Delay Einstellung einzelner Pfeifen oder Kanäle in HW nicht möglich?

  • den technischen Ablauf einer Sampleaufnahme kenne ich zwar nicht, kann mir aber nicht vorstellen dass jeder Ton separat als eigene Datei aufgezeichnet wird und zwar jeweils mit synchronem Start zwischen Tastendruck und Aufnahmegerät.

    Ich denke dass die Separierung des Samples eines Registers in einzelne Dateien für jeden Ton in der Nachbearbeitung mehr oder weniger automatisch erfolgt. Zusätzlich muss ja auch der Start- und Endpunkt des Loops festgelegt werden.

    Wenn es dann auch noch zu Lautstärkeschwankungen aufgrund eines ungünstigen Mikrofonstandorts oder unvorhersehbaren Reflexionen kommt könnten auch die noch nachträglich ausgeglichen werden.

    Nachbearbeitung wird es daher bei jedem Set schon geben.

    Da man die ODF von GO gut lesen kann lässt sich auch leicht feststellen dass es so ziemlich in jedem Set Anpassungen zur Intonation hinsichtlich Lautstärke, Stimmung und auch Delay für jeden Ton gibt. Die vorgegebenen Einstellungen der ODF werden zusätzlich auch in den Einstell-Dialogen von GO angezeigt.

    Bei HW habe ich das noch nicht gesehen, erstens weil die XML ODF so ohne Weiteres nicht lesbar ist und zweitens weil vordefinierte Einstellungen in der XML nicht in den Einstelldialogen von HW angezeigt werden.

    Und wenn man dann die Orgel über die eigenen Lautsprecher spielt wird manchmal auch noch eine zusätzliche Anpassung notwendig, da sich die Klangausbreitung über Lautsprecher in einem Raum eben doch gewaltig vom Original unterscheidet.

  • Die Pfeifen einer Orgel befinden sich in unterschiedlichen Abständen (Millisekunden) vom Hörplatz. Das könnte ein guter Grund sein,oder?

    das könnte auch ein Grund sein, wäre aber sehr aufwendig die Millisekunden (und wie kommt man auf die unterschiedlichen Werte) im Nachhinein für jeden Ton in der ODF zu hinterlegen.

    Zudem erklärt sich damit auch leider noch nicht warum solche Anpassungen beim gleichen SET für HW dann ohne Belang sind.

  • das könnte auch ein Grund sein, wäre aber sehr aufwendig die Millisekunden (und wie kommt man auf die unterschiedlichen Werte) im Nachhinein für jeden Ton in der ODF zu hinterlegen.

    Zudem erklärt sich damit auch leider noch nicht warum solche Anpassungen beim gleichen SET für HW dann ohne Belang sind.

    Wenn das auch im Hauptwerk möglich war, dann verstehe ich es auch nicht. Ich denke, das wird (zu Unrecht) nicht beachtet.

    • Offizieller Beitrag

    Das bedeutet dass sich PG die Mühe gemacht hat für GO alle Register und Pfeifen auf gleiche Ansprache einzustellen. Welch ein Aufwand!? Oder gibt es einen anderen Grund für diese Einträge, bzw. kennt jemand andere Hintergründe für diese Einstellungen?

    Ich denke eher, dass andersherum ein Schuh draus wird.

    Bei der Aufnahme eines Samplesets werden alle Pfeifen eines Registers, oder evtl. auch der ganzen Orgel, in einer einzigen Sampledatei aufgenommen. Diese Datei wird zunächst insgesamt von Störungen gereinigt, wie Geräusche vom Windmotor usw. und erst danach in einzelne Pfeifenton-Dateien zerlegt. Beim Zerlegen, vor allem wenn es über eine automatische Software passiert, gehen natürlich leicht die individuellen Delays am Anfang jedes gesampelten Tons verloren. Jedes Sample startet dann gleich schnell, was eben nicht mehr dem natürlichen Verhalten der Orgel entspricht.

    Piotr Grabowski wird sich genau deshalb die Mühe machen, diese individuellen Delays über den Parameter in GrandOrgue wieder nachzuempfinden.

