Ich denke, Musik kann auch unter Beibehaltung der Regeln leben und Perfektion ist nicht in erster Linie der Feind der Musik. Ich rede da wirklich nicht von mir, ich muss mich sehr anstrengen, einigermaßen richtige Improvisationen abzuliefern, und oft genug ist es auch Zwirn und die Leute klatschen trotzdem, aber ich weiß, dass es halt nichts gescheites war. Aber deshalb sage ich nicht, dass Regeln obsolet sind, ich versuche, sie nicht als Knebel, sondern als Steigeisen oder Wegweiser zu nutzen.
Ich kenne das Problem, dass sich hauptberufliche Organisten in den immer gleichen Floskeln ergehen, weil sie Angst haben, einen Fehler zu machen. Die schreiben sich die Impro dann vorher auf, und wenn ich als Kantor dann um einen Halbton tiefer nachsuche, werden sie kreidebleich. Da ist die Musik dann tot.
Ich kenne aber auch einen Kapellmeister, der nebenbei immer wieder orgelt und der dir eine Triosonate improvisiert, die du so abdrucken könntest, einen Mordsspaß dabei hat, die Leute fasziniert sitzen bleiben und der sich nebenbei noch mit dir unterhält, wohin man nachher zum Frühschoppen geht. Gut, eine Ausnahme, aber er muss dir Regeln nicht beachten, er "spricht die Sprache" ohne nachzudenken.
Mir selber helfen zwei Publikationen, aus denen ich immer wieder meine Übungseinheiten beziehe; da ist zum einen das erwähnte Werk "faszination Orgelimprovisation" und zum anderen das Übungsbüchlein "Gehörbildung, Tonsatz, Improvisation", ebenfalls von FJ Stoiber (der Mann, der zwei bayerische MPs in sich vereint...kann er aber nichts für). Das Buch ist ziemlich grundlegend, fängt also auf einer verständlichen Ebene an, hat aber auch ne ordentliche Progression.
Aus C- und D-Kursen hab ich noch Drucksachen zu den Themen, bei großem Interesse ggf. per PM
Viele Grüße