UHT Klaviatur: die Qual der Wahl

  • Hallo,

    ich spiele mit dem Gedanken, meine Johannus S in einen HW/GO Spieltisch umzubauen.

    Im ersten Schritt möchte ich die Klaviaturen erneuern und den MIDI-Ausgang der Klaviaturen an den MIDI-Eingang der Opus S anschließen, um die Register und Klangerzeugung erstmal weiternutzen zu können und bei Bedarf an einen HW/GO-PC anzuschließen.

    Ich liebäugele mit einer UHT Klaviatur (2 Manuale, evtl. später Erweiterung um ein 3. Manual): die Qualität der Klaviatur ist mir sehr wichtig, da gebe ich auch gerne mehr Geld aus. Vor allem die Tatsache, dass die UHT Tastaturen wartungsfrei sind, finde ich sehr wichtig: da kann ich davon ausgehen, dass ich viele Jahre/Jahrzehnte keine Probleme und Freude haben werde.

    Die vielen Optionen der UHT Klaviaturen (Holzarten, Aufleimer, Maße, Neigungswinkel, Bauformen der Tasten usw) verwirren mich allerdings ein wenig. Vielleicht habt Ihr Euch auch schon mal mit diesen Fragen beschäftigt und könnt mir ein paar Tipps geben?

    1. Holzarten: Ebenholz, Ahorn, Weißbuche, Eiche, Birne, Kirsche, Buchsbaum, ....). Ist die Holzfrage rein optischer Natur, oder gibt es hier auch qualitative Unterschiede?
    2. Obertastenaufleimer (Acryl, Mineral, Knochen): reine Optik oder auch "spürbar" (klar, je nach Aufleimer fühlt es sich etwas anders an, aber ich habe keinen Vergleich, ob das was beim Spielen ausmacht)
    3. Bauform der Tasten: https://uht-keyboards.com/images/downloads/keycoverings.pdf --> reine optische Frage? Vor-/Nachteile der verschiedenen Bauformen?
    4. Maße der Tasten: 45mm oder 50mm? Die Klaviaturen meiner Johannus Orgel haben 45mm --> ist das ein "rein optische Frage", oder auf welcher Basis entscheidet man sich für eine der beiden Maße?
    5. Tastenwichtung: was nehmen? Ich habe mal versucht, die Wichtung meiner Johannus Klaviatur zu wiegen: in einen Becher auf einer Taste habe ich Wasser eingegossen, bis die Taste sich durchdrückt und habe den Becher dann gewogen: es sind ca. 140g
    6. "lohnt" es sich, statt der Serie 40 die Renatus Serie zu nehmen?

    Fragen über Fragen, die sich beim Kauf solch hochwertiger Manual stellen...

    Viele Grüße

    Markus

  • Müssen die Klaviaturen nicht in erster Linie mal in deine Johannus passen, Markus?

    Ergeben sich dann möglicherweise (nur) bestimmte Bauformen - und eventuell auch (optisch) Holzarten?

    Und wenn Umbau.....dann in einem Rutsch?

    Grüße, Michael

  • 1. Das sind alles Harthölzer, also egal

    2. Geschmackssache - ich finde alles besser, was nicht Kunststoff (Acryl) ist

    3. vermutlich optische Sache

    4. Länge der Finger - größere Hände wahrscheinlich 50 mm besser

    5. Ich würde jedes Manual unterschiedlich gewichten und gleich drei Manuale nehmen

    6. "die 100 mm länger sind"... "Spielgefühl von mechanischen Trakturen in Pfeifenorgeln noch näher kommen" hört sich gut an - obs was bringt?

    Bei den Preisen würde ich die Tastaturen nicht kaufen, ohne drauf gespielt zu haben.

  • Vor allem die Tatsache, dass die UHT Tastaturen wartungsfrei sind, finde ich sehr wichtig: da kann ich davon ausgehen, dass ich viele Jahre/Jahrzehnte keine Probleme und Freude haben werde.