    In seinen Hauptwerk Samplesets ist das dann wohl nicht der Fall, wenn es tatsächlich die selben Samples sind und es in HW diesen Parameter nicht gibt. Die Hauptwerk-Jünger müssen sich dann halt selbst behelfen, z. B. über viele Lautsprecher und andere aufwändige Verrenkungen, um wieder zu einem halbwegs lebendigen Klang zu kommen. :D Ich persönlich habe ja noch nie behauptet, dass Hauptwerk grundsätzlich "besser" klingt als GrandOrgue. 8)

    Für mein Dafürhalten muss ein Sampleset out-off-the-box gut und möglichst authentisch klingen. Ich erwarte für mein Geld, dass sich der Sampleset-Hersteller Mühe gibt und nicht, dass ich erst noch tagelang mit x Lautsprechern, Hardware und Parametern herumbasteln muss, bis es irgendwie doch noch brauchbar klingt. Da der Sampleset-Hersteller natürlich meinen Raum nicht kennt, kann das nur mit einer Abstrahlung funktionieren, die den Raum gar nicht erst mit einbezieht. Also Kopfhörer oder Nahfeldmonitor. Erst wenn ein Sampleset hier schon gut klingt, kann man es wagen, sich an diesen Klang auch mit einer Raumbeschallung anzunähern.

    Ansonsten ist es mehr im Trüben fischen und halt nach Gutdünken eine Orgel nach eigenem Gusto aus einem Sampleset zurechtzimmern. Das ist natürlich auch nicht verboten, aber eher unwahrscheinlich, dass man dadurch wirklich dem Original näher kommen kann.

    Leider war es in der Vergangenheit auch schon oft so, dass Samplesets in der ersten Version noch recht authentisch klingen und mit jeder weiteren Version vom Hersteller immer mehr an den Samples herumgebügelt wird, um dem Zeitgeschmack mancher Anwender zu entsprechen. Schlussendlich klingt das Set dann zwar "schön ausgeglichen", aber unterm Strich auch fast genauso langweilig wie eine "DickeTalorgel". ;)

  • Piotr Grabowski wird sich genau deshalb die Mühe machen, diese individuellen Delays über den Parameter in GrandOrgue wieder nachzuempfinden.

    das scheint mir der plausibelste Grund zu sein, ich frage mich jedoch wie PG die vielen unterschiedlichen Werte der Delays ermittelt hat um sie im Nachgang in der ODF einzutragen.

    Ob die fehlenden Delays im gleichen SET für HW ein Nachteil darstellt, lasse ich mal dahingestellt. Es sollte bei der Diskussion auch nicht darum gehen GO gegen HW und umgekehrt auszuspielen oder irgendwelche Klangunterschiede herbeizureden.

    Es geht einzig und alleine darum herauszufinden was zu den variierenden Delayeinträgen in den GO ODFs geführt hat.

    Ich verwende nach wie vor beide VPO Programme, da jedes seine Stärken und Schwächen hat. Es gibt eben kein "eierlegendes Wollmilchschwein" wie man so schön sagt.

    Mit HW lassen sich z.B. aus Stereo sehr einfach mehrere Perspektiven mit IR Hall generieren, mit GO dagegen lassen sich auch Orgeln problemlos laden die aufgrund eines größeren Speicherbedarfs als verfügbarer RAM die Auslagerungsdatei als virtuellen Speicher performant nutzen. Weiterhin benötigt GO deutlich weniger CPU Performance als HW um nur ein paar Punkte zu nennen.

    Dass sich jeder VPO und SET Spieler seine Orgel nach belieben anpasst ist mehr als legitim und ist unabhängig von der Beurteilung ob sich das Ergebnis jetzt mehr am Original orientiert oder sehr individuell auf die jeweilige Wiedergabesituation angepasst ist. Das hat auch nichts mit aufwändigen Verrenkungen zu tun, um mit mehreren Lautsprechern eine authentischere Kirchenraumakustik zu simulieren.

    Das ist ja genau die Stärke der VPOs, sie sind individuell anpassbar im Gegensatz zu den vielen sterilen Digitalorgeln gleich welcher Technik.

    Der SET Hersteller kann ein SET nur über Kopfhörer oder Nahfeldmonitore abstimmen, damit es für jeden Anwender die gleiche Klangbasis liefert. Bei mehrkanaligen Wiedergaben ist immer eine Anpassung der Perspektiven notwendig. Im einfachsten Fall über einen mit dem SET mitgelieferten Mixer.

