• Die Ankündigung von Firma MakeMusic, USA, dem Hersteller des renommierten Notensatzprogramms "Finale", hat mich doch einigermaßen überrascht. "Finale" wird nicht mehr weiterentwickelt, sondern vom Markt genommen. Daher möchte ich nun etwas wehmütig zurückblicken.

    Nun bin ich doch schon seit einigen Jahren begeisterter Nutzer von "Finale". Mit dieser Software bin ich mehr als zufrieden. Sicherlich hatte es seinerzeit lange gedauert, bis ich sie zu bedienen lernte und bis ich wusste, was sich hinter den einzelnen Icons und Funktionen verbirgt. Natürlich hat auch Finale seine Tücken und auch Schwächen. Doch im Laufe der Jahre hat man gelernt, diese zu umschiffen. Mit den regelmäßigen (leider kostenpflichtigen) Updates ist die Software stetig benutzerfreundlicher und auch "besser" geworden. Doch nun ein kurzer Blick noch weiter zurück in die Zeit, bevor ich "Finale" kennen und lieben lernte:

    Lange bevor ich mir "Finale" kaufte, arbeitete ich mit dem Noteneditor des Sequenzers "Cakewalk" des Herstellers Twelve Tone Systems Inc (späterer Name: "Cakewalk Sonar"; heute kostenlos erhältlich beim Clouddienst "BandLab" der Firma Caldecott Music Group). Schon damals hatte ich mir eine eigene Noteneingabehilfe gebastelt. Sie bestand darin, die Blatteingabe einer Note in der Tonhöhe und der Tondauer zu entkoppeln. Mit dem Keyboard spielte ich die Tonhöhe ein, dazu gab ich mit einem selbstgebauten Pedal die jeweilige Tondauer an. Für jede Standard-Tondauer hatte ich eine separate Pedaltaste zu Verfügung (z.B. jeweils eine für ganze Töne, für Halbe, Viertel, Achtel usw., sowie eine für punktierte Noten; "krumme" Tondauern gab ich mit der Tastatur ein). Damit umging ich die Problematik der Quantisierung beim Zusammenfügen mehrerer Stimmen. (Anm.: mittlerweile stehe ich mit diesem Ansatz durchaus nicht mehr alleine da.) Zu dem damaligen Zeitpunkt befand sich das Konkurrenzprodukt "Cubase" von Firma Steinberg m. E. noch in den Kinderschuhen. Schließlich verbesserte ich meine Möglichkeiten der Layout-Gestaltung und Partitur-Bearbeitung durch den Kauf von "Capella" und "Capella-Scan", einem sehr guten Notensatz- bzw. Musiknotenerkennungsprogramm. Jedoch hatte irgendwie "Capella" den Anschluss an eine modere Grafikbenutzeroberfläche verpasst (Anm.: vermutlich verschwand sie deshalb vor ein paar Jahren vom Markt). Da jedoch zwischenzeitlich meine Ansprüche an ein Notensatzprogramm gestiegen waren, begab ich mich schon frühzeitig auf die Suche nach einer Alternative zu "Capella". Soviel zum Rückblick in mein Leben, bevor ich mich mit "Finale" anfreundete.

    Schließlich war für meine Entscheidung zum Wechsel zu "Finale" ausschlaggebend, dass angesehene Institutionen mit diesem Notensatzprogramm arbeiteten, wie bspw. das Mozarteum in Salzburg. Den Kauf von "Finale" habe ich bis heute nie bereut, obwohl "Finale" mächtig Konkurrenz durch "Sibelius" bekommen hat. (Anm.: m. E. schwindet aktuell auch die Marktpräsenz von "Sibelius", nachdem die Weiterentwicklungskapazitäten für dieses sicherlich sehr gute Notationsprogramm stark heruntergefahren und letztlich in die Ukraine verlagert wurden; einige der ursprünglichen Entwickler von Sibelius wurden von Firma Steinberg zur Entwicklung von "Dorico" (s. weiter unten) angeworben). Trotz des erforderlichen Nachbearbeitungsaufwandes schätze ich bis heute die Möglichkeit, mit "SmartScore" Notenblätter optisch zu erfassen und zu erkennen sowie diese anschließend in "Finale" weiterzuverarbeiten oder auch nur in eine andere Tonart zu transponieren. Jedoch ist mir in einem Punkt "Finale" bis heute etwas suspekt geblieben: es ist die Verschlüsselung des Dateisystems, was den Austausch mit anderen Programmen erschwert.