    Ich glaube man sollte diesen Punkt nicht überbewerten. Im Grunde sind alle Manuale die einen gewissen Preis haben Wartungsfrei, wobei mir auch nicht ganz klar ist was man dort warten sollen könnte. Natürlich ist irgendwann die Mechanik am Ende ihrer Lebenszeit angekommen, aber sofern du nicht jeden Tag über Jahre hinweg 20 Stunden am Tag dein Manual auf das übelste misshandelst sollte das eigentlich nicht relevant werden. Ich persönlich hatte noch nie ein Keyboard/Manual welches tote Tasten hatte, selbst günstige Noname Midi Keyboards liefen bei mir bei täglichen Gebrauch so lange bis ich sie irgendwann bei eBay Verscherbelt habe.

    Wenn doch einmal etwas sein sollte, dann sind Manuale mit mechanischen Kontakte am besten zu erhalten/reparieren. Ganz einfach weil bei anderen Lösungen wie Reed/Hall/Noppen wirst du in vielleicht 10 Jahren diese Formen und Maße vermutlich nicht mehr bekommen. Einen Draht hingegen wirst du voraussichtlich in 100 Jahren noch kaufen können um einen alten damit zu ersetzen.

    Davon abgesehen solltest du beim Einbau eben darauf achten das alles möglichst staubgeschützt ist und die Umgebung auch von der Feuchtigkeit her passt. Dann solltest du mit keinem höherpreisigen Manual irgendwelche Sorgen bekommen.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Müssen die Klaviaturen nicht in erster Linie mal in deine Johannus passen, Markus? Ergeben sich dann möglicherweise (nur) bestimmte Bauformen - und eventuell auch (optisch) Holzarten? Und wenn Umbau.....dann in einem Rutsch?

    Ich habe keine Bedenken, dass sie nicht reinpassen wird. Die Seitenwangen muss ich anpassen, da der Manualblock etwas breiter ist, evtl. muss ich an der Registerstaffelei unten etwas abtragen. Mir geht es erstmal darum zu verstehen, ob es bei den verschiedenen Varianten nur die Optik ist, die hier eine Rolle spielt, ob es auch technische Vor-/Nachteile gibt. Und das mit dem "Umbau in einem Rutsch" habe ich schon ein bisschen durchdacht. Ziel ist, die Ausfallzeit möglichst gering zu halten. Primär geht es mir darum, die Klaviaturen durch bessere zu ersetzen, da die jetzigen (trotz Erneuerung von Kontakt- und Druckpunktmatten) schon wieder erste kleinere Ausfallerscheinungen zeigen und ich es leid bin. Die besseren akustischen Möglichkeiten durch HW/GO sind dann eher zweitrangig.

    5. Ich würde jedes Manual unterschiedlich gewichten und gleich drei Manuale nehme

    Wieso jedes Manual unterschiedlich gewichten? Ich spiele i.d.R. auf elektrischen oder pneumatischen Trakturen, hin und wieder mal auf mechanischen. Bei der mechanischen Traktur der echten Pfeifenorgel hängt die Gewichtung dann eher davon ab, ob Koppeln drin sind oder nicht, aber weniger auf welchem Manual ich spiele... Mir geht's darum, vom "Spielgefühl" in Richtung dieser echten Pfeifenorgeln zu kommen und weg von diesem Feeling der "Elektroorgeln".

    Das 3. Manual wäre für mich nur eine Option für später, da ich dann definitiv die Registerstaffelei umbauen muss. Das möchte ich erstmal vermeiden, zumal ich sonst eh nur zweimanualige Orgeln zur Verfügung habe.

    6. "die 100 mm länger sind"... "Spielgefühl von mechanischen Trakturen in Pfeifenorgeln noch näher kommen" hört sich gut an - obs was bringt?

    Bei den Preisen würde ich die Tastaturen nicht kaufen, ohne drauf gespielt zu haben.

    Bei Pkt. 6 wäre es mal interessant, ob jemand entsprechende Erfahrung hat...

    Die Frage ist, wo man sie probespielen kann, denn die werden ja individuell gefertigt und eingestellt. Aber allein von der mechanischen Konstruktion dürften die den Fatar's & Co. allein schon vom Funktionsprinzip überlegen und langlebiger sein.

