Eine PfeifenOrgel durch ihr eigenes SampleSet ergänzen?

  • Als ich vor einigen Jahren in Nagold zum Symposium Singen - Orgel 4.0 war, habe ich, auf den Satz eines jungen Orgelbauer (Azubi)

    "Hauptwerk ist nur dafür gedacht zuhause mit dem Kopfhörer..."

    geantwortet, dass ich froh bin, dass Günther Uecker Nägel nicht nur dafür verwendet hat um Bilder daran aufzuhängen...

    und gleichzeitig vorgeschlagen

    das (völlig überteuerte) SampleSet der Orgel zu benutzen um die asymmetrisch auf der linken Empore (der symmetrischen Kirche) stehende Orgel ( mit Brüstungspositiv ! ) "digital" mit hochwertigen Lautsprechern (Verstärkern etc) auf die rechte Seite zu "Spiegeln" und analog (genau genommen natürlich ebenfalls digital ;) das kleine Chorpositiv vorne, nach hinten zu "spiegeln"

    selbstverständlich ist sowas nicht einmal in Betracht gezogen worden

    es hätte ja sein können, dass dabei ganz unerwartet unschöne Erkenntnisse zu Tage insbesondere zu Ohren gekommen wären... (r/meine Spekulation 😇)

    aber wenn ich schon sowas lesen darf:

    Quote

    Mit Hauptwerk® ist es nun auch möglich im selben Kirchenraum vom selben Spieltisch aus Original und Sample (über die sehr gute Anlage der Kirche) zu vergleichen.

    ja, die sehr gute Anlage der Kirche könnte sogar schon Stereoklänge in den Raum schallern... 🙊 🥳 🙉


    was haltet Ihr von dieser Idee ?

    nicht als Installation für die Ewigkeit - sondern als Test

    nicht als Pfeife gegen Lautsprecher - sondern als Zusammenspiel

    nicht als Original und Notlösung - sondern als gleichberechtigte Werkzeuge...


    ja, ich weiß, ich bin einfach zu romantisch für diese postmodern barocke Bauhaus-Welt 😇


    pS

    natürlich konnte ich meine große Klappe wieder einmal nicht halten

    und habe mich bei wahrscheinlich allen Anwesenden damit unbeliebt gemacht zu erklären, dass die meisten vorgestellten (midi) Neuheiten bereits in unserer Orgel von 1997 existieren...

    • Official Post

    Die Idee ist interessant, aber zugleich auch was den Klang angeht ernüchternd.

    Beispiel

    Auf der linken Seite steht die Pfeifenorgel, auf der rechten Seite die Lautsprecher.

    Links entsteht der typische Längsdruck der Pfeifen. Rechts ist nur ein Klang zu hören. Die Lautsprecher können keine Pfeifenorgel ersetzen.

    Wenn, muss man die Lautsprecher im Pfeifenwerk einbauen und hat dann eine Hybridorgel.

    Aber das ist ja nicht die Idee. Hier geht es um Vergleich. Allzuschnell wird man nur noch die Pfeifenorgel spielen und die Digitalorgel vergessen

  • Du kippst das Kind ja schon aus bevor ich überhaupt Holz für das Feuer zum Erhitzen des Badewassers geholt habe... 😭

    Ich durfte mit Rainer zusammen "seine" Hybridorgel ausprobieren, und kann das nur bestätigen.

    Sicherlich ist eine "nette" Ergänzung, wenn aus Kostengründen manche Register nicht gebaut werden können. Aber gerade bei den teuren tiefen Registern (Materialkosten) wie Prinzipal 16' oder gar ein Bourdon 32' fehlt komplett der von Rainer beschriebene Längsdruck. Von den Zungen mal gar nicht zu sprechen...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Vielleicht habe ich mich auch nicht klar ausgedrückt...

