Der sonntägliche Wahnsinn

  • Der Rucksack ist gepackt für die Wunschchoräle der Gemeinden... Vermutlich einer der Gründe warum wir Orgelspieler manchmal etwas mürrisch sind:/ 29 Kg zusammen :) Den Rest habe ich nicht aufs Bild gebracht...

    Das eine Lied gibt es nur im neuen Choralbucg, das andere nur im ganz neuen Choralbuch und wieder eins nur im neuen Choralbuch zum alten Gesangsbuch und wieder andere nur im Choralbuch zur Provinz Sachsen und dann ist die Version im einen Doof und im anderen besser und dann will der Pfarrer noch ein Lied das überhaupt in keinem der Bücher steht und dann kommt auch noch mal ein Gesangsbuch aus den Kaiserzeiten dazu...

    pasted-from-clipboard.png  IMG_20220410_184103.jpg

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Und deshalb spiele ich alles von einem I-Pad.

    Wäre im Grunde schon sinnvoll, aber rechtlich eben problematisch. Die Bärenreiter gibt es soweit ich weiß nicht in digitaler Form und da hier das Urheberrecht noch besteht darf ich diese nicht digitalisieren oder gar von diesen dann spielen. Die alten Bücher aus Provinz Sachsen und Preußen dürften möglich sein, aber der Aufwand ist es mir nicht wert.

    Im Grunde würden die Gesangsbücher ja reichen, aber da bin ich bei einigen Liedern sehr vorsichtig. Es waren einige Äolische Melodien dabei und noch diverse andere Tonarten die man unvorbereitet vor allem wenn die Lieder noch nicht ganz feststehen besser nicht probieren sollte :)

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ich finde, es ist an der Zeit, die rechtliche Situation für das Spielen vom Tablet zu klären. Es ist ein Anachronismus, zu verbieten, eigene, selbst gekaufte Noten zum eigenen Gebrauch auf dem Tablet zu nutzen. Immerhin bietet Schott ja schon sämtliche Noten auch als PDF an. Aber die anderen Verlage haben zu viel Angst vor noch mehr Verlust durch Raubkopien. Die VG Musikedition ist auch leider nicht zuständig, die Rechte an der elektronischen Vervielfältigung besitzt jeder Verlag selbst.

    Es wäre jedenfalls ein Traum: Ich finde das Vorspiel zu Lied x in der Sammlung y und kann es für einen Seitenpreis unter 1 € direkt aufs Tablet laden - und sonntags ohne schweren Koffer zum Gottesdienst radeln.

    Ich bin seit 2 Jahren bekennender Tabletspieler incl. Blättern mit Gesichtsgeste - in Gottesdienst und Konzert. Und möchte nie wieder zurück zu Papierbergen mit komplizierten Blätterstellen, radierten Registrierungen von Konzertorgeln oder der Erkenntnis, dies eine Stück nicht eingepackt zu haben.

  • Im Grunde bestand das Problem ja schon immer, auch mit analogen Noten:

    Ich habe z.B. meine Noten immer kopiert, um dann diese Kopien mit den entsprechenden aktuellen Registrierungen zu versehen. Außerdem muss man nicht immer komplette Alben mitschleppen, wenn man nur ein Stück davon braucht.

    Hat mir noch nie jemand verboten. Wer auch? Ich denke auch, dass das rechtlich komplett in Ordnung geht. Genauso sollte es auch mit eigenen Noten für das Tablet funktionieren.

    Ich spiele auch mit Tablet und Gesichtsgeste - wie schon mehrfach im Forum beschrieben. Bin damit sehr zufrieden. Bislang kein Ausfall.

    Das schlimmste, was mir mal passiert ist, dass mein aufwändig zurecht kopiertes und auf Blätterstellen optimiertes Opus (Widor Toccata) durch einen Luftzug vom Notenpult geflogen ist. Auch habe ich mal bei einer Hochzeit die Noten für das vom Brautpaar gewünschte Stück vergessen.

    Sollte jetzt alles nicht mehr passieren. Zumindest bis zum ersten mal das Tablet anfängt zu spinnen. Dann wird man sich genauso (oder sogar mehr) ärgern...

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Das ist leider ein fortwährender Streitpunkt.

    Das Kopieren von Noten ist grundsätzlich verboten.

    Nur im privaten Bereich oder zum Studium in Universitäten erlaubt.

    Es bestand lange die Auffassung, daß das Kopieren von Noten (damit man nicht umblättern muss) erlaubt sei wenn man die Originalnoten besitzt.