    Als vor etwas mehr als zehn Jahren Firma Steinberg ankündigte, ein eigenes Notensatzprogramm namens "Dorico" entwickeln zu wollen, hatte ich damals nur ein müdes Lächeln dafür übrig. Der spezielle Markt war doch schon sehr gut besetzt. Doch wie sehr sollte ich mich damals geirrt haben! Denn es heißt jetzt von MakeMusic und Steinberg im Gleichklang sinngemäß: "Finale ist tot; es lebe Dorico!". Allen "Finale"-Benutzern wird für 149 US$ ein Crossgrade zu "Dorico Pro 5" angeboten. Ansonsten können bisherige "Finale"-Nutzer ab jetzt nur noch ein Jahr lang ihre gültigen Lizenzen von einem PC auf einen anderen übertragen bzw. Upgrades des MS-Betriebssystems vornehmen (z.B. von Windows 10 auf 11). Danach kann "Finale" nicht mehr in einer anderen Umgebung aktiviert werden, da dann das "Finale"-Lizenzmanagement abgeschaltet wird. Also muss ich mich nun schweren Herzens von "Finale" verabschieden und mich auf die Suche nach einem anderen guten Notationsprogramm begeben.

    In dem Ende von "Finale" liegt sicherlich auch die Chance des generellen Neubeginns. Für mich stellt sich jetzt die Frage, ob der passende Zeitpunkt zum Verlassen der MS-Windows-Welt und der Umstieg auf Linux mit ALSA, JACK & Co. gekommen ist. In den entsprechenden Forum-Beiträgen hier in unserer Community lese ich jetzt sehr interessiert über Erfahrungen mit den Open Source-Notationsprogrammen "MuseScore" und "LilyPond", letzteres in Kombination mit "Frescobaldi". Mal sehen, ob die Linux-Umgebung für mich eine Zukunftsperspektive darstellt. Auf der Suche bin ich noch nach persönlichen Erfahrungsberichten über die kostenlose DAW "Rosegarden"... Doch jetzt heißt es: Ade "Finale"!

  • Den Umstieg von Windows auf Linux kann ich nur begrüßen! Ich selbst habe ihn schon vor ca. 10 Jahren vollzogen und absolut nichts vermisst! Ich selbst habe mit MuseScore auch schon experimentiert, mich aber nicht eingearbeitet.

    Rosegarden hatte ich auch schon installiert, es war aber ziemlich tricky bezüglich Jack (Jack will bei mir neuerdings nicht laufen)

  • I would say that investing in open source software is never time loosing. As the software does not depends on editor good will but on community people. That's a great difference as invested people can change without loosing the software, improvements can be proposed by anyone, ...


    That what we did with GrandOrgue and the software has known so much improvements for three years.


    But, at the end, it is your choice to use the one that fits your needs. I would say I use (not intensively) Musescore and I'm really happy with it (available for Linux/Windows/Mac).


    My two cents

  • Ich habe Finale 27 und bin nicht unbedingt traurig über das Ende. Mit Musescore waren die Noten schneller auf dem Papier. Finale war für mich selten selbsterklärend und möglicherweise hat Musescore dem Finale das Genick gebrochen. Tschüss Finale!

    Meine Tendenz geht nach einem zweijährigen Gastaufenthalt bei Apple 2021/22 zu Presonus Notion mobile Android (full version 15,99 €), wo jetzt auf dem Android Tablet der obligatorische Touchscreen, Imslp und Mobile Sheets das Zuhause gefunden haben. Mit der Bluetooth Schreibtastatur, dem Pencil, dem Finger und dem USBC-Korg/M-Audiokeyboard gibt es gute Eingabemöglichkeiten. Ich hoffe der Funktionsumfang genügt mir.

    Bei Steinberg habe ich einige Lebenszeit mit dem unternehmenseigenen Lizenzgebahren verschwendet, so dass meine Neigung zu dem vollen Dorico 5, trotz Upgradeangebot, gering ist. Wahrscheinlich würde mir die kostenlose oder die 99 Dollar Version von Dorico ohnehin genügen. Jeder wie er es braucht.