    Ich glaube man sollte diesen Punkt nicht überbewerten. Im Grunde sind alle Manuale die einen gewissen Preis haben Wartungsfrei, wobei mir auch nicht ganz klar ist was man dort warten sollen könnte. Natürlich ist irgendwann die Mechanik am Ende ihrer Lebenszeit angekommen, aber sofern du nicht jeden Tag über Jahre hinweg 20 Stunden am Tag dein Manual auf das übelste misshandelst sollte das eigentlich nicht relevant werden. Ich persönlich hatte noch nie ein Keyboard/Manual welches tote Tasten hatte, selbst günstige Noname Midi Keyboards liefen bei mir bei täglichen Gebrauch so lange bis ich sie irgendwann bei eBay Verscherbelt habe.

    Wenn doch einmal etwas sein sollte, dann sind Manuale mit mechanischen Kontakte am besten zu erhalten/reparieren. Ganz einfach weil bei anderen Lösungen wie Reed/Hall/Noppen wirst du in vielleicht 10 Jahren diese Formen und Maße vermutlich nicht mehr bekommen. Einen Draht hingegen wirst du voraussichtlich in 100 Jahren noch kaufen können um einen alten damit zu ersetzen.

    Davon abgesehen solltest du beim Einbau eben darauf achten das alles möglichst staubgeschützt ist und die Umgebung auch von der Feuchtigkeit her passt. Dann solltest du mit keinem höherpreisigen Manual irgendwelche Sorgen bekommen.

    Diese Konstruktion mit den Druckpunkt- und Kontaktmatten ist halt ein Verschleissteil. Mein Sohn übt jeden Tag mehrere Stunden und da leidet das Material spürbar. Ich habe erst vor kurzem die Druckpunkt- und Kontaktmatten erneuern lassen und habe schon nach kurzer Zeit schon wieder kleinere Kontakt- und Druckpunktprobleme. Und bevor ich mir jetzt zwei Fatar Klaviaturen für 2000 EUR kaufe, investiere ich das Geld lieber in zwei UHT Manuale.

    Ich erhoffe mir von einer UHT-Tastatur alleine schon von der Konstruktion her, endlich was Gescheites zu bekommen und Ruhe zu haben. Unsere Klaviatur an der Kirchenorgel mit elektrischer Traktur ist ähnlich aufgebaut wie die UHT-Tastatur (aber mit Drahtkontakt) und hält nun schon seit 60 Jahren ohne Probleme.

    Vorteil der Hall-Sensoren ist halt, dass es keinen mechanischen Verschleiss oder oxidierende Kontakte gibt. In ein paar Jahrzehnten, wenn sie vielleicht mal kaputtgehen, kann ich problemlos alternative Sensoren installieren (lassen). Jedenfalls ist diese Konstruktion zuverlässiger als es die Kontaktmatten bei Fatar sind.

  • Vorteil der Hall-Sensoren ist halt, dass es keinen mechanischen Verschleiss oder oxidierende Kontakte gibt. In ein paar Jahrzehnten, wenn sie vielleicht mal kaputtgehen, kann ich problemlos alternative Sensoren installieren (lassen).

    Bei Hall Sensoren ist erfahrungsgemäß der Magnet eher der Schwachpunkt. Magnete halten nur eine begrenzte Zeit und in Gegenwart anderer Magnetfelder altern sie schneller (was in einem Manual ja der Fall ist), außerdem sind Erschütterungen negativ für die Lebensdauer was hier auch zutreffen sollte. Wobei es sofern die Magnete nicht untrennbar verbunden wurden mühelos möglich sein diese nach 10 Jahren mal zu erneuern.

    Außerdem werden Hall Sensoren gerne überschätzt weil diese augenscheinlich keinem Verschleiß unterliegen. Das ist aber nicht der Fall, ein Hall Sensor hat eine Lebensdauer von etwa 500 Millionen Schaltzyklen. Das ist natürlich eine ganze Menge. Gewöhnliche Reedschalter werden da leider oft unterschätzt. Sie sind sehr viel günstiger und einfacher zu benutzen und bei minimalen Lasten unter 5V halten diese Zyklen in Milliardenhöhe.

