• Ich möchte die Sauer-Orgel in unserer Kirche (mechanische Kegellade) midifizieren.

    Hall Sensoren scheinen, wie ich gelesen habe, das beste zu sein. Allerdings ist im Spieltisch nicht viel Platz.

    Wo gibt es entsprechende Leisten zu kaufen?
    Das Pedal soll auch midifiziert werden. Gibt es da auch einbaufertige Leisten? Wichtig wäre. dass das Pedal mit samt den Leisten herausnehmbar bleibt, es muss also ein Steckkontakt haben.

    Und schließlich soll der Schweller auch midifiziert werden. Was gibt es da für Möglichkeiten?

    Danke für Eure Hilfe!

    • Offizieller Beitrag

    Schau doch einmal nach bei Sjoerd und Berndkoeln

    Sie haben ihre Ausführungen mit Fotos im Forum eingestellt.

    Teils mit einfachen Mitteln ein Potentiometer am Schweller angeschlossen.

    Da findest du bestimmt Anregungen.

    Wenn du dich für eine Kontaktversion entschieden hast geht es an die Scanner.

    Mehrfach-Steckverbinder gibt es preiswert bei Conrad elektronik

    Falls du speziell für das Pedal wenige Steckkontakte haben möchtest musst du mit einer Kontaktmatrix arbeiten.

    Aber alles der Reihe nach um Fehlkäufe zu vermeiden.

    Kümmer dich zunächst um die Kontakte und den / die Steckverbinder.

    Gruß Rainer

  • Ja es gibt viele Möglichkeiten eine Orgel zu midifizieren. Auch die Angebote verschiedener Hardware Hersteller muss man erst gut sichten um zu sehen mit welcher Technik das am besten geht. Hierzu ist auch die Berücksichtigung der Platzverhältnisse wichtig, insbesodere wenn die Orgel weiter funktionsfähig bleiben soll und eine Hybrid-Orgel geplant ist.

    Wünsche dir viel Erfolg bei diesem Projekt..

    Gelobt sei wers selber macht :)

    Gruß

    Bernd

  • Die über Lautsprecher abgestrahlten Töne zu einem so guten Zusammenklingen mit den Pfeifen zu bewegen, wie es sonst ein Intonateur mit den Pfeifen macht, dürfte eine Herausforderung sein.

    Ich glaube dass ist tatsächlich die größte Herausforderung und zumindest mit einem System wie Hauptwerk oder GrandOrgue nicht realisierbar. Eine Orgel zusätzlich midifizieren ist ja kein großes Ding, habe ich tatsächlich auch schon einmal gemacht um diese zu erweitern. Denkmalschutz und ähnliches waren da kein Thema sondern es war eine kleine Orgel mit nur ganz wenigen Register und sie sollte mehr können. Ich habe in diesem konkreten Fall einfach die vorhandene Traktur genutzt, eine einfache Holzleiste mit Hallsensoren bestückt und an die Traktur Magnete befestigt. Somit konnte jeder Tasten und Pedaldruck registriert werden. Über einen Arduino für das Manual und Pedal sowie für die gesamten Register ein zusätzliche habe ich dann die Midi Signale gesendet.

    Bei der Software ist eben das Problem dass jede Orgel ihre Stimmung hat und da passt eine andere nicht dazu, zumindest dann nicht wenn man echte und digitale zusammen spielen will. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Erste Möglichkeit: die Orgel auf die digitale stimmen und intonieren. die Zweite: Die digitale auf die Analoge intonieren.

    Beide Versionen sind alles andere als Trivial. Wobei derjenige ohne 20-30 Jahre Praxiserfahrung in dem Thema sollte von erster Möglichkeit die Finger lassen, da es in 99,9% der Fälle wohl nicht gut gehen würde. Ich habe mit einem Bekannten Orgelbauer gesprochen, er hat geholfen und eine Lösung mit Aeolus realisiert. Im Gegensatz zu mir weiß er wie die Tonerzeugung funktioniert und konnte diese auf die Orgel abstimmen. Das Ergebnis war eine Orgel die selbst rund 18 echte Register hatte plus 27 digitale.