    Michael

  • Das traurige Schicksal von Capella, Sibelius und Finale sowie der sichtlich beachtliche Erfolg von Dorico zeigen einmal mehr, welche Bedeutung dem Vertrieb eines Produktes und dem Firmenmanagement zukommen. Gute und ausgereifte Produkte können kurzerhand vom Markt verschwinden; dagegen schaffen es möglicherweise weniger ausgereifte Produkte neu in den Markt zu gelangen und diesen sogar zu dominieren, zu beherrschen. Da kann ein etabliertes Softwareprodukt noch so gut sein, wenn das oft gut bezahlte Management zu nichts taugt; da kann das Produkt im hart umkämpften Markt doch nicht überleben. Andererseits gibt es viele Beispiele dafür, dass ein Benutzer sich durch vollmundige Werbung leicht beeindrucken und auch fehl leiten lässt, wenn er vor einer Kaufentscheidung steht.

    Interessant, wie die Gesetze des freien Marktes nun mal funktionieren.

  • Roglu

    Ohne die Umstellung auf die gesicherte Ilok-Verschlüsselung wäre HW aufgrund exzessiven Raubkopierens wohl tot gewesen.

    (Was wurde damals bei der Umstellung nach 4.2 alles im Zorn in Foren geschrieben. MKP vom mehr als seltsamen Orgeljournal als ausgewiesener HW-Hasser ;) tat sich wie meist besonders hervor. Aber auch hier fand die damalige Forengemeinde ihre Freude darin, möglichst viel zu lästern, zu neiden und sich zu produzieren.

    Kann es manchmal nicht fassen, was alles für ein Unsinn geschrieben wird. Meist noch von solchen, die die Software gar nicht besitzen oder sehr wenig in ihrer Tiefe, ihrer Qualität und ihren enormen, erstaunlichen Möglichkeiten kennen.)

  • Ich kann schon nachvollziehen, dass die Produkte eingestellt werden. Im Prinzip war es zum Teil ja auch wenn es sich böse anhört eine Abzocke. Du möchtest lange Partituren erstellen? Na dann musst du Version Plus kaufen für 100 Euro mehr. Du möchtest eine Partitur mit drei Notenzeilen schreiben? Kein Problem, Version Plus extra für 200 Euro ermöglichst dies. Was Liedertexte hinzufügen? Na dann brauchst du das Addon Text für nur 49 Euro. Oh, du willst detailliertere Notenblätter erstellen? Naja, dann haben wir die Version ProPlusUltraV3, damit kannst du dann alles machen, außer drucken, dafür brauchst du noch die Option Print und bei mehr als fünf Seiten die PrintPlus, wenn Farbe dabei sein soll, dann PrintPlusExtra.... Ach ja und wenn du für Gitarre, Orgel oder Cello etwas notieren willst, dann......

    Wenn man dann schaut, dass MuseScore dies alles umsonst kann, dann fragt man sich tatsächlich warum ich dafür tausende Euro ausgeben sollte.

    Davon abgesehen kann man das Programm ja noch weiterhin nutzen. Der Grund warum es überhaupt noch benutzt wird ist wohl nicht die Besonderheit des Programms, sondern vermutlich wie so oft die Ablehnung der Nutzer gegenüber etwas Neuem. Da wird lieber weiterhin viel Geld für bekannte Software ausgegeben, anstatt sich einmal an eine Alternative zu gewöhnen. Okay, MuseScore hat auch seine Probleme, aber es ist zumindest Zukunftssicher. Selbst wenn der Entwickler es irgendwann einstellt, dann wird die Community mit dem Code weiterarbeiten.

    Ohne die Umstellung auf die gesicherte Ilok-Verschlüsselung wäre HW aufgrund exzessiven Raubkopierens wohl tot gewesen.

    Das bezweifle ich ehrlich gesagt. Mit dem Kopierschutz hält man primär Leute ab, die ohnehin die Software nicht gekauft hätten, nimmt aber denen die sie kaufen würden, es aber z.B finanziell gerade nicht können die Chance sie trotzdem zu nutzen. Und alle anderen umgehen den Schutz eben. Soweit mir bekannt ist gibt es auch hier funktionsfähige Cracks. Gut, ich würde schon aus Gründen der Sicherheit niemanden dazu raten, aber den hundertprozentigen Schutz gibt es eben nicht. Es ist in der Praxis so, dass man auf diese Art eben Laien davon abhält die Software ohne Kauf zu nutzen. "Experten" haben trotzdem ihre Wege dazu.