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  • Allgemein wenn dir die Manuale gefallen und sie zu dir passen, dann spricht nichts dagegen. Selbst wenn es in 10 Jahren den Hersteller nicht mehr geben sollte, diese Manuale sind ja Handarbeit die auch von anderen erfahrenen Händen instand gesetzt werden können. Von daher ist es keine schlechte Wahl wenn es um langen Einsatz geht. Man muss natürlich bereit sein dafür einiges an Geld in die Hand zu nehmen.

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  • Meine Alternative wäre der Neukauf z.B. einer Opus 255 mit höherwertiger Fatar Tastatur gewesen. Kostenpunkt um die 9TEUR. Da hab ich dann nun schon etwas Spielraum, das Geld in ordentliche Klaviaturen zu investieren. Und durch den Umstieg auf MIDI werde ich nun unabhängig von einem bestimmten Hersteller. Und ich kann die Klaviatur ja auch problemlos später mal in einen anderen Spieltisch/Gehäuse mitnehmen, falls das mal irgendwann ansteht. Insofern ist die Entscheidung für mich glaube ich richtig und auch zukunftssicher.

  • Ich empfehle einen Besuch in der Werkstatt von UHT. Ich stand vor den gleichen Fragen und konnte mir vor Ort alles in Ruhe ansehen, insbesondere die Gewichtung habe ich für mich optimal ermitteln können. Der Besuch hat sich wirklich gelohnt!

    • Offizieller Beitrag

    ich spiele mit dem Gedanken, meine Johannus S in einen HW/GO Spieltisch umzubauen.

    Im ersten Schritt möchte ich die Klaviaturen erneuern und den MIDI-Ausgang der Klaviaturen an den MIDI-Eingang der Opus S anschließen, um die Register und Klangerzeugung erstmal weiternutzen zu können und bei Bedarf an einen HW/GO-PC anzuschließen.

    Hallo Markus,

    von diesem Vorhaben würde ich Dir eher abraten. Die Opus S ist ein recht einfaches Einsteigermodell, möglicherweise sogar nur mit Laminatoberfläche statt Echtholzfurnier. Da sind doch die UHT-Klaviaturen wie "Perlen vor die Säue geworfen". Du konfigurierst jetzt die teuren Klaviaturen auf diese Orgel hin, schon mit dem Hintergedanken, sie eines Tages woanders einzubauen. Dann baue sie gleich dort hinein wo sie später hin sollten, nämlich in einen adäquaten Spieltisch aus schönem Holz, mit entsprechend Platz für mindestens 3, besser 4 dieser Klaviaturen. Dann kannst Du die Hölzer der Tasten guten Gewissens nach dem Holz des Spieltischs auswählen und hast am Ende nicht für viel Geld eine Orgel, wo die Tasten nicht mit dem Gehäuse harmonieren. Nach dem Gehäuse richtet sich auch die Form der Tasten, je nach dem, ob das Erscheinungsbild mehr historisch, klassisch oder modern sein soll.

    Wenn die Opus S erstmal verbastelt ist, mit verschmälerten Klaviaturbacken und ausgesägtem Deckel, wegen dem 3. Manual, bekommst Du dafür auch fast nichts mehr. Jetzt wäre sie vielleicht am Gebrauchtmarkt noch etwas wert. Sofern es die räumlichen Verhältnisse erlauben, würde ich die Opus S vorübergehend zum Spielen behalten wie sie ist und parallel dazu einen neuen, endgültigen und reinen Midi-Spieltisch bauen (lassen). Danach die Opus S verkaufen und das Geld für die weiteren Manuale dazu nehmen.