    Dem ist nicht so. Die Gesellschaft für Aufführungsrechte (ich weiß nicht genau ob sie zur GEMA gehört) hat schon in vielen Kirchen wo Chöre und Orchester musizieren kontrolliert und abkassiert. Vor ein paar Jahren ist dies in der Katholischen Kirche und auch in der Neuapostolischen Kirche geschehen.

    Die Gesellschaft hat angekündigt ihre Kontrollen auszuweiten.

    Ein bekannter Chorleiter hat trotz meiner Warnungen nach einem Konzert mit ca 50 Sänger und 12 Titeln einen Betrag von

    € 1.300,- gezahlt. Ein weiterer, der in einem Seniorenbereich ein kleines Liedheft aus Kopien zusammengestellt und verteilt hat musste einen fünfstelligen Betrag zahlen.

    Das Problem ist nicht nur die Zahlung.

    U.U. gilt das bereits als Vorstrafe.

    Das betrifft z.B. auch privat kopierte CDs, die in der Öffentlichkeit, also auch in einem Restaurant etc, vorführt.

    Ich kann mir gut denken, dass es sich bei Kopien, die dann digitalisiert werden, genauso verhält wenn man sie in der Öffentlichkeit nutzt.

    Digitale "Umblättersysteme" oder Kopien kann man in der Öffentlichkeit nutzen wenn man für die Noten jeweils eine Lizens bezahlt.

    Wir in der NAK-Berlin-Brandenburg benutzen in Projektchören etc Kopien mit Lizensaufdruck.

  • In jeder katholischen, evangelischen und neuapostolischen Kirche liegen an jedem Ort an der Orgel die aktuellen Choralbücher auf. Kein/e Priester/in in allen drei Konfessionen verlangt Gemeindelieder aus nicht offiziellen Büchern. Kopien davon zum eigenen Gebrauch als Papier oder digital zum Spiel im Gottesdienst müssen zulässig sein. Alles andere wäre blanker Unsinn, wenn die Originale daneben liegen.

    https://www.katholisch.de/artikel/25615-…terhin-kopieren

    Das Gotteslob kam 2004 in drei Bänden mit Spiralbindungen (die in Auflösung befindlich sind) plus Landesteil heraus. Ein älterer Kollege von mir bringt extra dafür seine Ehefrau mit, die ihm aus den 4 Büchern das passende Lied heraussucht. Niemand käme auf die Idee, diese Assistentin zusätzlich zu bezahlen. Wenn z.B. auf das Kyrie unmittelbar das Gloria folgt, spielt man mindestens eines von der Kopie, da die Zeit für den Liedzeiger drauf geht.

    Im übrigen ist es Ziel jedes Forianten aus dem einstimmigen Gesangbuch zu orgeln und alles drumherum zu improvisieren. Oder etwa nicht? Dann übe!!

    Michael

  • ...

    Im übrigen ist es Ziel jedes Forianten aus dem einstimmigen Gesangbuch zu orgeln und alles drumherum zu improvisieren. Oder etwa nicht? Dann übe!!

    ...

    Das mag ja richtig sein, aber vielleicht nicht für alle erreichbar. Zumindest schon fast ein weng frech formuliert...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Das mag ja richtig sein, aber vielleicht nicht für alle erreichbar. Zumindest schon fast ein weng frech formuliert...

    Ja ,das sehe ich genau so !

    Wo steht geschrieben, oder wer sonst setzt diesen Maßstab, das es das Ziel eines jeden Organisten ist bzw.sein sollte die Choräle aus dem einstimmigen Gotteslob oder EKG zu spielen bzw.zu improvisieren ?!

    Warum hat man sich dann eigentlich die Mühe mit den vielen Orgelbüchern gemacht?

    Meines Wissens und Erfahrungen nach können die wenigsten " Laien Organisten" einstimmig aus dem Gotteslob begleiten, geschweige richtig und gut daraus improvisieren -und ich spiele schon seit über 30 Jahren, in den verschiedensten Kirchen und Konfessionen ,die Orgel zum sonntäglichen Gotteslob.

    Das mag (und sollte ja auch) bei den studierten Kirchenmusikern anders sein. Aber die haben wir hier im Forum wohl am wenigsten.

    Mein persönliches Ziel war es nie und wird es auch nie sein einstimmige Sätze aus dem Gotteslob oder dergleichen als Basis für eine mehrstimmige Orgelbegleitung zu nutzen. Dafür fehlt mir einfach Zeit,Wissen und Können.

    Wichtig für mich war und ist eine absolut saubere und sichere Begleitung des Gemeindegesanges so das es den Sängern Spaß und Freude macht dabei mitzusingen! Und wenn ich dabei auf die Orgelbücher zum Gotteslob oder EKG zurückgreife dann ist das sicher keine Schande!!