    Schlussendlich wird Hauptwerk irgendwann nicht mehr nutzbar sein. Es ist nicht die Frage ob die Software eingestellt wird, sondern nur wann. Das kann nächstes Jahr sein, oder auch erst in zwanzig Jahren. Früher oder später wird Hauptwerk aber verschwinden und ohne iLok wird jede legal erworbene Kopie unbrauchbar werden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Natürlich könnte der Entwickler vor Beendigung des Projekts einen Patch veröffentlichen der den Schutz entfernt. Aber damit sollte man nicht rechnen. Schau dir Spielkonsolen an... Xbox Classic, Xbox 365, Nintendo Wi, Nintendo 3DS, Playstation (alte Versionen), alle Shops sind abgestellt und alle gekauften Titel sind somit verloren.

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  • Im Prinzip war es zum Teil ja auch wenn es sich böse anhört eine Abzocke.

    Das ist keine Abzocke sondern das Geschäftsmodell. Kaufe nur das was du brauchst, aber wenn du das Komplettpaket kaufst, dann ist das preiswerter als die Summe der Einzelteile. Derjenige der wenig braucht, kommt also gut dabei weg. Das ist doch bei beliebigen Produkten fast immer der Fall.

    > Wenn man dann schaut, dass MuseScore dies alles umsonst kann
    OpenSource macht das Geldverdienen mit Softwareentwicklung schwieriger. Das ist auch ein Punkt, was zum Geschäfts-KO beitragen kann.

    > MuseScore hat auch seine Probleme, aber es ist zumindest Zukunftssicher.
    Pfff, genauso wie G.O.? Bei GO tut sich gefühlt über die Jahre fast nichts. Da programmiert man, wenn man Lust und Zeit hat. Ich finde die Features von Hauptwerk für ein Bezahl-Update lohnender.

    > Schlussendlich wird Hauptwerk irgendwann nicht mehr nutzbar sein
    M.Dyde und MDA sind Mini-Unternehmen. Das kann man nebenher laufen lassen. Es gibt einige tausend Anwender, von denen genug kostenpflichtige Updates nutzen. Warum soll man sich das durch die Lappen gehen lassen? Durch den Kauf der kommerziellen und geschützten Sets ist man an Hauptwerk gebunden und es gibt noch viele Wünsche, die umgesetzt werden können. Dafür zahle ich dann auch gerne für neue Features. Mit der Kostenlos-Mentalität vieler Anwender kann kein Unternehmen überleben. Wenn ein KFZ-Meister alle Autos kostenlos repariert, dann tut dieser Mann was Gutes für die Gesellschaft, aber er überlebt damit nicht lange. Aber ein solches Verhalten fordert man indirekt von Softwareentwicklern.

    Mit Spielkonsolen kann man HW nicht vergleichen. Die großen Firmen wie Microsoft oder Sony etc. haben hohe Fixkosten, die ein Kleinunternehmer i.d.R. nicht hat.

  • Mit der Kostenlos-Mentalität vieler Anwender kann kein Unternehmen überleben.

    Naja, es gibt genügend Unternehmen die genau das aber erfolgreich tun. Dort ist die Software gratis, teilweise auch Opensource und richtig Geld verdient man mit Support für Geschäftskunden oder Kunden mit besonderen Ansprüche. Davon abgesehen verdienen Unternehmen mit freier Software auch gutes Geld. Es gibt kaum ein Programm, egal ob Windows, Finale oder auch Hauptwerk welches keine Opensource Projekte verwendet im eigenen Produkt.

    Naja, Hauptwerk könnte durchaus die Basis Software kostenlosvertreiben und über Gebühren für die Sets verdienen. Natürlich würden im ersten Moment viele Hersteller der Sets jammern, aber die Nutzerbasis würde stark wachsen und somit auch die potentielle Kunden der Set Anbieter. Ohne rund 300 Euro für die Software zahlen zu müssen, würden die Nutzer das Geld wohl in Sets investieren.


    M.Dyde und MDA sind Mini-Unternehmen. Das kann man nebenher laufen lassen.

    Trotzdem wird Hauptwerk irgendwann eingestellt werden, dass ist ganz sicher. Wie gesagt, dass man nächstes Jahr sein oder in 40 Jahren. Wobei die Anzahl der Software die seit 20+ Jahren existiert sehr überschaubar ist. Selbst für ganze Wirtschaftszweige elementare Software wurde irgendwann eingestellt weil etwas besseres verfügbar war. Es ist ja auch nicht so, dass Hauptwerk keinerlei Konkurrenz mehr hat. Gib zum Beispiel Sweelinq noch ein paar Jahre und OrganTEQ, dann kann es ganz schnell passieren dass Hauptwerk ins Hintertreffen gerät.

