Mikes Wohnzimmerorgel (-baustelle)

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    Angefangen hatte alles damit, dass ich im Jahr 2005 mit meinem Orgelunterricht begonnen hatte.

    Mein damaliger "Hauptwerk-V1 Spieltisch" bestand aus zwei Keyboards und einem selbst midifizierten Pedal.

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    Dies stellte sich zum ernsthaften Üben für den Orgelunterricht als unzweckmäßig heraus.
    Keyboardtasten sind eben keine richtigen Orgeltasten.

    Um eine schnelle Lösung zu haben, hielt ich nach einer günstigen gebrauchten Sakralorgel ausschau.
    Ich ergatterte in der Bucht eine Eminent Omegan 8100, die für 500 € aussah wie neu, aber eben analog war.
    Damit hatte ich zwar einen schlechteren Klang gegenüber Hauptwerk V1, aber ich konnte zuhause adäquat üben,

    ohne jedesmal in die Kirche zu müssen.

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    Im weiteren Verlauf wollte ich natürlich einen besseren Klang haben und so entkernte ich die Eminent

    und midifizierte sie zunächst mit den original Klaviaturen. Danach war es wie ein neues Instrument
    und hörte sich im Folgenden unter HW 2 und HW 3 besser an, als die meisten teuren Sakralorgeln.

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    Irgendwann, nachdem ich mir inzwischen weitere Spieltische gebaut hatte, stand die Eminent kaum noch genutzt im Wohnzimmer herum. Ich war inzwischen der schlapprigen originalen Kunststofftasten überdrüssig geworden. So beschloss ich, sie mit zwei Holzkernklaviaturen vom Typ Fatar TP 64 LW aufzuhübschen. Untertasten Ebenholz, Obertasten Kirschbaum.

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    So fand das Instrument gleich allerlei Bewunderer. :D

    Dummerweise gefiel mir das Spiel auf den Holztasten so gut, dass ich meinen 5-manualigen "Laborspieltisch" im Orgelzimmer fortan kaum noch nutzte, da dieser nur mit einfacheren Fatar Klaviaturen bestückt war und sowieso ständig nach Baustelle aussah. Die Crux an der Sache war jedoch, dass ich meine schönen 4-manualigen Samplesets kaum noch genutzt habe.

    So beschloss ich, die Eminent ein weiteres mal umzubauen. Aus Kostengründen dachte ich zunächst an 3-manualig. Aber irgendwie wäre mir das ja auf Dauer doch zuwenig gewesen und ein weiterer Umbau wäre vorprogrammiert gewesen. Also gönnte ich mir unlängst nochmal zwei Fatar TP 64 LW, die inzwischen 100 € pro Stück teurer sind als damals.

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    (Fortsetzung folgt gleich)

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt habe ich also endlich auch im Wohnzimmer richtig Baustelle. :-8

    Die schwarzen Klaviarurbacken hatten mir sowieso nie wirklich gefallen. Im Moment ist alles mit den speziellen Chassis von Fatar verbunden. Das war zunächst die schnellste Lösung um rasch wieder spielen zu können. Ich habe vor, diese auch zu belassen und erspare mir Vollholzbacken. Stattdessen werde ich Verkleidungen bauen, die ich mit Eiche hell furniere. Eine VPO ist sowieso nur eine Illusion einer Orgel und die Eminent ist eine Spanplattenorgel mit Echtholz furniert. Also ist das für mich stimmig.

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    Da die Eminent geschickterweise einen Klappdeckel hat, musste ich praktisch nichts sägen. Ich habe mich entschlossen, den Deckel einfach höher und weiter nach hinten zu verlegen.

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    Das Registerbrett habe ich senkrecht gestellt als Abschluss über dem 4. Manual. Die Seitenerhöhungen sind im Moment noch Provisorien aus Spanplatte, aber die online in Auftrag gegebenen Echtholz furnierten Bretter sind inzwischen eingetroffen.

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    Das Furnier ist etwas heller als das Original von Eminent. Aber ich denke, dass es mit der Zeit noch nachdunkeln wird. Aus der größeren furnierten Platte will ich Streifen schneiden für die Vorsatzbretter zwischen den Klaviaturen. Dort müssen dann die Daumenpistons rein, die ich schon lange hier rumliegen habe.

    Jetzt stellen sich mir viele Fragen, was ich mit den diversen Öffnungen in der Orgel anfangen soll, um sie vernünftig zu zu bekommen. Bestimmt habt ihr da Ideen.
    Auch machen die Registerwippen so keinen allzu großen Sinn mehr. Ich möchte am Liebsten ein neues Brett mit einer ausreichenden Anzahl Register-Taster oder -Manubrien einbauen. Insgesamt sollten dann aber auch für die 4-manualigen Sets genügend Registerknöpfe vorhanden sein. Im anderen Thread wird ja bereits über den Selbstbau von Registerzügen diskutiert.

    Ich bin mal gespannt, wie lange mein Wohnzimmer jetzt Orgelbaustelle bleibt... :-afraid:

  • Danke für die schönen (historischen) Einblicke, sehr schön! Immer schön, wie man es immer weiter verbessert :)

    Einmal editiert, zuletzt von Mikelectric (9. Januar 2022 um 09:26) aus folgendem Grund: Beitrag wegen Off Topic aufgespalten und andere Hälfte in neues Thema verschoben.

  • Danke für die Einblicke der Entstehung des Spieltisches!

    Auch ich musste ähnliches durchleben und den Spieltisch über fast 3 Jahrzehnte immer wieder anpassen.