    Für den neuen Spieltisch gibt es mehrere Optionen, je nach Geldbeutel, Ansprüchen und geschmacklichen Vorlieben:

    1. Die günstigste Lösung ist eine alte Sakralorgel aus dem Analog-Zeitalter. Da gibt es optisch sehr gut erhaltene, wunderschöne Spieltische, noch in hervorragender massiver Holzqualität. Die gibt es für "einen Apfel und ein Ei", weil die wegen der alten Technik keiner mehr haben will. Mehr als das Möbel brauchst Du ja davon nicht und das ist zeitlos und nahezu unbegrenzt haltbar. Klaviaturen und alle Technik fliegen sogleich hinaus und die UHTs und Midi wird stattdessen eingebaut, was i. d. R. recht schnell geht. Die 3-Manualigen sollten recht gut zu bekommen sein, die 4-Manualigen eher selten. Aber auch eine 2-Manualige könnte ggf. interessant sein, wenn sie geeignet für 3 oder 4 Manuale umgebaut werden kann.

    2. Ein ausgedienter Spieltisch einer Kirchenorgel, den man mitunter preiswert beim Orgelbauer oder bei Ladach bekommen kann. Hier wäre dann auch zu überlegen, ob man nicht die guten Orgelbauer-Klaviaturen midifiziert, anstatt UHT zu verwenden. Damit hat man die absolut authentischsten Klaviaturen. Da Du sowieso, wie Du schreibst, auf Orgeln mit elektrischen Klaviaturen spielst, wäre doch ein solcher elektrischer Spieltisch das Naheliegendste. Der müsste dann nur für wenige Euro midifiziert werden.

    3. Ein Minimal-Spieltisch, bestehend aus Klaviaturblock, Tisch (im wahrsten Sinne des Wortes) und davor liegender Pedalklaviatur. Solche "modernen" Konfigurationen sind sehr beliebt, preiswert, gut erweiterbar und zudem gut transportabel.

    4. Die aufwändigste und teuerste Variante wäre der Neubau eines massiven Orgelspieltischs als Hobby-Projekt oder direkt vom Orgelbauer.

    Auf die Digitalorgel Klangerzeugung würde ich von vornherein pfeifen und in jedem Fall nur noch HW/GO verwenden. Mit einem Touchscreen-Monitor stellt sich auch die Frage, ob man wirklich unbedingt noch mechanische Registerschalter haben muss. Die schönsten Samplesets sind übrigens von Orgeln mit 4 Manualen. Da wird ein Spieltisch mit "nur" 3 Manualen auf Dauer eher nerven.

    Ich würde die heimische Orgel nicht zu sehr nach der Orgel in der Gemeinde richten. Irgendwann kann sich das auch durch persönlichen Umzug oder Neuanschaffung einer mechanischen Orgel in der Gemeinde ändern und schon willst Du zuhause doch für eine mechanische Traktur üben können. Auch ist es reizvoll, virtuell andere und größere Orgeln spielen zu können.

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,

    Danke Dir für Deine ausführliche Meinung. Ich kann die Punkte gut nachvollziehen und ich habe mir auch schon so meine Gedanken gemacht. Für mich ist die Orgel daheim weder schönes Möbelstück, noch Objekt endloser „Völlerei“, sondern viel mehr praktisches Übeinstrument für meinen kirchenmusikalischen Dienst.

    Insofern ist mir die Optik erstmal ziemlich „Wurscht“ und ich werde keine Energie und Geld in optische Spielereien stecken. Der Spieltischrahmen der Opus S ist vom Material her derzeit völlig ausreichend. Ich präferiere eine optisch schlichte Klaviatur mit dunklen Tasten und hellen Obertasten. Die werden dann auch später mal in jeden anderen beliebigen Spieltisch optisch reinpassen.

    Da ich weder drei geschweige denn viermanualige Orgeln habe, auf denen ich in der Kirche spiele, ist es als Übeinstrument erstmal völlig sinnfrei, hier in drei oder vier Manuale zu investieren (natürlich wäre es trotzdem sinnvoll, es später mal erweitern zu können).

    Auch die Klangerzeugung ist für mich erstmal sekundär. Da geht‘s mir eher um die praktische, haptische Bedienbarkeit über Registerwippen und Setzeranlage (die in der Opus S ja schon vorhanden ist). Der Einbau der Manuale und Kopplung via MIDI an die Opus S wird (hoffentlich) an einem Tag über die Bühne sein, so dass die Unterbrechungszeit minimal ist. Weitere Spielereien mit HW/GO sind dann für mich „schöner wohnen“ und können irgendwann mal, wenn ich Zeit und Lust habe, weiter in Angriff genommen werden.

