Eure Erlebnisse in Orgeln?

  • Ich würde gerne mal in die Runde fragen was eure lustigsten, kuriosesten oder besten Erlebnisse im Umgang mit echten Orgeln war.

    Auf die Idee mal andere Erlebnisse zu erfahren bin ich heute bei der Reparatur unserer Posaune gekommen. Hintergrund ist das eine unserer älteren Orgeln in ein oder zwei Jahren saniert werden soll. An dieser wurde seit 1906 nichts mehr groß gemacht und der Krieg sowie die DDR haben ihr auch nicht sonderlich gut getan. Ich beschäftige mich nun schon zwei Jahre mit dem Instrument. Als ich angefangen habe war sie nicht spielbar. Inzwischen sind Pedal und Oberwerk wieder einwandfrei spielbar. Das Hauptwerk wäre die nächste Aufgabe, aber ich drücke mich noch darum weil ich mir nicht sicher bin ob die 200 Stunden die gesamte Traktur, Verbindungen und Ventile die Arbeit wert ist wenn die Sanierung eh ansteht.

    Nun gut, heute habe ich mich einmal um das letzte Register im Pedal gekümmert welches nicht funktionierte. Die 16" Posaune ist eine Holzposaune mit einem sehr angenehmen Klang. Die ersten Töne waren schnell wieder da. Einen Pinsel und die Zungen von Staub befreien haben schon gereicht. Dann wurde es schmutzig, ich glaube Bilder können mehr sagen als Worte und auch der Laie sollte unschwer erkennen warum es keinen Ton mehr gibt :whistling::

    bild1.jpg

    bild2.jpg

    Seltsam wie so viel Schmutz entstehen kann, ich habe heute bestimmt zwei Eimer mit dem Sand, Mörtel, Staub, Taubendreck entsorgt. Das sind diese Momente wo man froh ist jederzeit einen Mundschutz zu haben. Zumindest kann die Posaune nun auch gespielt werden.

    Was sind so eure Schätze?

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ich hatte mal eine Taube die sich scheinbar in einer großen Pfeife versteckt hat, war bestimmt im 32" Bombard. Als ich gespielt habe kam bei einer Taste kein Ton und wenig später gab es ganz seltsame Geräusche in der Orgel, der Ton kam und eine Taube ist mehr oder weniger aus der Orgel gefallen und saß da nur noch panisch wie ein Häufchen Elend. Nun ich glaube sie hat diese Lektion gelernt: Ein 32" Bombard ist kein guter Schlafplatz :)

    Ich habe die Tabe dann nach draußen gesetzt und Orgel sowie Taube ist nichts passiert.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    In Verbindung mit der Restaurierung meiner Walcker (Haus-)Orgel habe ich auch so manches aus den Pfeifen gezogen, nachdem diese Orgel jahrelang in einer Scheune in Oberschwaben eingelagert war, bevor ich sie übernommen hatte. Gefühlt zentnerweise Nussschalen, wärmende Nester aus Orgelfilzschnipseln und natürlich jede Menge "Verdauungsüberreste" verschiedener Tiergattungen.

    Aber das Kurioseste ist mir widerfahren, als ich mich auf die Suche nach passenden Walcker Ersatzpfeifen begeben hatte, da etliche Pfeifen nicht mehr zu retten waren. Mein freundlicher Orgelbauer aus Waldkirch verwies mich dabei an die Orgelbaufirma Vier in Friesenheim bei Offenburg. Dort angekommen, trug ich mein Anliegen vor und daraufhin wurde der pensionierte Seniorchef und Orgelbaumeister Peter Vier herbei geholt. Als er erfuhr, dass ich aus Schwenningen bin, bekam er sofort leuchtende Augen:

    "In Schwenningen habe ich vor einigen Jahrzehnten meinen ersten Auftrag bekommen. Meine Opus Nr. 1 als junger Orgelbauer. In einer kleinen Kapelle im historischen Friedhof."
    Da bekam ich leuchtende Augen:
    "Herr Vier, diese Orgel kenne ich gut. Ich habe nicht geahnt, dass sie von ihnen ist. Ich wurde in dieser Kapelle als Baby getauft. Somit wurde ich unter den Klängen ihrer Orgel getauft."

    Immerhin liegen zwischen Friesenheim und Schwenningen fast 100 km und es hätte im Umkreis auch genug andere Orgelbauer gehabt. Genausogut hätte ich hier in einer anderen Kirche getauft werden können. War das also Zufall?

    Nach dieser ersten, beinahe schon mysteriösen, Begebenheit, führte er mich im großen Schwarzwaldhaus seiner Orgelbaufirma die knarrenden Stiegen hinauf zum riesigen Dachboden. Nur kleine Dachfenster erhellten den großen Raum zaghaft und ließen das schwere, eichene Dachgebälk erkennen. Ringsum entlang der Dachsparren massive Holzregale. Darauf alte Orgelpfeifen so weit das Auge reicht.