    • Offizieller Beitrag

    Ich möchte auch gar nicht pauschal Hauptwerk oder GrandOrgue favorisieren oder schlechtreden, da ich selbst beide nutze. Ich selbst verwende Hauptwerk sogar wesentlich öfter als GrandOrgue, was aber nicht daran liegt, dass es angeblich irgendwie "besser" klingt, sondern weil auf meiner Haupt-VPO damit einfach eine größere Auswahl an gesampelten Orgeln verfügbar ist.

    Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Wege, wie Sampleset-Hersteller mit ihren Einzelsamples verfahren können, um daraus ein Sample-Set zu machen:

    1. Die Samples selbst verbleiben in einem gewissen "Rohzustand" und die Abstimmung erfolgt beim Abspielen über Parameter, die irgendwo für jedes einzelne Sample hinterlegt sind. Bei GO können diese Parameter nur im ODF hinterlegt werden und es handelt sich auch nur um vergleichsweise wenige Parameter, wie Tonhöhe (Pitch) Delay usw., womit nur eine relativ kleine Möglichkeit der nachträglichen Klangbeeinflussung besteht.
    Bei HW dagegen werden diese Parameter in der XML-Datei hinterlegt, die dem Laien relativ unzugänglich und unüberschaubar erscheint. Allerdings gibt es dort im Vergleich zu GO massenhaft Parameter, mit denen der Klang jedes einzelnen Samples noch beeinflusst werden kann. Dazu zählt nicht nur Tonhöhe, sondern auch darüber hinaus zahlreiche klangbeeinflussende Filter, die es bei GO überhaupt nicht gibt. Dass da ein Delay nicht möglich sein soll, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, aber wenn es von Seiten HW ausdrücklich so kommuniziert wurde, dann ist es wohl so.

    2. Die Samples selbst verbleiben nicht im "Rohzustand" sondern werden mit Wave-Audio-Software solange verändert, bis die vom Sethersteller gewünschten Eigenschaften direkt im Sample enthalten sind. Hier ist dann die endgültige Tonhöhe und ggf. auch ein Delay wieder direkt im Sample enthalten und das Sample kann grundsätzlich so abgespielt werden wie es ist und muss nicht mit weiteren Parametern zur Laufzeit noch verändert werden. Das ist der Weg, der für GO geeigneter ist und weswegen GO mitunter weniger CPU-Leistung benötigt als HW. Dafür kann GO aber auch nicht die Samples zur Laufzeit derart verändern wie HW. Deshalb lässt sich in GO auch ein Windmodell, oder das Verhalten des Klangspektrums von geschlossenen Schweller-Jalousien nicht annähernd gut simulieren wie bei HW.

    3. Gibt es natürlich noch Mischformen von 1. und 2., wo manche gewünschte Eigenschaften direkt ins Sample eingearbeitet werden und andere über die Parameter beim Abspielen erst realisiert werden.

    Welchen Weg ein Sampleset-Hersteller bei einem bestimmten Sampleset gegangen ist, wird i. d. R. nicht öffentlich kommuniziert. In vielen Fällen ist es eine Mischform nach Punkt 3. Änderungen nach Veröffentlichung des Sets werden oft nicht mehr ins Sample eingearbeitet, sondern gemäß Punkt 1. über die Parameter beim Abspielen angepasst. Aber auch das ist nicht allgemeingültig. Mitunter erhält man beim Update doch nicht nur ein neues ODF oder XML, sondern auch einzelne veränderte Samples.

    Welchen Weg Piotr Grabowski geht, kann ich nicht sagen. Er ist einer der ganz wenigen, die überhaupt Samplesets für HW und GO gleichermaßen anbieten. Er weist ja zum Teil auch ausdrücklich darauf hin, dass bestimmte seiner Sets eher für HW gedacht sind und dort "besser" klingen sollten.

    Ich finde, dass sowohl HW, als auch GO seine Daseinsberechtigung hat und nicht 1 zu 1 miteinander verglichen werden kann, da das eine eine relativ teure kommerzielle Software ist und das andere dagegen aus einem völlig kostenlosen Open Source Projekt hervorgeht. Dementsprechend gibt es natürlich für GO auch eine wesentlich geringere Auswahl an Samplesets, die aber nicht zwangsläufig deutlich schlechter sein müssen. Historisch gesehen hat die Existenz von GO aber zwangsläufig die Weiterentwicklung von HW angeregt, was ja auch nicht ganz schlecht ist. :D

  • nach Anfrage hat Piotr Grabowski bestätigt, dass er die Delay Einstellung in GO vor allem bei Zungenpfeifen vorgenommen hat und auch oft bei Labialpfeifen um die Ansprache weniger künstlich erscheinen zu lassen.