    Mir fehlt der Platz, die Zeit und die Lust, einen zweiten Spieltisch zu erwerben, den ich dann komplett umbaue. Das Überarbeiten der Seitenbacken ist ja überschaubarer Aufwand und auch eher optischer Natur, was auch später erfolgen kann.

    Mich schreckt derzeit eher die Tatsache ab, dass ich die Klaviatur nicht in Realität vor dem Kauf sehen und spielen kann, da es keine Vorführklaviaturen gibt. Klar, es ist schwierig, für alle erdenklichen Tastenformen, Holzarten usw. eine Klaviatur zum Vorführen bereitzuhalten. Aber das schreckt mich doch etwas ab, da ich das Gefühl habe, die „Katze im Sack“ zu kaufen.

    Insofern wird das vermutlich eher das K.O. Kriterium für mich sein, denn ich kaufe mir nicht für knapp 7TEUR neue Klaviaturen, wenn ich die nicht vorher mal gesehen und ausprobiert habe… Mal schauen, wie es ausgeht.

    Viele Grüße

    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Die Johannus S ist ja m.W. ein nicht ganz neues Instrument.

    Man muss zuerst schauen in welchen Funktionen eine MIDI-Verknüpfung mit HW/GO möglich ist. Dann muss man sehen ob sich die internen Klänge ausschalten lassen damit die Registerwippen nur GO/HW ansteuern.

    Wenn die Orgel keine Registertaster mit Rückmeldung über Lampen oder LEDs hat kann man nur die in der Orgel eingebauten Setzer benutzen.

    Setzer von HW/GO kann man an der Registerstellung nicht erkennen. Es spielen dann andere als die eingestellten Register

    Eine Frage ist noch ob Schweller, Tremulanten und Setzer von der Orgel als MIDI-OUT-Signal ausgegeben werden. Ist nicht bei allen Orgeln üblich.

    Abhilfe kann sein, dass man nur Manuale und Pedal benutzt und die Registrierung über einen Touchscreen vornimmt

    Hier wird evtl. der Einsatz eines wie auch immer aufgebauten Spieltisches mit entsprechender Midifizierung interessant.

    • Offizieller Beitrag

    Der Einbau der Manuale und Kopplung via MIDI an die Opus S wird (hoffentlich) an einem Tag über die Bühne sein, so dass die Unterbrechungszeit minimal ist.

    Es besteht dann ja kein Grund, bei UHT die Klaviaturen mit Midi-Interfaces zu kaufen. Es würden die einfachen Adapter für Johannus-Orgeln ausreichen. Ich bin skeptisch, ob die Orgel überhaupt wie bisher funktionieren wird, wenn die Manuale nur extern über Midi angeschlossen werden und keine internen mehr vorhanden sind. In dem Fall würde ich die original Johannus Seitenbacken ausbauen, sodass die Orgel ggf. später wieder problemlos in den Originalzustand zurückgebaut werden kann. UHT bietet auf Wunsch auch maßgefertigte Backen an. Oder einfach weg lassen, wenn die Optik sowieso egal ist.

    Zur Frage mit den Holzarten würde ich behaupten, dass Du mit verbundenen Augen kaum fühlen wirst, welche Art von Holz Deine Finger berühren. Ich fühle z. B. keinen nennenswerten Unterschied zwischen dem Ebenholz meiner Untertasten und dem Kirschbaum meiner Obertasten. Aber zwischen Holz und Kunststoff fühle ich einen großen Unterschied. Ich habe mich auch für die Variante dunkle Untertasten und helle Obertasten entschieden, da ich noch nicht weiß, ob meine 4 Klaviaturen irgendwann in einen besseren Spieltisch wandern. Damit machst Du auf jeden Fall nicht viel falsch.

    Die Tastenform ist im Prinzip Geschmacksache, aber ich würde mich dann an den Maßen der Fatar-Klaviaturen in der OPUS S orientieren, sonst passen Dir anschließend die Abdeckleisten mit den Daumenpistons nicht mehr zwischen die Manuale, bzw. kannst Du dann die Tasten nicht ausreichend weit niederdrücken. Form R dürfte wohl am zweckmäßigsten sein.