    Als kleiner Tipp für die noch leeren Seiten:

    Beim finalen Umbau vor 5 Jahren integrierte ich in die freien Stellen neben der Manuale die originalen Nachbildungen der Metzler Orgel in Poblet, da diese die einzige ist die ich in Hauptwerk benutze, als Miniatur. Eigentlich könnten diese auch fix montiert werden, da aber seit Entstehung des Spieltisch in den 90ern auf der rechten Seite die ganzen Schalter sitzen, mussten die Kästen mir dem Manubrien auf Auszügen befestigt werden.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lumarus

    das ist ja eine interessante Lösung. Auf diese Art mit den Auszügen kann man den Platz sogar mehrfach nutzen. Mir ist allerdings nicht ganz klar, sind die beiden Paneele mit den kleinen Manubrien nur zur Dekoration, oder sind die Registerzüge auch funktionsfähig für das Set der Metzeler Poblet? Du schreibst, dass Du diese in Hauptwerk benutzt. Läuft dann außer Hauptwerk möglicherweise noch ein anderes System mit den beiden Touchscreens zusammen?


    Um die Übersicht in meinem eigenen Spieltischthema zu erhöhen, habe ich die hier folgende Diskussion in ein eigenes Thema verlegt:


    Miniatur Registertafeln Metzler Poblet

    • Offizieller Beitrag

    sag mal Michael da sehe ich noch ein Harmonium. Wo habt ihr denn ein Sofa oder Sessel für die Gemütlichkeit?

    Ich sehe nur Orgeln und Tastaturen.

    Die Krönung ist dazu noch die Multiplexorgel.

    Es gibt noch sehr wenige enge Nischen zwischen den Instrumenten. Diese Kuschelecken sind allerdings streng geheim. 8o

    Mikelectric komm schon, jetzt wollen wir auch was hören von deiner Orgel :saint:

    Ok, ich mache eine Audioaufnahme wenn ich die Löcher für die Registerzüge bohre. :D

    • Offizieller Beitrag

    Wo hast Du deine Bretter bestellt?

    Ich musste auch erst einige Zeit suchen für Echtholz Eiche hell furniert mit Klarlack. Den Tipp hatte ich dann in einem anderen Forum gelesen.
    https://deineholzschnitte.de/

    Tischlerei Bruns bei Heidelberg. Es hat allerdings deutlich länger gedauert als auf der Seite angegeben. Billig ist es auch nicht gerade. Das dünne Brett ohne Kantenumleimer war deutlich teurer als beide dicken Bretter mit Umleimer zusammen. Aber die Maße sind ganz exakt und Qualität schaut gut aus.

  • Spricht eigentlich etwas dagegen seinen Spieltisch komplett aus Buche oder Fichte zu bauen und auf Laminiertes Holz zu verzichten? So ein kompletter Spieltisch aus massiver Fichte die schon geölt und geschliffen ist wäre optisch ja sehr schön anzusehen. Gut ich würde den Spieltisch danach nicht mehr tragen wollen, aber grundsätzlich würde doch nichts dagegen sprechen oder?

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Haralder Grundsätzlich spricht nichts gegen irgend eine bestimmte Holzsorte, wenn sie stabil genug ist. Wie Du sehen kannst, war mein allererster Spieltisch ganz oben aus Fichtenbrettern aus dem Baumarkt. Nur Pedal und Bank waren gebraucht vom Orgelbauer und deswegen aus Eiche. Ich habe später auch noch weiter Spieltische aus Fichten- oder Kiefern-Leimholzplatten vom Baumarkt gebaut und halte das nach wie vor für die preiswerteste Bauweise, noch dazu in Massivholz.

    Die Eminent aus hellem Eichenholz steht vor allem deshalb im Wohnzimmer, weil sie gut zu den übrigen Möbeln aus heller Eiche passt. Sie ist auch nicht mit künstlichem Laminatdekor beschichtet, wie viele Sakralorgeln heute, sondern noch mit hochwertigem Echtholzfurnier. Ich möchte sie deshalb in diesem Stil erweitern, auch wenn das Material deutlich mehr kostet als Fichtenbretter.

    Furnierte Spanplatte hat gegenüber Vollholz auch den Vorteil, dass es nicht so empfindlich gegenüber Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen reagiert. Es bleibt immer maßhaltig und bekommt keine Risse. Eine Orgel aus Vollholz trocknet unter Wohnzimmerbedingungen eigentlich zu weit aus und das Holz kann reißen. Verleimte Massivholzplatten sind auch schon unkritischer als dickes, einteiliges Vollholz. Kaum ein Balken bekommt mit der Zeit keine Risse.

  • Vielen Dank euch allen für eure tollen Berichte und Anregungen! Daumen hoch!
    Mein günstig erstandenes Pedal, das bereits Reed-Kontakte hatte, habe ich inzwischen mit einem Arduino Mega 2560-Nachbau für knapp 20€ midifiziert – da ich "vom Fach" bin, habe ich mir das zugetraut und es war kein Problem. Jetzt steht als nächstes die Bank an, danach der Spieltisch. Vor den Holzarbeiten habe ich wesentlich mehr Respekt. Ich habe zwar keine zwei linken Hände, aber eben auch keine Routine. Von daher wirklich vielen Dank an euch alle! Ihr teilt hier nicht nur eure Projekte, sondern zeigt auch, dass es sich lohnt, auch mit einer begrenzten (Holz-) handwerklichen Erfahrung einfach mal loszulegen.