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  • Ganze zehn Tage hat die Schockstarre von Firma Klemm, dem Vertriebspartner in Deutschland von Firma MakeMusic für das Notationsprogramm "Finale", gedauert. Erst mit dieser Verzögerung hat sich das Unternehmen Klemm an seine deutschsprachigen Kunden gewandt, mit teilweise widersprüchlichen Aussagen zu denen des Herstellers von "Finale", MakeMusic. Klemm schreibt in einer E-Mail an seine Kunden, dass der "Finale"-Lizenzserver doch nicht in einem Jahr abgeschaltet sondern auf unbestimmte Zeit weiterbetrieben wird. Zudem werden die deutschsprachigen Kunden darüber informiert, dass das kostenlose Update von einer früheren "Finale"-Version auf die aktuelle "V27" nicht für Nutzer der deutschsprachigen Version gilt. Um die Verunsicherung zu komplettieren schreibt Firma Klemm von Verhandlungen mit Firma Steinberg, um auch deutschsprachigen "Finale"-Nutzern den Umstieg auf Steinberg's "Dorico" zum Vorzugspreis von 149 US$ zu ermöglichen. (Anm.: Im Onlineshop von Firma Klemm wird die Vollversion von "Finale" aktuell für 349,95 EUR zum Kauf angeboten; bei Thomann kostet "Dorico Pro 5" aktuell 289 EUR.)

    Hierzu meine persönliche Meinung sowie meine Spekulationen:

    Der deutsche Vertriebspartner von "Finale" dürfte von der Ankündigung der Firma MakeMusic hinsichtlich der Einstellung der Weiterentwicklung von "Finale" ebenso überrascht gewesen sein, wie alle "Finale"-Nutzer. MakeMusic dürfte es verabsäumt haben, seine weltweiten Vertriebspartner vorab zu informieren. Das hätte m. E. nicht passieren dürfen. Nun dürfte der deutsche "Finale"-Vertriebspartner versuchen zu retten, was noch zu retten ist, bzw. aus der aktuellen Situation noch für sich Kapital herauszuholen und am Geldkuchen mitzunaschen. Möglicherweise hat Firma Klemm durch die bisher geleisteten Übersetzungen für die deutschsprachige Softwareversion von "Finale" gewisse Rechte erworben. (Wir kennen ja die bestehenden vertraglichen Regelungen zwischen den Firmen MakeMusic und Klemm nicht.) Jedoch finde ich es fragwürdig, dass im Internetauftritt des deutschen Vertriebspartners nach wie vor verschiedene Versionen von "Finale" zu Kauf angeboten werden. Freilich wird dort jetzt der deutliche Hinweis angegeben, dass das Produkt nicht mehr gepflegt wird. Aber ist dies dennoch moralisch okay? Zudem stelle ich mir die Frage, ob Firma Klemm von Firma Steinberg für jeden Umsteiger der deutschsprachigen "Finale"-Version auf "Dorico" eine Provision erhalten möchte? Eigentlich könnte mir das Verhalten von Firma Klemm ja egal sein, aber man macht sich halt so seine Gedanken... (das kostenlose "MuseScore" lässt grüßen!!)

  • Nun spinne ich den gedanklichen Faden noch ein wenig weiter: Firma MakeMusic hat kürzlich in einem YT-Video anschaulich dargestellt, wie die Vorgangsweise zum kostenlosen Download der aktuellen "Finale"-Version (V27) ist und wie man zum Vorzugspreis das Notensatzprogramm "Dorico" von Firma Steinberg erwerben kann. Innerhalb von 24 Stunden haben mehr als 10.000 User dieses Video aufgerufen. Dies waren sicherlich keine Zufallssurfer, sondern m. E. wie ich persönlich angemailte "Finale"-Nutzer. Angenommen es nehmen nun zwei Drittel dieser Personen das Umstiegsangebot zu Dorico Pro 5.1 zum Vorzugspreis von 149 US$ an, dann spült dies mit einem Schlag einen Millionenbetrag in Steinberg's Kasse (vielleicht irgendwie der "gut passende Zeitpunkt“ zum aktuellen vierzigjährigen Firmenjubiläum von Steinberg). Da kann man sich nur wundern, wie ein Unternehmen durch den Niedergang des Konkurrenten bestens verdient. Jetzt könnte man vermuten, dass die tatsächliche Anzahl an "Finale"-Nutzern weltweit tatsächlich viel höher ist, als vorhin aufgrund der kurzfristig vorgenommenen Video-Klicks geschätzt (aktueller Stand: 18.859 Klicks auf YouTube). Hinzu kommt noch, dass in der Folge auch die "Dorico"-Neukunden für künftige "Dorico"-Updates regelmäßig zur Kasse gebeten werden dürften. Das ergibt in der Summe beachtliche Mehreinnahmen für Firma Steinberg, ohne sich hierfür sonderlich anstrengen zu müssen.