    die Ev Kirche Nagold ist ja ein sehr spezieller Fall

    a) es gibt eine vor kurzem (Naja 2012) renovierte Pfeifen Orgel mit drei räumlich getrennten Teilen (HauptOrgel HW SW PW / RP / ChorOrgel) komplett Midifiziert incl zentraler Spieltisch - trotzdem ist es leider nicht ganz vergleichbar mit KirchenInstallationen in denen mehrere Orgeln (zentral spielbar) stehen

    b) die Orgel steht auf der linken Seitenempore

    c) von dieser Orgel existiert ein komplettes SampleSet

    d) die Kirche bekommt als "Leuchtturm Projekt" erhebliche finanzielle Unterstützung

    e) die installierte Beschallungsanlage ist (egal wie gut) wohl kaum dafür geeignet einen Orgel Sample Player wieder zu geben


    die "Idee" weitere Pfeifen Orgeln oder Teile in diesem Raum zu installieren steht sicherlich nicht oben auf irgendeiner Liste...

    • Official Post

    Die Aufnahmen des Samplesets Nagold beinhalten ja bereits die originale Akustik der Nagolder Kirche. Werden diese Samples in der Nagolder Kirche wieder abgespielt, dann überlagert sich die Akustik in der Aufnahme mit der Akustik des realen Kirchenraums und das Ergebnis dürfte sehr sehr unschön klingen. Auf der einen Seite ist dann die Originalorgel zu hören und auf der anderen Seite ein Klangmatsch, der an schwappendes Wasser in einer Badewanne erinnert.

    Mir ist so ein Effekt mal unbeabsichtigt mit Hauptwerk (mit einem anderen Set) passiert, als ich ein hallbehaftetes Sampleset versehentlich gleichzeitig mit einer IR-Halldatei der selben Kirche gespielt hatte. Also wenn, dann müsste man die Samples auf der gegenüberliegenden Empore trocken, ohne Hall abspielen. Echte trockene Samples von der Nagolder Orgel existieren aber meines Wissens nicht. Das Sampleset Nagold ist übrigens seit langer Zeit mein Standardsampleset, das automatisch mit Hauptwerk geladen wird. Ich liebe es, da es von hoher Qualität und für praktisch jede Literatur geeignet ist und noch dazu eine Orgel aus der Gegend ist, in der ich wohne.

  • Die Aufnahmen des Samplesets Nagold beinhalten ja bereits die originale Akustik der Nagolder Kirche. Werden diese Samples in der Nagolder Kirche wieder abgespielt, dann überlagert sich die Akustik in der Aufnahme mit der Akustik des realen Kirchenraums und das Ergebnis dürfte sehr sehr unschön klingen...


    das Problem ist mir natürlich bewußt...

    wir haben für die Kirche in Marten von Prof Maier ja eine extra "dry" Version der Sauer Orgel (Dorstfeld) und dank seiner freundlichen Unterstützung habe ich sogar die zugrundeliegenden Samples 😇 zur Verfügung gestellt bekommen 🫶

    anstelle von "das geht aber nicht, weil..."

    hatte ich mehr auf ein "was da alles möglich ist..."

    gehofft - aber selbst ich bekomme im Leben wohl nicht immer was ich mir gewünscht hatte 🤷

    • Official Post

    anstelle von "das geht aber nicht, weil..."

    hatte ich mehr auf ein "was da alles möglich ist..."

    gehofft - aber selbst ich bekomme im Leben wohl nicht immer was ich mir gewünscht hatte 🤷

    Vielleicht ist das ja gerade der Unterschied zwischen "Technik-Freaks" und Ingenieuren wie z. B. mir? Bei aller Freude über das bereits technisch Machbare verliert der Ingenieur nicht aus dem Blick, was technisch noch nicht umgesetzt ist und vor allem, was physikalisch gar nicht möglich ist.

    Eine approximative Reproduktion kann das Original niemals zu 100% substituieren.

  • Und mir hat Mann immer erklärt:

    "dem Inscheniöhr is nix zu schwöhr"

    Ich komme jetzt mal nicht mit der Titanic und der Arche...