    Die Obertasten würde ich mit steiler Front (15°) nehmen, wie bei Pfeifenorgeln üblich und nicht flach wie bei Synthesizern.

    Die Länge der Untertasten ist bei vielen Digitalorgeln zu lang gegenüber realen Pfeifenorgeln. Also die Variante mit 45 mm Länge. 50 oder mehr Millimeter sind nur notwendig bei der Umrüstung von manchen Digitalorgeln, damit die vom Hersteller vorgesehenen Maße eingehalten werden können. Sonst passt mitunter nichts mehr zusammen.

    Die Tastenarme möglichst lang wählen, wie bei Pfeifenorgeln, das erleichtert das Spiel zwischen den Obertasten und insgesamt am hinteren Ende der Tasten. Bei Synthesizer- und Keyboard-Tastaturen ist das aufgrund der extrem kurzen Hebel kaum bis gar nicht möglich.

    Interessant ist noch der Versatz der Manuale hintereinander. Bei Pfeifenorgeln sind nur 100 mm üblich. bei Digitalorgeln ist der Abstand meist deutlich zu weit. Aber wenn die Seitenbacken rausfliegen, sollte sich das mit 100 mm machen lassen.

    Die sonstigen Parameter lassen sich auch noch später an den Klaviaturen verstellen.

    Eigentlich kannst Du mit UHT nichts falsch machen. Es ist der Hersteller mit dem weltweit besten Ruf. Ich würde da unbesehen bestellen. Man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass es im Prinzip ein Ein-Mann-Unternehmen ist unter Mitwirkung einiger Familienmitglieder. Das heißt, es könnte das unvorhergesehene Ende der Firma rasch eintreten, was natürlich keiner hoffen will. Aber Du wärst dann gut beraten, rechtzeitig die entsprechende Anzahl Klaviaturen und Zubehör zu kaufen. Auch Schwankungen im Aussehen des Holzes sind weniger wahrscheinlich, wenn man alle Klaviaturen auf einmal ordert.

    Bei der Höhe der Investition sollte eine Fahrt nach Thüringen aber durchaus in Erwägung gezogen werden. Du wirst zumindest den Unterschied zwischen verschiedenen Materialien erfühlen können und grundsätzlich darauf spielen können.


  • Eigentlich kannst Du mit UHT nichts falsch machen. Es ist der Hersteller mit dem weltweit besten Ruf. Ich würde da unbesehen bestellen.

    Ausser zu viel Geld ausgeben. Wie schon gesagt, ohne Probespiel würde ich die nicht kaufen. Ich würde auch ggf. die Schwindler-Tastaturen ins Auge fassen.

    Ich habe mal UHT bespielt, war nicht schlecht. Ob einem der hohe Preis das Wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden müssen.

    • Offizieller Beitrag

    Ausser zu viel Geld ausgeben.

    Was ist zu viel Geld? Es könnte ja auch zu wenig Geld sein! Ein Hersteller kann seinen Verkaufspreis selbst festlegen. Der Interessent entscheidet dann, ob er kaufen will. Wenn ein gleich gutes Produkt zum ähnlichen oder günstigeren Preis verfügbar ist, dann habe ich die Auswahl, wo ich kaufen möchte. Ansonsten kann ich mir mein Geraffel ja auch selber bauen, wenn ich weiß wie es geht, die Werkzeuge, das passende Material und die Fähigkeiten dazu habe. Und dann werde ich vermutlich feststellen, dass ich Klaviaturen in vergleichbarer Qualität nicht zu so einem Preis bauen kann, wenn ich für mich einen realistischen Stundenlohn ansetze. Und wenn doch, dann mache ich es einfach.