    Ich war selbst überrascht wie gut so eine Kombination doch klingen kann. Beide Teile können sich sehr gut ergänzen und die synthetische Tonerzeugung fällt dann nicht mehr auf. Das ganze Projekt hatte vor zwei Jahren rund 12.000 Euro gekostet. Ein Schnäppchen im Vergleich zu einer echten Erweiterung. Wobei die Hallsensoren und Soundsystem den größten Anteil hatten. Die Micocontroller und Kabel sowie etwas Holz sind nun ein paar Euro gewesen. Nur ohne anständige Verstärker und Lautsprechersysteme klappt so was nicht. Das waren alleine schon über 11.000 Euro.

    • Offizieller Beitrag

    Eine Pfeifenorgel midifizieren ist nicht schwer. Dies wird einerseits zur Speichermöglichkeit vieler Setzer mit den Sequenzern gemacht.

    Oft geht man soweit, dass auch das Manual und Pedalspiel gespeichert werden kann.

    In großen Kathedralen kann man am Spieltisch den Klang der gewählten Register im Raum nicht oder nur schwer beurteilen.

    Eine MIDI-Installatiin mit Funk schafft die Möglichkeit ein Stück abspielen zu lassen und die Registerwahl zu optimieren. Einige Kirchen haben speziell dafür einen zweiten Spieltisch im Raum.

    Bei einer sog. Kombinationsorgel / Hybridorgel hat man zunächst Intonationsprobleme. Man darf keinesfalls die Prinzipalfamilie für das Plenum auf Pfeife und Elektronik verteilen. Die gehört als Pfeifenwerk zusammen und wird vorintoniert. Prinzipalvertreter (Quintade etc), Füllstimmen und Farbregister werden dann elektronisch ausgeführt.

    Bei den vielen Samples von Stimmen kann man sie beim Intonieren gezielt auswählen und in der Lautstärke anpassen.

    Umgekehrt, wenn man Pfeifen an die Elektronik anpasst ist es viel Arbeit und fasst eine persönliche Beleidigung für den Orgelbauer, der das Plenum bereits auf den Raum vorintoniert hat.

    Ein anderes Problem ist die Pfeifenverstimmung bei Temperaturänderung.

    Während eines Gottesdienstes oder eines Konzerts muss die Elektronik der Temperaturverstimmung hinterhergeführt werden. Im Extremfall zusätzlich von Hand. Das funktioniert in den unterschiedlichsten Kombinationsorgel nicht immer einwandfrei.

    Vorteil bei einer solchen Verstimmung zwischen Pfeifen und Elektronik:

    Man spart ein Celeste-Register (Scherz):D

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das ist bekannt, funktioniert in den einzelnen Systemen unterschiedlich gut.

    In der Kombinationsorgel Charlottenburg sind ebenfalls solch Sensoren installiert. Zusätzlich lässt sich die Automatik auf Handbetrieb umstellen.

    In den Kirchen-Gebäuden der NAK werden zum Sonntag teilweise sehr kurze Aufheizzeiten programmiert. Dann muss man dauernd nachstimmen. In großen Gebäuden mit wenig Temperaturschwankungen ist das weniger dramatisch. Dass im Mikroprozessor die Funktion "Temperaturänderung zur Verstimmung" exakt abgespeichert sein muss ist selbstverständlich

  • Die Frage ist nur ob sich so ein Aufwand lohnt. Ich kann mir vorstellen dass so ein professioneller Umbau vermutlich an den Neupreis einer kleinen Orgel herankommt. Davon abgesehen als Laie wohl nicht machbar. Ich denke solche Dinge machen vom Aufwand und technisch nur Sinn wenn es z.B keine Möglichkeit gibt irgendwie zusätzliche physikalische Register zu verbauen z.B weil kein Platz mehr da ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ein Umbau ist eigentlich zumindest für die Registersteuerung leicht, um viele Setzer zu integrieren.

    Da herkömmliche Registerschalter für An und Ab eine bleibende Stellung einnimmt kann man bei einer MIDI-Setzeranlage nicht erkennen ob ein Register tatsächlich eingeschaltet oder ausgeschaltet ist. Einfachste Abhilfe ist das Anbringen von LEDs über den Registerschaltern die die jeweilige Funktion anzeigen.