    Aber ich bin mir sicher, dass (m) eine grobe Schätzung stimmt:

    es gibt auf dieser Welt weniger Cembalos als Klaviere, es gibt auf dieser Welt weniger Klaviere als Epianos, es gibt auf dieser Welt weniger Epianos als Keyboards...

    und ich überlasse es dem geneigten Leser (natürlich nur männlichen) an welcher Stelle "die Pfeifenorgel" in dieser Liste (mit 93,46%) zu subsummieren wäre 😇


    pS

    ich habe Dipl Ing Arch in Dortmund studiert (okay das war im letzten Jahr - tausend 🫣) und hätte ich auf die Fachleute mit ihrem "Das was Sie da wollen geht nicht !" gehört, stände in Marten heute nicht dieses 103 Register Monster herum 😎

    • Official Post

    Das komplexe physikalische Geschehen einer Pfeifenorgel in einem Kirchenraum bildet eine Sakralorgel der früheren Jahre vielleicht zu 3% ab. Hauptwerk schafft vielleicht 20% und ließe sich mit viel Aufwand vielleicht bis auf 22% steigern. Alleine schon durch die Aufnahmetechnik und die Wiedergabe über Lautsprecher sind da deutliche Grenzen gesetzt. Wenn man dem Original noch näher kommen will, dann muss man Pfeifen bauen und die in einem großen Raum aufstellen.

    Das heißt nicht, dass ich mich nicht über Hauptwerk in meinem Wohnzimmer freuen würde. Ich habe grundsätzlich auch nichts gegen Hauptwerk-Experimente in Kirchenräumen, aber man sollte es als das betrachten was es ist: Aufgenommene Klänge, die über Lautsprecher wiedergegeben werden. Je nachdem auch mit Möglichkeiten, die eine Pfeifenorgel nicht bieten kann.

    Auch in der Architektur und im Bauingenieurwesen gibt die Physik Grenzen vor. Ein Hochhaus lässt sich nicht auf einem Stecknadelkopf als Fundament errichten und ich kenne auch noch keine Wohnungen, die innen mehr Volumen haben als außen, obwohl das gerade in der heutigen Zeit der Wohnraumverdichtung alles äußerst wünschenswert wäre. :D

  • anstelle von "das geht aber nicht, weil..." hatte ich mehr auf ein "was da alles möglich ist..." gehofft

    Vielleicht hier ein kleiner Beitrag zu dem, was realitäsnah möglich sein könnte:

    Aus meiner Sicht wäre der Aufwand überschaubar, für einen simplen Test aus einem mit Nachhall behafteten Sampleset eine absolut "quasi-trockene" Version zu kreieren. Dazu wären lediglich sämtliche Release-Files des Samplesets durch sog. Dummy-Files zu ersetzen (Wave-Files ohne Nutzdateninhalt). Dies wäre leicht in einer Hochsprache zu programmieren.

    Doch zunächst kurz zusammengefasst die größten Nachteile von Lautsprechersystemen, die besonders im Zusammenwirken mit natürlichen Orgelpfeifen auffallen könnten:

    • Ein handelsübliches Lautsprechersystem regt im Vergleich zur natürlichen Pfeifenorgel eine viel kleinere Luftmasse zum Schwingen an. Das könnte sich auf das gesamte Klangbild plastisch auswirken.
    • Die Klangabstrahlung beim Lautsprecher ist - insbesondere bei höheren Tönen - z.T. erheblich richtungsorientiert. Dies geht zu Lasten der räumlichen Wahrnehmung.
    • Es besteht ein großer Unterschied in der dynamischen Akustik-Auflösung im Vergleich der beiden Klangerzeugungssignalketten bis hin zur Wahrnehmung durch das menschliche Ohr (direkt abgestrahlter Orgelpfeifeton vs. Lautsprecherwiedergabe eines gesampelten Orgelpfeifentons).
    • Hinzu kommt die nicht zu vernachlässigende Problematik der begrenzten Dynamik der Mikrofone beim seinerzeitigen Erstellen des Samplings (... was hier allerdings weniger das Thema sein dürfte).
    • Bei der Wiedergabe von 32´- und tiefen 16´-Orgelpfeifentönen scheitern ohnehin viele handelsübliche Lautsprecher.
    • Breitbandige dynamische Lautsprecher haben einen schlechten elektrischen Wirkungsgrad (deutlich unter 10 %). (Auch dies dürfte hier weniger relevant sein).