    "Ich habe zeitlebens alles gesammelt, was mir an Pfeifen in die Finger kam", sagte er. "Was brauchen sie genau? Walcker Rohrflöte und welche Töne?"
    Auf meine Antwort hin setzte er sich zielgerichtet in Bewegung und steuerte genau ein bestimmtes Regal an. Eine dicke Schicht Staub von Jahrzehnten bedeckte alle Pfeifen. Er zog ein paar Pfeifen aus dem Regal, pustete den Staub herunter und sagte: "Da haben wir sie."
    Ich war sprachlos. Da waren genau jene Töne der Walcker Rohrflöte, die ich dringend benötigte! Nicht mehr davon, aber auch nicht weniger. Ganz genau diese.

    Das dürfte im Jahre 2004 oder 2005 gewesen sein. Seit diesem Tag glaube ich an Wunder...

  • Ich hatte mal eine Taube die sich scheinbar in einer großen Pfeife versteckt hat, war bestimmt im 32" Bombard. Als ich gespielt habe kam bei einer Taste kein Ton und wenig später gab es ganz seltsame Geräusche in der Orgel, der Ton kam und eine Taube ist mehr oder weniger aus der Orgel gefallen und saß da nur noch panisch wie ein Häufchen Elend. Nun ich glaube sie hat diese Lektion gelernt: Ein 32" Bombard ist kein guter Schlafplatz :)

    Ich habe die Tabe dann nach draußen gesetzt und Orgel sowie Taube ist nichts passiert.

    In eine meiner Orgeln und in die Kirche hatte sich auch mal eine Taube verirrt. Die haben die Kirchendienerin und eine Presbyterin allerdings vor dem Gottesdienst wieder verjagt gehabt. Mitbekommen hatte ich davon nichts. Ich hab es aber gemerkt, als ich den Prinzipal 8' gezogen hab, der im Prospek steht und es plötzlich ein paar Federchen auf mich geregnet hat, die die "Besucherin" offensichtlich verloren hatte :D

    • Offizieller Beitrag

    Im Sommer erklang bei offenen Fenstern der Eingangschoral Orgel und Gemeinde. Ich saß an der Orgel.

    Ein Vogel kam herein. Nach ihm wurde mit Sitzkissen geworfen. Er konnte fliehen. Einige Pfeifen der Orgel, die hinter dem Altar steht waren verbogen und der Altar samt Prediger mit Kissen umgeben.

    Ich bin im Takt geblieben und irgendwie hat die Gemeinde lachend und mit Unterbrechungen den Choral zu Ende gebracht.

    Kirche und Gottesdienst mit einer lachenden und freudigen Gemeinde macht Spaß.

    Schöner ist, wenn die Gemeinde grundsätzlich mit viel Freude zu Gott in den Gottesdienst kommt

  • Naja die Falken lösen das Problem ja nicht wirklich sondern schaffen eher neue. Wir haben auf unseren Turm in 74 Meter Höhe auch Turmfalken, die fangen primär Brieftauben und im Turm selbst ist ganz oben eher ein Schlachtfeld von den Turmfalken. Nicht wirklich schön anzusehen dieser Vorratsschrank :)

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    bezogen auf die Pedalkoppeln in einem anderen Faden.

    An der neuen Auenorgel begleitete ein Organist einen Sänger.

    Der Organist wollte en wenig Crescendo und betätige die Walze ohne Wirkung. Er drehte weiter. Nichts geschah. Dann sah er, dass sie abgestellt war und schaltete sie ein.

    Fröhliche 80 Register (die Walze stand am Anschlag) fielen über den armen Sänger her.

    Spott ließ nicht lange auf sich warten. Anerkennend sagte man:

    Sind ganz schön viele Knöpfe, Tasten nd Schalter an der Orgel. Da kann man sich leicht verirren

  • Die Walzen und Tritte sind ja allgemein gefährlich, vor allem an mechanischen Orgeln die nicht zeigen was aktiv ist. Ich wollte auch bei einem Abend Gebet eine zartes Vorspiel machen, habe aber das Tutti übersehen. Ein sanfter achtstimmiger a-Moll war mein Einstieg... Nun ja, da waren alle inkl. mir dann wach. Der Pfarrer sagte ein zucken ging durch die Kirche ?

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ich wühle mich hier sukzessive durch die alten Themen, wobei das hier so alt noch gar nicht ist. Aber da möchte ich auch etwas beisteuern.

    Dorf-Orgel, noch nie drauf gespielt, Vorbereitung für Vertretungsdienst an Ostersonntag. Großes C im Pedal bleibt komplett stumm. Geplant war aber Präludium und Fuge in C-Dur. Ich rein in die Orgel und den mechanischen Weg von Pedaltaste zu Windlade und Pfeifen verfolgt. Alles i.O. Windlade geöffnet, vorher natürlich Motor aus. Da drin auch alles i.O., Ventil unter dem C wird bei Betätigung ordnungsgemäß geöffnet. Das war ein längliches, rechteckiges Holz mit einer flächigen "Lederdichtung" oben drauf. Daher Windlade wieder zu, Motor an, Probespielen, C geht nicht. Freund angerufen, der Orgelbauer ist. Es hat ein bisschen gedauert, dann haben wir den Fehler gefunden: die Lederdichtung lag lose auf dem rechteckigen Holz, der Kleber war mit der Zeit nicht mehr klebend. Bei offener Windlade sah also alles perfekt aus und funktionierte auch prima. Wenn aber Wind drin war, konnte man das C betätigen wie man wollte, der Wind drückte das Leder gegen die Öffnung und ließ keinen Wind in die Pfeifen strömen.