    Interessant ist die weitere Aussage dass er die Delays inzwischen auch in die neueren HW Samples eingebaut hat. Man kann die Delays aber offensichtlich in den Sampleset Einstellungen deaktivieren, so seine Aussage.

    Ich verstehe das jetzt so, dass die Delay Info in der HW XML enthalten ist aber in den Einstellungsmenüs von HW nicht sichtbar wird weil es die Funktion dort (noch) nicht gibt.

    Mich würde jetzt interessieren wo man in den Sampleset Einstellungen von HW die Delays deaktivieren kann, Ich werde am besten mal ein neueres Demo Set von ihm laden und schauen ob ich die Einstellung finde.

  • Ich denke eher, dass andersherum ein Schuh draus wird.

    Ja, glaube ich auch.

    Zitat

    Bei der Aufnahme eines Samplesets werden alle Pfeifen eines Registers, oder evtl. auch der ganzen Orgel, in einer einzigen Sampledatei aufgenommen. Diese Datei wird zunächst insgesamt von Störungen gereinigt, wie Geräusche vom Windmotor usw. und erst danach in einzelne Pfeifenton-Dateien zerlegt. Beim Zerlegen, vor allem wenn es über eine automatische Software passiert, gehen natürlich leicht die individuellen Delays am Anfang jedes gesampelten Tons verloren. Jedes Sample startet dann gleich schnell, was eben nicht mehr dem natürlichen Verhalten der Orgel entspricht.

    Die Informationen zu den individuellen Delays sind eben in der Roh-Audiodatei nicht vorhanden und diese lassen sich eigentlich nur aus der Entfernungsangabe destillieren. Ein Sample-Set-Produzent könnte solche berechneten Verzögerungen zu den Samples hinzufügen. Das Hinzufügen über ein ODF scheint mir aber eine effizientere Methode.

  • in den Sample Sets von PG gibt es wie von ihm angegeben eine Einstellung zum Ein- und Ausschalten von Delays für die Pfeifenansprache.

    HW Delay Settings.png

    Allerdings konnte ich bislang weder in der xml noch in der Hauptwerk Design Module Doku irgend einen Hinweis zu Delay Einstellungen finden. Ich hätte gerne gewusst welche Delays in dem Demo Set eingestellt sind. Das von mir verwendeten SET ist das Demo Sample der Erfurter Predigerkirche von PG.

    Die Verzögerung der Pfeifenansprache bei Tastendruck ist im Vergleich mit ausgeschaltetem Delay deutlich spürbar.

  • in den Sample Sets von PG gibt es wie von ihm angegeben eine Einstellung zum Ein- und Ausschalten von Delays für die Pfeifenansprache.

    Das ist interessant. Dann können Sie den Unterschied auch hörbar machen. Zeitverzögerung ist neben Richtung und Lautstärke ein Faktor für die Wahrnehmung der Lokalisierung der Schallquelle. Als ich mir vor ein paar Jahren einige Audioaufnahmen von Orgeln physisch und über Hauptwerk angehört habe (gleiche Orgel, gleiches Musikstück, gleicher Organist), fiel mir auf, dass mir bei den Hauptwerk-Aufnahmen die Tiefe im Klang fehlte. Dabei könnte möglicherweise das Fehlen einer realistischen Zeitverzögerung in der Simulation eine Rolle spielen.

  • Die Zeitverzögerung zwischen Pfeifen und Pfeifengruppen ist (neben dem natürlichen ganz verschiedenen Anspringen realer Pfeifen) in der Organistenperspektive hoch, weil bei ausgedehnten Orgeln die Laufzeitunterschiede des Schalls von der Quelle in verschiedenen Werken zum Ohr viele - manchmal sehr viele - ms betragen kann.

    In der Perspektive der Kirchen/Kathedralenmitte ("CD") vermischen sich die Klänge diesbezüglich wesentlich einheitlicher, weil die Entfernungs-Unterschiede sich natürlich fast angleichen.

