Erfahrungsaustausch zum Thema Fingersatz

  • Mich würde mal Interessieren wie ihr das handhabt. Schreibt ihr euch sehr viel Fingersätze in die Stücken, die ihr gerade übt, oder nehmt ihr das locker und spielt die Stücke eher mit einem „spontanen“ Fingersatz?

    Mein Orgellehrer hat mich immer ermahnt, weil ich eigentlich fast nie meine Fingersätze reingeschrieben hab. Ich hab das zwar schon eingesehen, war aber immer zu faul.

    Nun übe ich gerade das Stück: „Arrival of the Queen of Sheba“. Das ist für mich schon ziemlich schwer, aber mit viel üben kann ich das schaffen. (wahrscheinlich nicht in dem originalen Tempo, aber etwas langsamer klingt es auch sehr schön)

    Auf jedenfall schreib ich da gerade ständig irgendwelche Fingersätze rein, weil ich sonst manche stellen nie fehlerfrei hinbekommen werde. Nun hoffe ich, das ich diese schöne Lied irgendwann fehlerfrei spielen kann.

    Geht es euch da so wie mir? Fingersätze zu notieren nur wenn es unbedingt sein muss. Oder seid ihr da großzügiger und schreibt eure Noten immer voll mit Zahlen?

  • Fingersätze dort,wo nötig.

    Aber dann auch sklavisch daran halten. Anders ist es nicht zu schaffen, fehlerfrei zu spielen.

    Spätestens unter etwas Stress rächt sich dann der "spontane" Fingersatz und man fliegt selbst bei sonst einfachen Stellen aus der Kurve.

    Das ist zumindest meine jahzehntelange Erfahrung...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Spätestens unter etwas Stress rächt sich dann der "spontane" Fingersatz und man fliegt selbst bei sonst einfachen Stellen aus der Kurve.

    Das ist mir schon öfters passiert….meistens merkt es zwar das Publikum nicht, da ich dann weiterspiele und kein gravierend falscher ton dabei war…..aber manchmal hört man es halt doch

    ich werde mir mal vornehmen, mehr fingersätze zu notieren

    • Offizieller Beitrag

    Am Anfang als Autodidakt hatte ich mir Note für Note die Finger notiert und so etliche Stücke mühevoll geübt, bis ich sie auswendig spielen konnte. In meiner ersten Orgelstunde spielte ich das meiner Lehrerin vor und sie war verblüfft, was ich schon alles konnte. Dann legte sie mir unbekannte, aber einfache Noten vor und es stellte sich heraus, ich konnte nicht einen einzigen Ton davon spielen. Ich konnte auch gar nicht wirklich Noten lesen. Nicht mal spielen ohne mir dabei auf die Finger zu sehen. Dieses Erlebnis war für mich damals beinahe traumatisch. Aber war ja abzusehen.

    Im Unterricht lernte ich dann nach und nach, mehr vom Blatt zu spielen und nur sparsam Fingersätze am Anfang und an wichtigen Stellen anzubringen. So erarbeitete ich mir nach und nach Stücke, so wie es heute überwiegend gemacht wird. Man baut sich so mit Mühe ein Repertoire auf und wird auch mit der Zeit besser.

    Heute besteht mein Haupt-Sport darin, alles prima vista spielen zu wollen. Finger und Fußsätze trage ich meist gar keine mehr ein. Ein Stück mehr als dreimal hintereinander zu spielen langweilt mich eher. Ich lege es dann weg und irgendwann schlage ich es zufällig mal wieder auf oder evtl. auch nie. So macht mir Orgelspielen am meisten Freude und ich werde darin auch besser. Allerdings brauche ich immer wieder neues Notenfutter im passenden Schwierigkeitgrad. Wenn die Noten dann lange genug herumgelegen haben und nicht gespielt wurden, sind sie aber auch wieder fast wie neu.

    Ich würde es aber keinem empfehlen, der das nicht ausreichend sicher beherrscht, mit dieser Methode öffentlich zu spielen. Es haut einen schon mal schnell aus der Kurve an kritischen Stellen. Der Vorteil ist aber, dass man genauso schnell auch wieder drin ist. Da hatte ich vorher eher Probleme wenn ich aus dem einstudierten Fingersatz gefallen war, wieder irgendwie rein zu kommen.

  • Heute besteht mein Haupt-Sport darin, alles prima vista spielen zu wollen. Finger und Fußsätze trage ich meist gar keine mehr ein. Ein Stück mehr als dreimal hintereinander zu spielen langweilt mich eher. Ich lege es dann weg und irgendwann schlage ich es zufällig mal wieder auf oder evtl. auch nie. So macht mir Orgelspielen am meisten Freude und ich werde darin auch besser. Allerdings brauche ich immer wieder neues Notenfutter im passenden Schwierigkeitgrad. Wenn die Noten dann lange genug herumgelegen haben und nicht gespielt wurden, sind sie aber auch wieder fast wie neu.