    Die Diagramme auf der Schwindler-Seite sind m. E. völlig irreführend. Eine mechanische Orgel hat Schenkelfedern in den Ventilen und diese bewirken eine Zunahme der Kraft bei weiterem Niederdrücken der Taste. Damit ist die Charakteristik des Schwindler Druckpunktverlaufs unrealistisch. So weit ich weiß, haben diese eben nur Gewichte an den Tasten und keinerlei Federn. Dies trifft im Pfeifenorgelbau dann allenfalls auf elektrische Trakturen zu, aber diese haben traditionell gar keinen Druckpunkt. Da wird von Seiten Schwindler wohl etwas "geschwindelt".

    Ich persönlich kann und will mir weder UHT noch Schwindler leisten. In einer Orgel habe ich vier Fatar-Holzkernklaviaturen, die mich vollauf befriedigen und für meine Hobby-Verhältnisse schon teuer genug waren. Mit Abnutzung der Druckpunktmatten habe ich bisher seit Jahren keine Probleme, da ich auf dieser Orgel auch nicht ausschließlich spiele und nur zum Vergnügen.

    Wenn jemand aber, so wie Markus, tatsächlich täglich stundenlang spielt, dann finde ich es absolut sinnvoll, in solche hochpreisigen Klaviaturen zu investieren.

  • Wenn Du bereit ist, so viel Geld für die Tastaturen auszugeben, kann ich Dir die Tastaturen von Otto Heuss wärmstens empfehlen.

    https://www.ottoheuss.de/

    Die Firma hat zwei Grundvarianten: Eine mit einfacherer Druckpunktsimulation, und eine zweite, wo darüberhinaus auch noch der erste Millimeter/die ersten 2 Millimeter bis zum Druckpunkt simuliert werden.

    In einem veralteten Produktkatalog werden die beiden Modelle beschrieben (Seite 1.34 und S. 1.35).

    https://www.ottoheuss.de/media/pdf/03/5…-Otto-Heuss.pdf

    Ich habe die einfachere Version und bin sehr zufrieden mit dem Spielgefühl.

  • Würde darauf achten, dass die verwendete Midielektronik (auch) anschlagsdynamisch arbeiten kann.

    Bei Physis soll es Modelle geben, bei denen die Pfeifenansprache schon - trotz Druckpunkt - anschlagsdynamisch variiert wird und damit noch weitergehend artikuliert werden kann.

    Vielleicht ist dies auch bei Hauptwerk irgendwann denkbar ....

    Möglicherweise schon früher bei neuen, besseren und vielleicht mittelfristig hörenswerten Versionen von Organteq (physical modelling).....

    Bei meinen Fatar-Holztasten kann man dies einstellen und damit auch Streicherklänge - und mit Einschränkungen wegen des Druckpunkts auch Piano-Klänge gestalten.

    (Allgemein (Off topic): Interesse von Händlern ist ja mehr, dass man wegen den Budget-Tastaturen und -elektroniken nach einigen Jahren etwas Neues will (ich fand die vor Jahren "hochgelobten" Hoffrichter Tastaturblöcke nach eine Weile miserabel ....?, von den meisten 'Sakralorgeln' ganz zu schweigen.....)

    ((Ebenfalls allgemein und nicht auf Markus, sondern auf Mitlesende bezogen: Es kommt aus meiner Sicht noch auf viel mehr an als auf Klaviaturen: Was mich gerade wirklich verblüfft hat, ist, dass ein I9er Mini-PC über Ableton VSTs Hauptwerk mit den aufwändigsten Orgeln, Piano- bzw Organteq + Omnisphere Streicher, Bläser -"mit Alles" mit ausreichender Polyphonie und erstaunlich kurzer Latenz gleichzeitig schafft ?.....

    Also z.B. ein Pianoteq-Cembalo + vielfach modulierbare "Streicher" + eine schöne -vielleicht kleine- Hauptwerk-Barockorgel.....

    Für manche vielleicht auch eine Option,....?))

  • Wenn du in der Gegend von Krefeld bist, kannst du dich bei mir melden und verschiedene Klaviaturen testen, Schwindler habe ich keine da und irgendwie ist da auch schwierig dran zu kommen (zumindest hier in der Gegend), aber UHT in zwei Varianten und auch Heuss habe ich aktuell im Labor.

    Meiner Einschätzung nach ist Heuss aber noch mal eine ganz andere preisliche Liga als UHT.