    Es gibt bereits unterschiedliche Konzepte zur alternativen Klangabstrahlung, die auf dem sog. Helmholtz-Prinzip beruhen (Schallabstrahlung mit Hilfe von zum Schwingen angeregten Resonatoren). Die wohl am weitesten gediehene Entwicklung geht auf den Orgelbauer Ewald Kienle zurück, der bis 2021 im Großraum Stuttgart lebte: s. https://de.wikipedia.org/wiki/Ewald_Kienle

    Das "Kienle-Abstrahlsystem" ist ein hybrides System: mehrere Resonatoren (im einfachsten Fall pfeifenähnliche Rohre) werden durch einen lautsprecherähnlichen, elektromagnetischen Aktuator zum Schwingen angeregt, wobei ein Resonator für einen bestimmten Frequenzbereich zuständig ist. Das Prinzip zeigt folgende Skizze, die ich der Patentschrift DE2924473C2 des Erfinders Ewald Kienle entnommen habe (die Schutzrechte dieses Patents dürften zwischenzeitlich ausgelaufen sein):

    Prinzip_Kienle_Abstrahlsystem.JPG


    Demnach sind nur wenige Resonatoren nötig, um ein weites Klangspektrum in hoher Qualität abzudecken (unterschiedliche Frequenzbereiche sowie Klangfarben). Angeblich gibt es auf dem Markt bereits elektronische Sakralorgeln, die das "Kienle-Abstrahlsystem" eingebaut haben. (Damit habe ich jedoch noch keine eigenen Höreindrücke gesammelt.)

    Aus meiner Sicht wäre es großartig, Samplings mit GO und einem Resonator-Abstrahlsystem wiederzugeben. Da sollte sich doch ein Hersteller finden lassen, der das ganze in eine transportable Box baut...

    • Official Post

    Kienle hat das bereits vorher auf den Markt gebrachte Resonatorensystem der Firma Conn verfeinert.

    Kienle hat seinerzeit auf einer Musikausstellung eine Orgel mit einer großen Anzahl unterschiedlich langer Resonatoren vorgestellt und damit den Diapasonpreis erhalten.

    In einer unserer Kirchen in Berlin stehen Resonatoren. Der Klang ist schöner und durchsichtiger als reine Lautsprecherabstrahlung.

    Resonatoren, wenn genügend in unterschiedlichen Größen vorhanden sind, geben einen räumlichen Klang ab, da nicht alle Töne von einem Lautsprecher abgestrahlt werden, sondern durch die Resonanzfrequenzen der Rohre verteilt erklingen.

    Der Klang ist plastisch und bereichert den Gesamtklang von Digitalorgeln.

    Nur, wenn man es richtig macht, sitzt unter jedem Rohr ein Lautsprecher, der nur die entsprechende Frequenz abstrahlt.

    Um eine gute Abstrahlung im Bass (16' oder gar 32') zu erreichen müsste man 10m lange Resonatoren einsetzen. Und natürlich partialsschwingungsfreie Lautsprecher, die diese Frequenzen wiedergeben können etc. Schnell wird auch ein solches System sehr teuer.

    Einziger Vorteil:

    Die Resonanzfrequenzen der Lautsprecher werden vom entsprechenden Rohr nahezu durch die Eigenresonanz des Rohres unterdrückt

    Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Streicher, Gedackte, Flöten und Prinzipale unterschiedliche Mensuren der Pfeifen haben. Spielt man einen Ton der entsprechenden Register über ein Rohr eines Resonators wird der Klang durch die "Mensur" und der Eigenresonanz des Rohres beeinflusst

    Der Längsdruck der Pfeifen wird durch das Resonatorenprinzip aber nicht erreicht

  • Die sich selbst spielende Orgel hat mindestens einen entscheidenden Vorteil: bei Bedarf kann sie so leise sein, wie sonst nicht. Dann kann sie auch eine zarte solistische Gesangsstimme begleiten, ohne dass letztere zwangsweise auf ein Mikrofon mit Verstärkeranlage angewiesen ist bzw. verdrängt oder unweigerlich übertönt wird.

    Nebenbei bemerkt: Ohnehin habe ich den Eindruck, dass manchmal Pfeifenorgeln zu laut gespielt werden. Bei selbst durchgeführten Schalldruckpegelmessungen während kirchlicher und konzertanter Veranstaltungen in Kirchen konnte ich bereits gesundheitsgefährdende Werte erkennen. Deshalb freue ich mich, wenn eine Orgel in der Kirche auch mal leise und unaufdringlich, vielleicht sogar im Tutti ganz leise sein kann.

    Das Nagold-Sampling ist verschlüsselt. Ohne Herstellerunterstützung kann da nichts verändert werden. Lt. den Infos aus dem Projektlink https://www.nagold-evangelisch.de/kirchenmusik/s…ektbeschreibung und den dort angegeben Presselinks dürfte ja die VPO bereits in der Stadtkirche Nagold vom vorhandenen Spieltisch der Pfeifenorgel aus spielbar sein... (eventuell doch mit einem Dry-Sampling?). Jedenfalls scheint der Sampling-Ersteller Pipeloops mit an Bord zu sein.

    Nun zu einem anderen Aspekt: Gerne erinnere ich mich als Besucher an ein echt cooles und unvergessliches Orgelklangerlebnis in einem großen Kirchenraum, wo die hintere Hauptorgel und die vordere Chororgel absolut synchron bespielt wurden. Beide Spieltische waren mit einer Videoschaltung verbunden, damit nicht auf Gehör entsprechend der Schallausbreitung, sondern noch präziser auf visueller Basis synchron gespielt werden konnte. Das Ergebnis war überwältigend. Beispielsweise wurde das von vorne ansegelnde, zarte prinzipale Klangwölkchen in einem fließenden Übergang zunächst von hinten übernommen. In der Folge kam die sich verstärkende Klangwalze retour geschwappt. Akustisch war da alles ständig fließend in Bewegung und ineinander tief verschlungen, sodass man den Eindruck hatte, der an- und abschwellende Klangteppich wellt sich über die Zuhörer hinweg. Dabei waren die einzelnen Töne in ihrer Tonhöhe stets klar von einander zu unterscheiden und dennoch war alles unglaublich in Bewegung. Das war eine intensive Performance der ganz besonderen Art. Deshalb finde ich die Perspektive sehr verlockend, Vergleichbares von einem einzigen Spieltisch aus zu gestalten. Echt klasse!

    Für manche kleine Kirchengemeinde könnte m.E. in Zukunft die Resonatorenabstrahlung eventuell einen kostenmäßigen Kompromiss zwischen der reinen Lautsprecherlösung und der natürlichen Pfeifenorgel darstellen. Deshalb möchte ich die musikalischen Verantwortlichen in Nagold ermutigen, sich mit den Perspektiven der Resonatorentechnik auseinanderzusetzen und dies in ihr Projekt einzubeziehen. Möglicherweise könnte ein weiterentwickeltes Resonator-Design das Baugrößenproblem für tiefe Basstöne lindern. (Als spontane Idee: eine Bauweise vorsehen, die ähnlich einem Flächenwärmetauscher mit vielen hohlen Windungen im Inneren ist? Dafür stünden heute neue Fertigungstechniken zur Verfügung, wie z.B. metallischer 3D-Druck oder Lasersintern.) Zudem könnte bei tiefen Tönen auch der Trick mit den Obertönen funktionieren: Das menschliche Gehirn kann ja bekanntlich den fehlenden Grundton als Kombinationston aus zwei höherliegenden Grundtönen erahnen...; letztlich kommen die ganz tiefen Töne doch eher im Bauch als im Kopf an. Ein weiterer Aspekt bei tiefen Tönen könnte insofern für Vereinfachungen der Resonatoren sprechen, dass es hier vielleicht eher auf das Vorhandensein des akustischen Untersatzes, als auf die mentale Erfassung der individuellen Klangfarbe ankommt... Nun noch so eine spontane Idee: Wer weiß, vielleicht kann man die Resonatorenrohre deckeln, so wie die Pfeifengedackte; dann wären sie auf die halbe Länge zu kürzen...