    Ich würde es aber keinem empfehlen, der das nicht ausreichend sicher beherrscht, mit dieser Methode öffentlich zu spielen. Es haut einen schon mal schnell aus der Kurve an kritischen Stellen. Der Vorteil ist aber, dass man genauso schnell auch wieder drin ist. Da hatte ich vorher eher Probleme wenn ich aus dem einstudierten Fingersatz gefallen war, wieder irgendwie rein zu kommen.

    Da geht es dir doch tatsächlich so ähnlich wie mir. Obwohl ich einige Lieblingsstücke habe, die ich regelmäßig spiele.

    Das Problem ist nur, wenn man neue Stücke spielen lernt ohne irgendwelche hilfen rein zu schreiben. Dann sollten die ungefähr den Schwierigkeitsgrad aufweisen, den man selber hat. Sobald es einiges über den eigenen Fähigkeiten liegt, wird es schwer. Oder man muss es halt lange üben.

    Aber am meisten Spaß macht es mir auch, neue Stücke zu spielen, wo man nicht ewig üben muss und auch nichts reinschreiben muss.

    • Offizieller Beitrag

    Bei mir ist das aber auch sehr von der aktuellen Tagesform abhängig, was gerade klappt und was nicht. An manchen Tagen kann ich mir Noten aufs Pult legen, die ich früher für nahezu unspielbar hielt und komme mir vor, als ob ich spiele wie ein junger Gott. An anderen Tagen komme ich dann gefühlt wieder kaum über "Hänschen-Klein-Niveau" hinaus.

    Da rächt sich dann vielleicht, dass ich erst so spät mit dem Orgelspielen angefangen habe und nicht schon als Kind Klavierunterricht hatte. Ich glaube, jemandem, der schon das ganze Leben lang spielt, sitzt es anders in Fleisch und Blut und kommt auch an Tagen noch passabel durch, an denen er nicht so fit ist. Bin halt nun auch schon nicht mehr der Jüngste und mit zunehmenden Zipperlein geplagt. Außerdem ist es ja weder mein Beruf, noch mein einziges Hobby.

  • Ich bin Sub-Amateur auf der Tastatur. Es ist eine Schande, denn meine liebe Mutter studierte und unterrichtete Klavier am Philadelphia Conservatory und versuchte, mich dazu zu bringen, Musik zu lesen. Ich habe schon in jungen Jahren rebelliert und hatte ein so gutes Gehör für Musik, dass ich mir einfach selbst beigebracht habe, die Melodien zu spielen, die ich gehört habe.

    Ein Hauptproblem bei diesem Ansatz war zweierlei: 1) Mein Gefühl für das Timing versagt oft und 2) Alles war für mich immer in der gleichen Tonart!

    MIDI und GrandOrgue lösten Nummer zwei einfach durch die Transpose-Funktion. Ein Freund hat mir vor Jahren gezeigt, wie man alles auf den schwarzen Tasten spielt, und das hat mir gefallen, weil ich sie gut sehen konnte.

    Nummer eins wurde erst kürzlich dadurch gelöst, dass ich gleichzeitig die „HYDROGEN“-Drum-Machine-Software geladen und sie verwendet habe, um mein Timing viel gleichmäßiger zu halten. Ich habe Metronome immer gehasst!

    So spielt also ein Sub-Amateur.

  • Ich habe es auch nicht so mit Fingersätzen. Ganz selten muss ich mal ein Stück aufführungsreif hinbekommen, dann hilft es schon, bei einem schwierigen Griff oder dem Anfang eines Laufs ein paar Eintragungen zu machen. Aber solange ich nur für mich spiele, reichen mir die meist als pfd vorliegenden Noten. Und beim Improvisieren ist es ohnehin vorbei mit Fingersätzen ;)

  • Ich habe ja mittlerweile auch alle Noten, die ich am Klavier brauche, als pdf auf meinem iPad. Das ist super praktisch, da man quasi alle Noten auch mal schnell wo mit hinnehmen kann. Außerdem hat man alles sofort parat. Notizen kann man mit dem Pencil machen und umblättern mit dem iRig BlueTurn.

    Nun hab ich das auch angefangen für meine Orgelnoten umzusetzen. Da kam dann nur das Problem des umblätterns auf. Das BlueTurn hat so kleine Taster, die man während des Pedalspiels oft nicht trifft, bzw. den falschen Fuß gerade frei hat.

    Mittlerweile hab ich das iRig Blueboard, da kann ich ein externes Pedal anschließen und damit zusätzlich umblättern…..damit versuche ich mich gerade zu engagieren.

    Insulaner wie machst du das an der Orgel mit dem umblättern?