    Ja, da staunt der kleine Laie, der aus Kostengründen täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt...

  • Seit ich Lilypond nutze, bittet mich niemand mehr zur Kasse, und das Druckbild ist dem von Musescore haushoch überlegen. Zugegeben: Die Einarbeitung dauert - aber das tat sie auch bei Finale, Sibelius, Musescore und anderen. Professioneller Notensatz ist halt komplex. Umso erstaunlicher, dass die open-source-Software Lilypond derartige Qualität liefert. Ich möchte sie nicht mehr missen.

  • Das ergibt in der Summe beachtliche Mehreinnahmen für Firma Steinberg, ohne sich hierfür sonderlich anstrengen zu müssen.

    Ja, da staunt der kleine Laie, der aus Kostengründen täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt...

    Nein, ich staune nicht. Die Softwareentwickler müssen bezahlt werden, auch wenn das Geschäft mal eine Flaute erlebt. Ausfalltage wie Urlaub und Krankheit müssen auch überbrückt werden. Wenn man pro angestellten Entwickler 60-90k Jahresgehalt kalkuliert, wo der Arbeitgeber auch noch Einiges draufzahlt, dann läppert sich das und man muss Reserven vorhalten.

  • Klemm schreibt in einer E-Mail an seine Kunden, dass der "Finale"-Lizenzserver doch nicht in einem Jahr abgeschaltet sondern auf unbestimmte Zeit weiterbetrieben wird

    Wenn dem Unternehmen etwas am Kunden gelegen wäre, dann würden sie einfach einen Patch am Ende veröffentlichen, der diese ganze Lizenzverwaltung einfach entfernt. Im Grunde würde auch dann nichts dagegen sprechen das ganze als Freeware weiter anzubieten. Aber wer weiß, ob nicht ein Nachfolger unter anderem Namen schon bereitsteht... Dann wäre so eine Freeware nicht zu gebrauchen.


    Das Aussehen der Ausgabe ist exzellent bei Lilypond.

    Ich nutze Lilypond eigentlich ausschließlich für Veröffentlichungen. Aber zum komponieren würde ich es nun wirklich nicht als einzige Software nutzen wollen. Davon abgesehen werden sich die wenigsten mit der Syntax auseinandersetzen wollen, nur um mal ein paar Noten zu drucken. Vermutlich werden die meisten Laienmusiker ohnehin beim Endergebnis keinen wirklichen Unterschied sehen. Ich sehe die Stärken und primären Felder von Lilypond eben bei sehr komplexer Literatur. Ein Orchester möchte nun einheitliche Noten die einem genauen Standard entsprechen. Dem Bläserkreis wird dies wohl recht egal sein, da reicht auch ein von Hand geschriebener Zettel der 50 Jahre alt ist :)

    Ach so, natürlich auch in speziellen Bereichen, welche von keiner anderen Notation abgedeckt wird.

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  • Das Dorico SE 5 gibt es kostenlos und reicht für die meisten Amateure aus. Dann der Aufstieg zu Dorico elements 5 kostet im Augenblick gerade mal 35 € als upgrade von SE und ist mit mehreren Instrumenten und besserer Texteinbindung bezahlbar aber nicht unbedingt notwendig..

    Wer braucht schon die volle Version Dorico 5? Ich kenne Dorico SE 5 noch nicht so wie Musescore 4 und weiß nur das es viel Umfang und Inhalt gibt für lau. Und Videos kostenlos kann man bei youtube viele Stunden lang ansehen und die Inhalte praktizieren.

    Es ist halt nach dem Vorbild einer DAW (z.B. Steinbergs Cubase) mit Spielern und dem Spieler zugeordneten Instrumenten aufgebaut und vielleicht dadurch moderner oder auch nicht. Weniger eine Geld als eine Zeitfrage?!


    Michael