    Es gibt wenige Samplesets von SP und Voxus die diese ganz speziellen Effekte pädagogisch erfahrbar werden lassen. "Wie hört der Organist bei dieser speziellen Orgel ganz real die Pfeifengruppen". Diese spezielle Perspektive findet aber wegen ihrer Unausgewogenheit ganz sicherlich nicht den Geschmack der meisten Hausorgler.

    Darum werden auch in den Direkt- bzw Semidryperspektiven Extreme vermieden.

    Aber in diesem Perspektiven sind die Laufzeitunterschiede schon geschmackvoll erlebbar und ganz anders als in den weiter entfernten Sampleaufnahmen.


    "

  • Die Zeitverzögerung oder besser Latenz vom Tastendruck bis zum Beginn des Einschwingvorgangs bzw. Erklingen des Tones ist ja nur für die Spieltischposition relevant.

    Interessant ist das relative Delay der Orgeltöne untereinander, welches erstens von der Hörposition im Kirchenraum abhängig ist und sich zweitens bei großem Abstand zur Orgel kaum noch auswirkt.

    Daher meine Frage, welche Delays sollten die Samples enthalten oder müssten in der HW XML ODF hinzugefügt werden, sofern es überhaupt unterstützt wird um einen realistischeren Klang zu simulieren?

    Die drei Samples Front, Diffuse und Rear des Pedalregisters Subbass 16‘ 036-c der Erfurter Predigerkirche z.B. enthalten in der Aufnahme für Front 70ms, Diffuse 65 ms und Rear 173 ms Vorlauf bis der Einschwingvorgang beginnt.

    Wie kommt es aber zu den Werten? Ich kann mir nicht vorstellen dass diese nach Entfernung berechnet und nachträglich eingefügt worden sind, wobei es auch kaum Differenzen zwischen linkem und rechtem Kanal gibt.

    Da das Geräusch des Tastendrucks beim Samplen mit aufgezeichnet wird, vermute ich mal dass einfach die Zeit vom Tastaturgeräusch bis zum Beginn des Einschwingvorgangs als Delay in der Tonaufzeichnung beim Nacharbeiten erhalten bleibt nachdem das Tastaturgeräusch extrahiert wurde.

    Das wäre aus meiner Sicht jedoch für die virtuelle Reproduktion des Klanges nicht ganz korrekt, da ich ja nicht unbedingt das Delay oder in diesem Fall die Latenz zwischen Tastendruck und Ton der realen PO wiedergeben möchte, es sei denn ich lege auch Wert auf die Wiedergabe der klappernden Tastatur und deren Latenz bis zum Ton.

    Wenn wie im Fall des Samples der Predigerkirche das Delay generell deaktiviert werden kann, werden offensichtlich die in der Aufzeichnung vorhandenen Vorlaufzeiten bis zum Beginn des Einschwingvorgangs abgeschnitten.

    Ich habe jedenfalls den Eindruck dass beim Abschalten der Delays alle Töne exakt gleich schnell erklingen. (lässt sich am deutlichsten bei den Pedalregistern feststellen)

    Leider findet man dazu wenig bis gar keine Informationen von den SET Herstellern und in der XML oder der Doku danach zu suchen habe ich nach einiger Zeit aufgegeben.

    Die Delay Einstellungen in GO sind dagegen transparent nachvollziehbar und bei Bedarf auch leicht individuell anpassbar.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist interessant. Dann können Sie den Unterschied auch hörbar machen. Zeitverzögerung ist neben Richtung und Lautstärke ein Faktor für die Wahrnehmung der Lokalisierung der Schallquelle. Als ich mir vor ein paar Jahren einige Audioaufnahmen von Orgeln physisch und über Hauptwerk angehört habe (gleiche Orgel, gleiches Musikstück, gleicher Organist), fiel mir auf, dass mir bei den Hauptwerk-Aufnahmen die Tiefe im Klang fehlte. Dabei könnte möglicherweise das Fehlen einer realistischen Zeitverzögerung in der Simulation eine Rolle spielen.

    Der signifikante Unterschied besteht darin, dass bei der Audioaufnahme die Klangvermischung samt sämtlicher Reflektionen im Originalraum aufgezeichnet und dann wiedergegeben werden.

    Man hört die Orgel im Raum. Und damit die Orgel und den Raum.

    Töne für ein Set werden einzeln aufgenommen. Die Klangverschmelzung entsteht im Verstärker. Das klingt halt anders. Zwar sehr nah am Original, aber ohne Interaktionen im Raum.