    Da hat sich in jüngster Zeit auch auf dem Gebiet der Consumer-Heimgeräte einiges getan: Bspw. nutzt Firma Sony an modernen Fernsehgeräten den leicht schwingenden Bildschirm als Abstrahlfläche für den Ton und erreicht dadurch einen viel besseren Sound, als mit den herkömmlichen mickrigen Lautsprechern (diese Technologie nennt sich "Acoustic Surface Audio+ Technologie").

    Sicherlich gäbe es da viele spannende Fragen zu klären, wenn sich eine entsprechende Hochschule oder ein Forschungsinstitut dem Themenkomplex "alternative Klangabstrahlung" annehmen würde. Es wäre schon sehr verlockend, im gleichen Raum neben den realen Orgelpfeifen für musikalische Experimente wenigstens ein paar Doubles in Form von Resonatoren zur Verfügung zu haben...

    Alles Gute und viel Erfolg nach Nagold! Lasst von euren Projekterkenntnissen und Fortschritten mal hören!

  • Einen 32' aus einem 16' plus 10 2/3' akustisch zu erzeugen geht mit Resonatoren.

    Es folgt daraus eine Amplitudenmodulation 16'

    Diese Modulation muss sich das Gehirn nicht denken. Sie entsteht tatsächlich. Andererseits kann sich das Gehirn einen Tiefbass zu einem Klanggemisch dazu denken

    Selbstverständlich kann man sich verschlungenen Resonatoren vorstellen. Oder anstatt 10m mit 5m und halber Wellenlänge arbeiten.

    Eine Pfeife strahlt den Ton am Labium ab. Die Länge des Pfeifenkörpers bestimmt zusammen mit Winddruck etc die Tonhöhe. Man kann sie Deckeln.

    Am Resonatorrohr gibt es kein Labium. Der Ton wird über das offene Ende abgestrahlt. Das ist ein völlig anderes Prinzi als bei der Pfeife. Würde man es Deckeln gibt es keine Schallabstrahlung mehr in den Raum

  • Eine DO mit Resonatoren zu bestücken ist schon aufwändig wenn man es ordentlich macht.

    Je Manual (5 Oktaven mit 16' bis 1') bräuchte man mindestens Resonatoren mit 9 Oktaven in der Länge. Das sind 108 Rohre für jedes Manual und 84 Rohre für das Pedal.

    Natürlich sind Kompromisse möglich. Oder man beschränkt sich auf tiefere Lagen mit Resonatoren und höhere Tonlagen mit Lautsprecher.

    Das sind ähnliche Anforderungen wie sie bei einer guten Multiplexorgel oder Hybridorgel bestehen

    Mich würde mal ein sehr gutes Konzept mit Resonatoren interessieren

  • Der direkte Vergleich dürfte ohnehin nur schwer möglich sein. Die Nachbildung mit Hauptwerk klingt ja mehr oder weniger gleich, während die Orgel jetzt nicht mehr so klingt wie zur Aufnahme. Simple Ursache die Verstimmung der Register, Veränderungen im Raum undso weiter. Und als Hybrid Orgel hat man noch viel mehr Probleme. Ein digitaler Teil muss entweder zu dem Instrument gestimmt werden oder umgekehrt. Beides möglich, aber komplexes Thema. Ob eine Hybrid Orgel überhaupt auf Basis eines Samplers funktioniert?

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Eine Hybridorgel aus einem Sample-set aus der gleichen Kircge ist unsinnig. Aus einer anderen Kirche mit anderer Akustik ist evtl problematisch.