  • Motor an, Probespielen, C geht nicht. Freund angerufen, der Orgelbauer ist. Es hat ein bisschen gedauert, dann haben wir den Fehler gefunden: die Lederdichtung lag lose auf dem rechteckigen Holz, der Kleber war mit der Zeit nicht mehr klebend.

    Das ist der Grund warum ich solche Fehler nur bei laufender Orgel suche. Natürlich sollte man sie zum Wohle der eigenen Lunge ausschalten bevor man eine Windlade öffnet :) Aber wir kennen es wohl alle, man läuft zehn mal an einem Fehler vorbei, bis man ihn endlich sieht.

    Es ist immer gut jemanden in der Gemeinde zu haben der die Orgel kennt und wartet. Ich sehe es bei uns auch regelmäßig seitdem wir wieder einen Wartungsvertrag haben. Ich bin immer dabei wenn der Orgelbauer da ist. Zum einen lerne ich dabei immer wieder etwas, zum anderen kann ich ihm auch sehr stark helfen. Auch wenn er der Orgelbauer ist, so kenne ich eben jeden Winkel in der Orgel sehr genau. Wenn er etwas sucht oder nachvollziehen will, dann kann ich immer gleich die richtigen Hinweise geben. Das erleichtert die Arbeit natürlich. Auf der anderen Seite darf man auch nicht jeden an die Orgeln lassen. Ich weiß sehr genau was ich machen kann und wo ich die Finger weglasse.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • 2007 war ich mit meinem Posaunenchor in der Funktion als Chorleiter und Organist unterwegs auf einer Konzertreise durch Finnland. Ich ergänzte das Bläserprogramm durch einige Orgelstücke. Als ich von Boellmann das "Priere a Notre Dame" spielte, fiel eine Prospektpfeife (auch noch Prinzipal 8') aus dem Prospekt und landete krachend auf dem Orgelspieltisch, knapp an meinem Kopf vorbei. Damit erledigten sich die restlichen Orgelstücke erst einmal.

    An meiner digitalen Orgel zuhause hängt unter anderem ein großer Subwoofer aus dem PA-Bereich. Irgendwann stellte ich fest, dass dieser furchtbar stinkt. Nicht nach verbrannter Elektronik, eher nach Ammoniak. Ich schaute mit einer kleinen Kamera durch die Bassreflexöffnung und stellte fest, dass sich im Gehäuse eine Maus eingemietet hatte. Mausefallen ignorierte das Mistvieh konsequent. Daher musste sie eben regelrecht verscheucht werden. Ich klemmte vom XLR-Stecker die Masse ab und schaltete den Subwoofer mit zwei 18-Zoll Bässen und 1.200 Watt Leistung an. Der Massebrumm war unglaublich, innerhalb kürzester Zeit flüchtete die Maus aus dem Lautsprecher. Gefangen habe ich sie trotzdem nicht, aber sie auch nie mehr in den Subwoofer reingekrabbelt.

    classicconcept

    audio-video-music

  • Als ich von Boellmann das "Priere a Notre Dame" spielte, fiel eine Prospektpfeife (auch noch Prinzipal 8') aus dem Prospekt und landete krachend auf dem Orgelspieltisch, knapp an meinem Kopf vorbei.

    Puh, so was kann gewaltig schief gehen. Eigentlich ist das ein Zeichen von mangelnder Wartung. So eine Pfeife fällt ja nicht plötzlich einfach so runter. Sie wird sich eine längere Zeit schon geneigt haben. Wir haben in der Marktkirche auch einen Zimbelstern direkt über dem Spieltisch in etwa 10 Meter Höhe hängen. Der dreht sich schön wenn man das Register zieht. Nur keiner von uns traut diesem Konstrukt was einfach so vor der Orgel an einem Stab hängt. Zumal der Stern bestimmt einen Durchmesser von einem Meter hat und die Spitzen sehr spitz sind. Das will berechtigt keiner auf den Kopf bekommen.

    Kleine Anmerkung zu den Prospekten. Bei den vielen größeren historischen Orgeln sind die nur Fake der gut aussehen soll. Nur bei kleineren Orgeln sind die so gut wie immer Bestandteil der Register. Wobei man das schon gut erkennen kann. Wenn die Längen der Pfeifen keinen Sinn ergeben, dann kann man sicher sein, dass es nur der Optik dient.

    Hier mal ein altes Foto der Marktkirche, das gesamte Prospekt hat außer der Optik keinerlei Funktion. Die Pfeifen haben nur eine kleine Aufnahme zum Reinstecken. Die Pfeifen selbst haben nicht einmal einen Kern und sind hinten offen um in eine Führung geschoben zu werden... Da sieht man auch den Stern von dem ich sprach :)

    File:Bad Langensalza Marktkirche Orgel.jpg

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium