- Offizieller Beitrag
Hersteller: Sonus Paradisi
ZitatAlles anzeigen06. Sep 2012, 13:44 Mikelectric
Prague Baroque v.2
Hallo liebe Hauptwerker,
nachdem ich ja nun speziell auf der Suche nach unverschlüsselten Samplesets bin stolpere ich wieder mal wie schon öfter über das Set Prague Baroque v.2 von Sonus Paradisi. Als Süddeutscher bin ich schließlich klanglich "vorbelastet" mit diesem Orgeltypus. Das Holzhey-Set von Prospectum will wohl partout nicht kommen, so hatte ich mir unlängst das Set Zlata Koruna von SP zugelegt und bin seither sehr davon begeistert. Ich habe dafür auch schon eine ODF für GrandOrgue 3 programmiert, sodaß ich es nun auch dort "Donglefrei" in 24-bit Qualität mit allen Releases genießen kann. (Falls jemand Interesse daran hat bitte per PN melden)
Es wäre natürlich immer mal wieder schön, auch Zungenstimmen mit verwenden zu können - das Set Prague Baroque v.2 wurde ja gegenüber der Originaldisposition der Mundt-Orgel mit Zungenstimmen aus Klosterneuburg erweitert. Die Demos gefallen mir sehr gut und ich kann mich auch sehr gut mit der Akustik der Samples anfreunden (im Gegensatz zu Velesovo). Die Akustik ist der des Zlata Koruna Sets m.E. sehr ähnlich.
Leider liest man sehr wenig Erfahrungsberichte über das Set. Hier wurde es nur mal beiläufig in einem Thread erwähnt und ein Bericht darüber in Aussicht gestellt, aber bisher nicht veröffentlicht. ( dieser Thread )
Hat jemand das Set Prague Baroque v.2 und kann mir mal seine Erfahrungen damit berichten, ob er es regelmäßig benutzt, oder ob es eher ein Set ist das in der Schublade liegen bleibt. Ich zweifle z.B. immer etwas wie gut die Integration der Zungenstimmen tatsächlich gelungen ist. Oder wer hat sich sonst schon mit dem Thema beschäftigt ohne das Set vielleicht selbst zu besitzen?
Gruß Michael
ZitatAlles anzeigen15. Sep 2012, 03:06 Mikelectric
Re: Prague Baroque v.2
Die Velesovo habe ich nochmal getestet nur mit den Frontkanälen - der Hall bleibt für mich suspekt. Abgesehen davon wollte ich ja auch eine Süddeutsche Barockorgel haben und habe deswegen nach dem Set Prag Baroque V.2 gefragt.
Leider gab es hierzu bisher keine konkreteren Antworten, da eben nur wenige das Set besitzen. Die Kurzrezension von Bombarde war mir bekannt und ich schätze seine Beurteilungen in vielen Punkten. Allerdings im Punkt Klangeindruck bin ich bei seinen Aussagen etwas skeptisch, da ich weiß, daß er viel mit Rundumstrahlern hört und deshalb seine Klangeindrücke nicht unbedingt der Realität eines Sets entsprechen.So habe ich mich nach ausgiebigem Studium der Demos und des kleinen Demosets dazu entschlossen mir das Set Prague Baroque zuzulegen.
Hierzu meine ersten Erfahrungen:
Das Set ist wie eine Perle im Dornröschenschlaf - Man muß erst den Frosch küssen um zu sehen wie schön es ist.
Bisher hat mich ehrlich gesagt immer abgeschreckt, daß das Set nicht einer Original-Orgel entspricht sondern irgendwie "zusammengebastelt" ist aus mehreren Orgeln.
Außerdem hat das Set offenbar kaum jemand - jetzt muß ich sagen "leider hat es kaum jemand".Bei genauer Betrachtung ist es ein Set einer der besten Barockorgeln süddeutscher Bauart: Die Orgel der Tein-Kirche (Tyn) in Prag.
So original für sich betrachtet ein wunderbares Set. Als Zugabe obendrauf die Zungenstimmen der Orgel aus Klosterneuburg bei Wien.
Man kann die Zungen verwenden - muß aber nicht! Aber auch diese Samples sind excellent.Die Zungensamples sind sehr gut an die Akustik der Tyn angepasst worden. Wenn man allerdings genau darauf achtet, so merkt man als einzigen Unterschied einen etwas helleren Nachhall dieser Zungensamples gegenüber den Samples von Tyn. Allerdings bringt das überhaupt keinen nachteiligen Effekt mit sich, da Zungen sowieso einen anderen Klangcharakter haben als Labiale. Wenn man sich nicht darauf Konzentriert kommt man garnicht auf die Idee, daß da was anders wäre.
Insgesamt kommt der Süddeutsche Barockorgeltyp wunderbar zum Ausdruck. Milde prägnante Prinzipale, enger mensurierte Flöten (Copulas), Viele farbige Labialregister, mehrere 8-Füßer im Haúptwerk. Salizional, Quintatön, terzhaltige Mixturen. Ein Rückpositiv, das als kleines Hauptwerk disponiert ist. Und traumhafte An- und Absprachegeräusche jeder einzelnen Pfeife individuell. Die für diese Orgeln so typischen Windgeräusche (Chiff).
Die Pfeifensamples sind eher nah aufgenommen wie z.B. am Spieltisch sitzend. Dadurch ist der Pfeifenklang angenehm direkt und der üppige Nachhall zwar da, aber nie unangenehm dominant. Die Orgel hat insgesamt ein deutliches Charisma - tatsächlich ähnlich der Zlata Koruna. Süddeutsche oder italienische Kompositionen darauf zu spielen ist eine wahre Freude! Die Zungenstimmen darüberhinaus eine hochkarätige und willkommene Bereicherung.
Schade, daß das Set für so preiswertes Geld (derzeit 178,- €) bisher so wenig Zuspruch gefunden hat. Aber bisher bin ich ja auch nicht der Prinz gewesen der den Frosch geküsst hat.
Und wenn sie nicht gestorben sind... ...dann orgeln sie noch heute
Gruß Michael