    Eine Hybridorgel zu konzipieren klappt nur wenn die Fitma eine genügende und geeignete Registerdatei zur Verfügung hat

    Gerne können sich Interessenten melden und die Hybridorgel in Charlottenburg besichtigen

  • Eine Pfeife strahlt den Ton am Labium ab.

    ja, aber a) nicht nur (wenn es eine offene Pfeife ist) und b) nicht unbedingt in gleicher Phase ☝️

    Am Resonatorrohr gibt es kein Labium.

    das kommt auf das ResonatorRohr an 🫵

    Der Längsdruck der Pfeifen

    ich habe diese Begriff jetzt schon mehrfach gelesen und auch im forum explizit gesucht...

    sind die entsprechenden Pfeifen mit Schlangenöl behandelt ? 🙊

  • Im Prinzip ist ja die ganze Pfeife eine Tonquelle. Natürlich wird der Grundton irgendwo ne nach Typ erst erzeugt und dies ist wohl der wichtigste Ort der Tonerzeugung, aber trotzdem ist die gesamte Pfeife nach meiner Definition die Tonquelle. Nehme ich einen Prinzipal und zeichne mit etwas Fingerfarbe ein Bild darauf, dann verändert dies genau so den Klang, wie eine Veränderung am Labium. Nicht in dem Umfang, aber für das geschulte Ohr deutlich.

    Wobei auch dies simpel beschrieben ist. Drehe ich eine Pfeife im ein paar Grad, dann klingt die anders, verändere ich die Umgebung, dann klingt die anders. Nehme ich die Pfeife und stecke sie in einer andere Orgel mit identischen Windruck, dann klingt die ganz anders...

    Es ist eben komplex. Davon abgesehen, eine digitale Lösung wird es niemals schaffen unser Gehirn und Gehör zu überlisten. Wir werden immer einen Unterschied hören zwischen einen Instrument, welches z.b 12.000 Tonquelle hat, oder eben nur 2-10 in Form eines oder mehrere Lautsprecher. Beides hat seine Vorteile und Nachteile. Ein Set aus Lautsprecher bietet z.b einfache Möglichkeiten einen ausgewogenen Klang zu erzeugen, während dies bei einer Orgel sehr viel komplexer ist und nachträglich kaum mehr zu verändern ist.


    Wir haben hier eine Orgel, wo das Pedal vor einem Teil des Hauptwerk steht. Die Konsequenz ist, dass diese Register mit einer größeren Registrierung auf dem Pedal der romantischen Orgel nicht gut klingt und die Brillanz komplett fehlt. In einem digitalen Modell kann man schnell die virtuelle Positionierung der Register verändern.

    Zugegeben stehe ich mit romantischen Orgeln ohnehin etwas auf dem Kriegsfuß. Ich mag diesen Mitteltönigen Klang nicht so, vor allem nicht bei unseren Orgeln. Mitteltönig im großen Gewölbe klingt irgendwie, wie wenn ich an einen Equalizer alle Höhen entferne. Da bevorzuge ich barocke Orgeln, oder auch Neo barocke. Aber natürlich hat da jeder seine Favoriten. Ich kenne hier eine Neo barocke Orgel die sehr klein ist und damit eher unangenehm klingt. Anders Beispiel Hildesheim im Andreas wäre eine romantische Orgel wohl absolut deplatziert.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Nehme ich einen Prinzipal und zeichne mit etwas Fingerfarbe ein Bild darauf, dann verändert dies genau so den Klang, wie eine Veränderung am Labium. Nicht in dem Umfang, aber für das geschulte Ohr deutlich.

    🤔 echt jetzt ?

    Quote

    Intonateur Rainer Janke zum Beispiel schreibt von 55 Parametern, und dass die Aufschnittshöhe und der Winddruck deutlich mehr Einfluss auf den Klang einer Labialpfeife hätten als der Durchmesser.

    (wiki OrgelPfeife)

    und das Material hat (wenn ich das richtig erinnere) entgegen permanenter Wiederholung der gleichen "alten Sätze" so gut wie keinen Einfluss auf den Klang...

    jetzt sind wir aber schon weit drin in dem Bereich von Teebeutel Schwingen, Wasseradern und Schlangenöl...


    und bei "Mitteltönig" denke ich definitiv nicht an romantische Klänge 🙉


    soweit ich weiß gibt es auf dieser Welt einige DO installationen (nicht zuletzt CCs ITO) die, man mag es nach diesen Ausführungen kaum glauben, gänzlich ohne Resonator-Systeme auskommen und bei denen ganz offensichtlich Geld eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben dürfte...

    alles dumme unfähig unwissende Ignoranten ?

    😱