    .....also dann übe - finde ich persönlich schon sehr heftig und auch arg provozierend

  • Jetzt seid mal bitte nicht so empfindlich! Ich bin selber kein studierter Kirchenmusiker, sondern Jurist. Dabei als erster vom Übeerfordernis betroffen.

    Sätze aus dem Zusammenhang zu nehmen und dann sehr heftig und arg provozierend betroffen sein. Ich entschuldige mich. War nicht so gemeint.

    Rainscho hat über Probleme mit Kopien aus eigener Praxis berichtet. Es gab auch Anweisungen in der neuapostolischen Kirche nur aus Materialien des kircheneigenen Bischofverlages zu orgeln. Ingesamt begleitet diese Problematik uns als Musiker immer und ich hätte weitere Beispiele. Und nicht wenige machen ein Geschäft mit Noten ohne dem Urheber das zukommen zu lassen was er verdient oder zu Lebzeiten verdient hätte.

    Ist es dann nicht am Besten man tritt improvisierend selbst als "Urheber" auf. Mann! Jetzt bin ich auch beleidigt.


    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Eine grundsätzliche, hier schon diskutierte, Frage ist:

    Wen will man im Gottesdienst musikalisch ansprechen?

    * Musik für die Gemeinde, die sehr häufig aus älteren Menschen besteht?

    * Musik für den / die Darbietenden?

    (das ist schon an der Grenze von Selbstzweck)

    Ich bin musikalisch sehr vielseitig interessiert. Wenn ein Organist / Organistin vor dem Gottesdienst Musik darbietet wie hier zum Thema Frieden:

    Verleih uns Frieden.....etc würde ich erst 30 Sekunden vor dem Gottesdienst die Kirche betreten und in besorgter Vorahnung nach dem GD sofort aus der Kirche rennen.

    Das höre ich mir gerne im Konzert an, aber nicht im Gottesdienst.

    Im Gottesdienst sind sowohl in der Musik als auch in der Predigt Pfarrer, Chor, Musiker, Organisten "Dienstleister" für die Gemeinde.

    Zum Wohl der Seele.

    Da reichen zum größten Teil die vorhandenen Notensätze wie z.B. Gotteslob etc

  • Da reichen zum größten Teil die vorhandenen Notensätze wie z.B. Gotteslob etc

    Ganz energischer Widerspruch, lieber Rainer.

    FREUDE :-B:-organ: von Darbietenden steckt an. Macht festlich, berührend innig......u.v.a.m.

    Heute in der neuen OKEY der 2. Teil der hochspannenden, sehr gehaltvollen Artikelserie über Kirchenmusik.

    Zitate aus Teil1:

    " 'Entspricht' Musik einer Zeit, bestehen ihre hervorragenden Leistungen darin, dass sie dem menschlichen Dasein Resonanz verleiht, Geist stiftet und aus vielen Individuen ein 'Wir' macht."





    " Die Menschen, die von Kirche und ihrer Musik nicht erreicht werden, protestieren schließlich nicht, wenn ihnen die Musik nicht zusagt. Sie sind ja (dann) nicht da."





    "Wie attraktiv könnte Kirche damit sein? In ihrer Musik geht es schließlich um die ganz großen Fragen des Lebens, und ihre Musik erklingt zu den emphatischsten Zeitpunkten im Leben".

    • Offizieller Beitrag

    " Die Menschen, die von Kirche und ihrer Musik nicht erreicht werden, protestieren schließlich nicht, wenn ihnen die Musik nicht zusagt. Sie sind ja (dann) nicht da."

    Wenn Gottesdienst für die Menschen tatsächlich heilbringend ist und sie wegen der Musik nicht anwesend sind ist das kontraproduktiv

  • Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte:

    Mit den GL-Begleitsätzen kann man vielleicht nicht so richtig ansprechen. Ganz davon abgesehen, dass es immer gleich klingt.

    Und irgendwie muss ich auch Positiv zustimmen: die Würze und die eigentlich (schwere) Aufgabe liegt in der Improvisation. Das beginnt schon beim Vorspiel, aber zeigt sich insbesondere bei Abschnitten, die der Orgel alleine vorbehalten sind (z.B. Kommunion, Auszug etc.).

    SIcherlich das Traumziel für viele Foristi hier, aber nicht allgemein erreichbar. Trotz Üben...

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    "Wie attraktiv könnte Kirche damit sein? In ihrer Musik geht es schließlich um die ganz großen Fragen des Lebens, und ihre Musik erklingt zu den emphatischsten Zeitpunkten im Leben".