  • Fingersätze sind so eine Sache. Wenn man mit einem Fingersatz anfängt, dann darf man davon nicht mehr abweichen bei einem Stück. Es kann die Sache schon leichter machen, vor allem an Stellen die ohne plausiblen Fingersatz nicht spielbar sind. Auf der anderen Seite kenne ich viele die so stark auf einen Fingersatz angewiesen sind, dass die Literatur ohne nicht spielen können.

    Meiner Meinung nach sollte man einen vierstimmigen Choralsatz ohne Fingersatz und Notizen spielen können (Ausnahmen an schwierigen Stellen), bei virtuosen Stücken macht das ausarbeiten eines Fingersatz schon Sinn.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Dann gehen diese Choralsätze ohne Eintragungen

    Vor allem sollte man keine Eintragungen in Noten machen die andere nutzen. Jeder kennt es mit einem Choralbuch konfrontiert zu sein wo mehr Notizen eines Orgelspielers drinnen sind als Noten :)

    Natürlich gibt es Choräle wo es Sinn macht, aber bitte nur Notizen im eigenen Notenbuch. Ich wollte einmal aus dem Bärenreiter "Wer nur den lieben Gott lässt walten" spielen, das ist ja schon wegen der Modulation anspruchsvoll, aber was ich da gesehen habe hat mich aus dem Konzept gebracht... Erinnerungen wann Vorzeichen gelten und wann nicht, mit welchem Fuß welcher Ton gespielt wird, inkl. Veränderungen wo jemand dachte so wäre es besser zu spielen...

    Ich habe mir beim Händler ein Choralbuch aus der Provinz Kassel gekauft aus 1805. Da hat ein Kantor auch Bemerkungen hinterlassen, aber unauffällig und sehr spannend zu sehen.


    Spielen, spielen, spielen und Erfahrungen sammeln.

    Wobei meine Erfahrung ist, dass es stark darauf ankommt was man spielt. Spiele ich z.B aus dem Bärenreiter die Choralsätze, dann klappt das übertragen auf alle aus diesem Buch ganz gut. Nehme ich mir ein Choralbuch von einem anderen Author der anders arbeitet, dann brauche ich doch einige Choräle bis ich drinnen bin. Ich spiele sehr gerne aus alten Bücher so gegen 1860. Das gefällt mir persönlich klanglich besser als die modernen Fassungen die mir zu glatt und Gewöhnlich sind.

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  • Ich trage Fingersätze dort ein, wo es nötig ist. Und diesen nehme ich dann aber auch. Fingersätze dienen gut als Visualisierung der zu spielenden Note. D.h. ich lese zuerst den Fingersatz und dann die Note. Eine prima Gedächtnisstütze.

    classicconcept

    audio-video-music

  • Das vermute ich auch. Nur auf diese Art lernt man es ja nicht und wenn doch, dann Kopien machen und 50 Choräle einmal durchbeschriften, aber bitte nicht in ein 200 Euro Buch.

    Ich habe auch schon die eine oder andere Sache eingetragen, aber eher zweckmäßige Dinge. Die Bärenreiter sind nämlich bei den Vorzeichen etwas doof. Normal gilt ein Vorzeichen ja nur bis zum Ende des Taktes, aber bei den Bärenreiter scheint es endlos zu gelten. Wenn ich also ein Stück habe wo ein F erhöht wird und im kommenden Takt verlangt wird dass es obwohl nicht erneut erhöht wieder als Fis gespielt wird, dann schreibe ich das Vorzeichen dort rein. Aber so etwas geht finde ich nicht.

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  • user='1541']Insulaner[/user] wie machst du das an der Orgel mit dem umblättern?

    Da ist ja noch eine Frage offen, die ich (auch wenn off-topic) noch beantworten will:

    Mit Tablet und PDF hatte ich mal für das Klavier begonnen. Da kann ich dank Sustain-Pedal mal schnell eine Hand zum weiterschieben abzweigen. Das geht für mich wunderbar daheim oder unterwegs, wobei ich das in einer "Konzert"-Situation nicht empfehlen kann, da ab und an doch Blödes passiert, wie Bild-plötzlich-ganz-klein oder Bild-zu-groß. Spezielle Software kommt nicht zum Einsatz, nur ein ohnehin unter Android vorhandener pdf-Reader.

    Als ich dann mehr auf die Orgel gekommen bin, habe ich das Prinzip so ungefähr übernommen, nutze aber statt des Tablets den PC-Monitor (steht auf der Orgel hinter dem Notenpult aus Plexiglas) und die Maus. Nach dem Einregistrieren ebenfalls per Maus (sofern ich nicht schon den Sequenzer gefüttert habe), habe ich meist eine zweiseitige-Anzeige auf dem Schirm. Wenn das Stück länger ist, muss ich per Maus weiterklicken. Da gilt erst recht: Völlig untauglich für Aufführungen, aber diese Stücke habe ich dann auf Papier.