    Eine teurere Variante ist, wenn man neue elektromagnetische Registerschalter einbaut. Dann muß aber die Stromversorgung verstärkt werden. Alles zusammen wird dann vom Expander gesteuert, an dem über MIDI auch midifizierte Manuale und Pedal anzuschließen sind

    Eine einfache Alternative, die vielen Ansprüchen schon genügt ist:

    Wenn man Manuale, Pedal mit MIDI-Scanner ausrüstet und via MIDI an einen der gängigen Orgelexpander anschließt. Dieser steht dann mit seinen Registertastern auf dem Spieltisch. Die Stimmung ist manuell anpassbar.

    Nachteil: Mit dem Expander lassen sich die Pfeifenregister nicht bedienen.

    Doppelbedienung

  • Kleines Update zum Midifizierungsprojekt unserer Sauerorgel (1895, mechanische Kegellade, 20/II/P):

    Es wurden Hallsensoren über der Traktur angebracht, kleine Magneten an den Tasten. Ein neuer PC mit Hauptwerk, Cavaille-Coll Sampleset und ein hochwertiges Lautsprechersystem.

    Der Wunsch war hauptsächlich nach mehr Zungenregistern (es gibt in der Orgel nur eine Posaune 16'). Wenn die digitalen Zungen in Kombination mit der echten Orgel gespielt werden, klingt es fantastisch. Jemand, der die Orgel nicht kennt, würde nie vermuten, dass es sich um unechte Register handelt. Jetzt kann man auch Cesar Franck super spielen, aber eben auch mal einen c.f. mit einer Zungen im Pedal oder Manual. Selbst der 32' Bordun klingt klasse. Intonation ist glaube ich gut, und da beide Orgeln gleichschwebend gestimmt sind, gibt es überhaupt keine Stimmungsprobleme. Ein drittes Manual wurde auf den Spieltisch gestellt. Da gibt es auch einen kleinen Regler, mit dem man, falls notwendig, die Stimmung etwas höher oder tiefer stellen kann. Kosten für das Projekt ca. 12.000€, die Arbeit haben wir mit talentierten Ingenieuren in unserer Gemeinde durchgeführt.

  • Kleines Update zum Midifizierungsprojekt unserer Sauerorgel (1895, mechanische Kegellade, 20/II/P):

    Es wurden Hallsensoren über der Traktur angebracht, kleine Magneten an den Tasten. Ein neuer PC mit Hauptwerk, Cavaille-Coll Sampleset und ein hochwertiges Lautsprechersystem. Kosten für das Projekt ca. 12.000€, die Arbeit haben wir mit talentierten Ingenieuren in unserer Gemeinde durchgeführt.

    Ist das nicht zufällig in Altglienicke?

    Einmal editiert, zuletzt von Mikelectric (27. August 2022 um 11:16) aus folgendem Grund: Beitragstext aus Zitattext getrennt.

  • Das würde passen: https://kirche-altglienicke.de/page/49/restau…der-sauer-orgel

    Ich glaube dass ist tatsächlich die größte Herausforderung und zumindest mit einem System wie Hauptwerk oder GrandOrgue nicht realisierbar.

    Doch, das ist realisierbar. Da zeigen zahlreiche Hybrid-Orgel-Projekte. Insbesondere ist die Hybrid-Orgel in der NAK Wilhelmshaven ein gelungenes Projekt, wobei Hauptwerk sich an die Pfeifenstimmung anpasst. Das hat die Firma Mixtuur vortrefflich umgesetzt.

    • Offizieller Beitrag

    Spannende Geschichte: Die Orgel wurde 1960 neobarockisiert und einige Register ausgebaut und die Pfeifen an Gemeindemitglieder verschenkt. Jetzt will man diese Originalpfeifen gerne wieder zurück haben und es wurden tatsächlich auch wieder einige zurück gebracht.

  • Hallo, kann jemand mal ein Bild von der Hallsensorgeschichte an der Sauerorgel schicken? Die Ausführung würde mich interessieren!!

    Wie habt Ihr das mit der Justierbarkeit des Ansprechpunktes gelöst, damit Mechanik und Elektronik auf den gleichen Nenner kommen? Hallsensoren haben ja meist eine Hysterese von 5 bis 7mm....