    Lieber Michael

    Hier sind wieder auf der Ebene von oben nach unten und entscheiden ohne die Zuhörer was attraktiv sein könnte.

    Denk mal bitte bissl an den Satz

    Wie würde ich mich verhalten.....

    Das meine ich auch bissl in dieser Situation.

    Wenn die Zuhörer alte Traditionslieder mögen dann ist es emotional besser sie dabei zu lassen.

    Im Umgang mit Veränderungen sind immer emotionale Verhaltensweisen zu beachten. Erst, wenn der Letzte aufhört zu kotzen ist eine Veränderung gelungen.

    An diesem Beispiel sieht man deutlich wie schwer das alles umzusetzen ist und wieviel man selbst zurückstecken muss

    Ich bin auch für Impulse zum Gottesdienst. Aber die Vielfältigkeit der Gemeinde auch auf musikalischer Ebene ist kompliziert

    Ich hab es in vielen Gottesdiensten erlebt. Spielt man schöne Variationen etc bekommt man von Einigen eine Rückmeldung.

    Ich hab dann vor dem Gottesdienst Choräle auch mit cf gespielt. Einige Besucher haben leise mitgesungen. Das war für mich die schönste und emotionalste Rückmeldung überhaupt.

  • ...

    Ich bin auch für Impulse zum Gottesdienst. Aber die Vielfältigkeit der Gemeinde auch auf musikalischer Ebene ist kompliziert

    ...

    "Impulse" ist gut!

    Ich versuche auch immer wieder mal, etwas modernere Lieder zu bringen. Am Anfang hält sich die Begeisterung vielleicht in Grenzen, manchmal bedanken sich aber auch Besucher über die gelungene Lied-Auswahl, insbesondere wenn die Texte auch wirklich gut sind. Schwierigkeiten machen halt Melodie und Rhythmik. Im schmlimmsten Fall lenken sie vom Text ab.

    Aber alle Veränderungen muss man sehr behutsam ausführen, damit man nicht den Großteil der Gemeinde vor den Kopf stößt.

    In der Regel mache ich nur eineinziges, etwas unbekannteres Lied, oder vielleicht zum Schluß mal eine "modernere" Impro. Obwohl das auch nie über Messiaen-Stil oder Jazz hinausgeht. Auch schon im Grunde olle Kamellen...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Dom in Trier:

    Normales sonntägliches "Hochamt": 40 -max. 80 Menschen inkl. Ordensschwestern......

    "Musik (aus 5 Jahrhunderten) und Wort (aber nicht Predigt oder Ritus)" an allen Adventssamstagen: 4 mal 1200 Ergriffene.

    (Man würde eine Stecknadel fallen hören. Die Menschen sind berührt. In einer ganz zentralen Tiefe des Menschseins angeregt).

    hoffnung-feature-depo.jpg

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben in unserer Gemeinde gelernt.

    Einmal sollte zur Vorbereitung auf das Heilige Abendmahl die Orgel etwas zur Einstimmung vortragen. Gespielt wurde eine Fantasie über:

    Schmücke dich o liebe Seele

    Über zwei Minuten lang war das Gedudel. Selbst für mich war die Choralmelodie nicht wesentlich erkennbar.

    Die Gesichter der Besucher waren gelangweilt. Als das Stück zu Ende war atmeten alle auf. Ich auch!!!!

    Das war bei bekannter Choralmelodie kontraproduktiv und keine stimmungsvolle Vorbereitung.

    Wir sind dann, was neue Chorwerke betrifft, dazu übergegangen eine nach dem Gottesdienst anberaumte Vorstellung dieser Werke mit Erklärung etc durchzuführen. Für viele der Kompositionen konnten wir Zustimmung erlangen. Die Begeisterung des Chores spielte dabei eine große Rolle.

    Das haben wir öfters wiederholt. Gleiches kann man auch mal mit Orgelwerken machen.

    Die Gemeinde mitgenommen kommt man zu neuen Impulsen, die von vielen mitgetragen werden. Alle wird man nie erreichen.

    • Offizieller Beitrag

    Dom in Trier:

    Normales sonntägliches "Hochamt": 40 -max. 80 Menschen inkl. Ordensschwestern......

    "Musik (aus 5 Jahrhunderten) und Wort (aber nicht Predigt oder Ritus)" an allen Adventssamstagen: 4 mal 1200 Ergriffene.

    (Man würde eine Stecknadel fallen hören. Die Menschen sind berührt. In einer ganz zentralen Tiefe des Menschseins angeregt).

    hoffnung-feature-depo.jpg

    Das glaub ich dir und ist sehr schön. Wird auch als schön empfunden. Besonders in der Adventszeit