehr oder weniger wird wohl keine Relevanz haben.

    Die eigentliche Herausforderung die ich sehe ist eine Konstruktion mit Drahtführung welche die empfindliche Beschichtung nicht beschädigt. Wenn zwischen den Drähten ein Kontakt entsteht, dann hast du nur einen aufwändig gewickelten Kurzschluss der nichts bewirkt außer etwas Wärme. Bin aber mal gespannt und hoffe du lässt uns an dem Projekt teilhaben.

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  • Ich hab gleich eine Rolle mit einem Kilometer gekauft :P ich bin halt ein Optimist.
    Das mit dem Kurzschluss ist natürlich ein guter Tip :/. Also besser den Draht durch ein Stück Delrin oder Holz führen. Oder auch durch Watte laufen lassen. Mal sehen.
    Klar lass ich euch an der Sache Teil haben, egal ob es gelingt oder scheitert. Mikelectric ist ja auch ganz heiss drauf

  • Ich würde vielleicht eine Kunststoffrolle benutzen. Solltest du in jedem Baumarkt bekommen

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    BTW das schlimmste wäre natürlich wenn du einen nicht beschichteten Draht gekauft hast :) Sofern du nicht im Fachhandel gekauft hast kontrolliere es vorher. Leider wird oft falsche Ware verkauft. Meist besteht aber das Problem, dass ein Draht verkauft wird der beschichtet ist, obwohl er als Blank verkauft wurde. Beides ist ärgerlich.

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    • Offizieller Beitrag

    Jetzt habe ich mal an meinem Spieltisch gemessen und überlegt, wie das gehen könnte 100 Registerzüge unterzubringen. Das wird dann schon sehr eng. Über dem 4. Manual habe ich ein Brett mit 127 x 11 cm. Dort würde ich gern in zwei Reihen übereinander möglichst viele Manubrien unterbringen. Das hätte den Vorteil, dass ich mit zwei langen, auswechselbaren Streifen relativ schnell die Beschriftung austauschen könnte, wenn ich ein anderes Set lade.

    Breite Abstand Anzahl pro Reihe Anzahl in zwei Reihen
    125 cm 2,5 cm 50 100
    126 cm 3,0 cm 42 84
    126 cm 3,5 cm 36 72
    124 cm 4,0 cm 31 62
    126 cm 4,5 cm 28 56
    125 cm 5,0 cm 25 50

    Ich schätze mal, dass es unter 4 x 4 cm pro Manubrie wahrscheinlich zu klein wird. Über 5 x 5 cm stellt sich dann bei mir die Sinnfrage.

    Links und rechts der Klaviaturbacken habe ich je 17 cm zur Außenwand, da könnte ich drei Terrassen für weitere Registerzüge anlegen.

    Bei 4 x 4 cm pro Manubrie:

    4 Stk., x 2 Seiten x 3 Terrassen = 24 weitere Register

    Zusammen: 62 + 24 = 86 Registerzüge - Das sollte für die meisten Sets reichen, wenn auch nicht für alle.

    Was macht Sinn und welche Größe wäre wohl realisierbar?

    Hier gibt es ein paar interessante Bilder vom Selbstbau solcher Registerzüge. Auf der Seite ganz nach unten scrollen und dann die Bilder alle durchklicken. Da wurden wohl Stuhlbeine aus dem Baumarkt zweckentfremdet. Maß der Montageplatten üblich 6 x 6 cm. Hub 35 mm. Endlagenhaltung mit Magneten.

    https://martindenboer.nl/project-replica-saint-sulpice/

  • Respekt für die ausdauernden Überlegungen! Ich bin gespannt, was du noch für Ideen dazu haben wirst!

    Ich selber habe mir das vor Beginn des Baus meines Spieltisches auch überlegt. Aber um ehrlich zu sein, habe ich das aufgrund des enormen Aufwands und der Kosten recht schnell verworfen. Ich verwende nun LED-Schalter. Vielleicht ist das auch eine Idee für dich. Deshalb hier kurz zwei Bilder, auch wenn es leider nicht so viel mit deinen Registerzügen zu tun hat.
    Registerzüge ohne Motor, dafür mit LED wollte ich nicht. Dann muss man ja wieder alle Manubrien von Hand nachher richtig stellen, wenn man einmal den Setzer benutzt hat.
    Unbeleuchtet:
    2.jpg
    Beleuchtet:

    1.jpg

    Man erkennt es jetzt auf den Bildern nicht so gut. In die Schalter eingelegt ist eine Overhead-Folie, die mit dem jeweiligen Registernamen bedruckt ist. So kann man in beiden Fällen, LED aus bzw. an, den Registernamen gut lesen, ohne dass die Leuchtwirkung beeinträchtigt ist. Und das visuelle Feedback ist genauso gut wie bei gezogenen Manubrien. Zudem sind Software (GO bzw. HW) und LEDs immer absolut synchron. Eine Latenz kann ich mit bloßem Auge nicht erkennen, auch nicht bei Ziehen von Tutti oder G.C.

    • Offizieller Beitrag

    Ich beschäftige mich gerade mit einer Konstruktion für Tastfunktion.

    * Register an = kurz ziehen, dann geht der Registerknopf zurück in die Ausgangslage.

    * Register ab = kurz drücken, dann geht der Registerknopf zurück in die Ausgangslage.

    Rückmeldung über eine LED in der Hohlachse oder über dem Knopf. Bisschen Zeit brauche ich noch dafür

  • Ich beschäftige mich gerade mit einer Konstruktion für Tastfunktion.

    * Register an = kurz ziehen, dann geht der Registerknopf zurück in die Ausgangslage.

    * Register ab = kurz drücken, dann geht der Registerknopf zurück in die Ausgangslage.

    Rückmeldung über eine LED in der Hohlachse oder über dem Knopf. Bisschen Zeit brauche ich noch dafür

    Das ist eine gute Idee, das hab ich noch gar nicht bedacht. Das heißt, nur die LED zeigt den Status an, der Registerknopf ist quasi immer in der Ausgangslage und zeigt den Status nicht mechanisch an?

    Das sollte doch "einfach" mit Federn in beide Richtungen gehen? Klingt interessant!

    • Offizieller Beitrag

    Federn oder Magnete halten den Knopf in der Mittellage. Das muss einmal justiert werden und die LED zeigt den jeweiligen Status an. Das verbraucht wenig Strom und ist an handelsübliche MIDI-Scanner und Rückmeldung anschließbar.

    Die meisten Digitalorgeln mit Manubrien (Registerzüge) sind damit ausgestattet. Bin auch noch auf der Suche nach Hersteller.