    Das wurde schon diskutiert.

    Mit Verstellen von Zeitverzögerung mag es anders oder lebendiger klingen. Die Tiefe im Klang erreicht man damit nicht. Das ist m.E. ein basteln an falscher Stellschraube

  • dass mir bei den Hauptwerk-Aufnahmen die Tiefe im Klang fehlte.


    Stimme dir voll zu, allgemein, was sehr viele Sample (!) -Aufnahmen betrifft.


    Es gibt jedoch viele herrliche, durchgreifend wirksame Möglichkeiten, den Klang trotz immer wieder ähnlich ablaufender Sampleschleifen überaus lebendig zu machen und eine ungeheure Tiefe zu erreichen.

    Das willkürliche Verdrehen der in den Samples und ODFs eingestellten Verzögerungen gehört allerdings - wie Rainer sagt - im allgemeinen nicht dazu.

    (In ganz speziellen Fällen - bei vielen Kanälen - kann man jedoch das Zimmer akustisch weiten und zusätzlich eine kleine, subtile, aber wirklich überaus schöne zusätzliche Ungleichzeitigkeit der Pfeifenklänge in der Organistenperspektive erreichen. Aber das ist dann das letzte I-Tüpfelchen :-))


    Zuerst kommt die Abstrahlung, dann die Abstrahlung, dann die Abstrahlung......... :)

    (und bei Aufnahmen eine Reihe von Einstellungen in HW, die ein/zwei Mitforaner nach vieljähriger Verfeinerung perfekt beherrschen)

  • Das willkürliche Verdrehen der in den Samples und ODFs eingestellten Verzögerungen gehört allerdings - wie Rainer sagt - im allgemeinen nicht dazu.

    das ist auch nicht das Anliegen. Es geht einfach darum welches Delay bis zum Beginn des Einschwingvorgangs in den Samples aufgezeichnet wird. Mit den Samples von PG ist mir das das erste mal aufgefallen, bzw. er hat sich offensichtlich darüber Gedanken gemacht, aber wie halten es die anderen Sample Hersteller.

    Und welches Delay wäre richtig und sinnvoll. Dass die Abstrahlung des Pfeifenklangs aus den Samples sich grundsätzlich anders verhält als bei den einzelnen Pfeifen im realen Kirchenraum ist außer Frage.

    • Offizieller Beitrag

    ich frage mich jedoch wie PG die vielen unterschiedlichen Werte der Delays ermittelt hat um sie im Nachgang in der ODF einzutragen.

    Ermitteln kann man sie nur wenn man das Niederdrücken der Taste erfasst und dann die Zeit zwischen Tastendruck und Toneinsatz berechnet. Das ist schwierig, besonders bei mechanischen Manualen.

    Eine weitere Möglichkeit hat man bei hochauflösenden Mikrofonen, dass man den leisesten Ansatz des aufgenommenen Tones bis zur vollen Entfaltung zeitlich erfasst und als Delay-Time definiert.

    Das ist eine umfangreiche Arbeit. 3 Manuale und Pedal mit 60 Registern Ton für Ton bearbeiten. Dazu braucht man Nächte und viel Kaffee

  • Ermitteln kann man sie nur wenn man das Niederdrücken der Taste erfasst und dann die Zeit zwischen Tastendruck und Toneinsatz berechnet. Das ist schwierig, besonders bei mechanischen Manualen.

    Eine weitere Möglichkeit hat man bei hochauflösenden Mikrofonen, dass man den leisesten Ansatz des aufgenommenen Tones bis zur vollen Entfaltung zeitlich erfasst und als Delay-Time definiert.

    Das ist eine umfangreiche Arbeit. 3 Manuale und Pedal mit 60 Registern Ton für Ton bearbeiten. Dazu braucht man Nächte und viel Kaffee

    Am einfachsten erscheint es mir, die Abstände zwischen den verschiedenen Werken und Orgelpfeifen näherungsweise zu bestimmen. Behalten wir für die nächstgelegenen Pfeifen die Verzögerung bei 0 ms. Anhand des Abstands der weiter entfernten Rohre zur ersten Reihe lässt sich dann mit der Schallgeschwindigkeit von ca. 343 Metern pro Sekunde (also ca. 3 msec pro Meter) eine Zeitverzögerung berechnen, die der Realität nahe kommt.