Echte "Samplesets" ?

  • Bis zu 18s (!) bei bestimmten hohen Frequenzen.....

    Ich denke, das ist ein Schreibfehler. Kann ja gar nicht sein. Wie man sieht, nimmt ja der Hall mit Zunahme der Frequenz ab. Wo soll da der plötzliche Sprung herkommen?

    Im übrigen ist ja das WAV-File des IR überhaupt nicht so lange. Da stimmt sicher etwas nicht ganz.

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Ja,

    trotzdem stört mich bei manchen Samplesets der teils extreme "Hallhochglanz".

    Bei allen Hallgeräten und heutigen exzellenten Softwarelösungen kann man eine Höhenbegrenzung des Halls einstellen.

    Inzwischen mache ich dies bei zu "grellen" Sets in den Rückkanälen.

    Trotzdem wird daraus keine mich ganz befriedigende Lösung.

    Es klingt, so habe ich es gestern in Zutphen erlebt, in der Realität deutlich anders.

    (Nebenbei: Die Klaviaturen dort sind haptisch eine einzige Katastrophe...??)IMG_20230330_140758.jpg

    • Offizieller Beitrag

    Wie man sieht, nimmt ja der Hall mit Zunahme der Frequenz ab. Wo soll da der plötzliche Sprung herkommen?

    Es könnte bei einer bestimmten Frequenz im Raum etwas in Resonanz geraten, wodurch es dann sehr lange braucht um wieder auszuschwingen. Keine Ahnung, was das bei 16 kHz sein könnte. Vielleicht die Kristalle der Kronleuchter, die nachschwingen. ^^

    Ihr dürft bei den ganzen Diskussionen über Hall von Samplesets auch nie aus den Augen verlieren, von welcher Art der Abstrahlung ihr gerade redet. IR-Hall oder Sample-Hall über Kopfhörer klingt in der Regel immer gut. Über Lautsprecher als Raumbeschallung beißt sich aber IR-Hall oder auch gesampelter Hall immer mehr oder weniger stark mit dem Abhörraum. Unser Kopf kann mit derart vermischtem Hall von IR + Abhörraum nichts anfangen, weil sowas nicht natürlich vorkommt. Je länger und intensiver der vermischte Hall ist, umso mehr rebelliert unser Hirn.

    Deswegen sehe ich in kleinen Räumen unter Raumbeschallung besonders trockene Samplesets mit parametrierbarem Digitalhall im Vorteil. Hier lässt sich im Idealfall der digitale Hall um den kurzen natürlichen Eigenhall des Raumes herum modellieren und kann diesen somit erweitern, ohne dass unser Hirn total überfordert wird.

    Bei Raumbeschallung sollte man sich mehr oder weniger davon verabschieden, dass man noch eine bestimmte gesampelte Original-Orgel hören will. Man tut sich dann oft leichter, eine Orgel "zusammenzubauen" die aus diversen trockenen Samples besteht, die mit einem für den Raum und die Hörer erträglich Hall angereichert werden. Dann ist es halt nicht mehr die Cavallier-Coll Orgel XY, sondern eine Eigenkonstruktion des virtuellen Orgelbauers User. Kann unterm Strich mehr bringen.
    Die Übergänge zwischen beiden Varianten sind aber durchaus fließend und hängen vo jeweiligen Raum und vom persönlichen Geschmack ab.

  • Es könnte bei einer bestimmten Frequenz im Raum etwas in Resonanz geraten, wodurch es dann sehr lange braucht um wieder auszuschwingen. Keine Ahnung, was das bei 16 kHz sein könnte. Vielleicht die Kristalle der Kronleuchter, die nachschwingen. ^^

    Jeder Raum hat ja auch im gesamten eine spezielle Resonanz. Leider kann man diese Frequenz nicht mit jeder Orgel auch treffen, aber fähige Orgelbauer haben die Instrumente dafür ausgelegt möglichst gut mit dem Raum zu harmonieren.

    Bei uns in der Marktkirche habe ich durch Zufall die Resonanz des Raums gefunden. Eine bestimmte Registrierung die nicht einmal kräftig ist und eine besondere Tonkombination sorgt dafür, dass dieser Klang sich von allem anderen abhebt und sogar die massiven Wände aus Travertin anfangen hörbar zu vibrieren. So was ist klanglich schon ein mythischer Moment.

    Zugegeben behält man als Spieler die Kombinationen für sich, es soll ja nun nicht jeder hinbekommen :)

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Wenn ihr mal in Regensburg seid:

    Gerade eine super interessante Orgelführung in der Dreieinigkeitskirche erlebt:

    "Was ist eine Bachorgel" ? Was hat sich J.S. von einer Orgel gewünscht....?

    Unterschiede zwischen italienischem, süddeutschen, französischen und norddeutschen Stil und der Bauart der Orgel....

    ....immer mit tollen Einzelregistervorführungen ....und typischen kleinen Werken....

    Für mich, der die Technik bei Hauptwerk (inzwischen) besser kennt als die historischen Orgeln ein weiterbringender Genuss!


    IMG_20230603_181238.jpg

  • IMG_20230603_152158.jpgEbenso davor: Führung im Regensburger Dom.

    Wer's nicht kennt: Hört euch mal die Kuriositäten zwischen Denkmalschutz, Kirchenbauamt und Orgelbau an ???

    37 Tonnen an 4 Seilen.....Wackeliger Mini-Aufzug zur Orgel. Ohrenschützer am Spieltisch in der Höhe zwischen den Pfeifen notwendig.....

    Die meisten Organisten der Welt wollten sich das bei der neuen Orgel nicht antun.....

    Herrliche Geschichte mit nun einem Happy End....?


    IMG_20230603_160144.jpg


    An diesen 4 Seilen hängt alles.... einschließlich Wackelaufzug.....keine sonstige Befestigung an der Wand......IMG_20230603_160204.jpg

  • Ein Orgelfreund aus Bamberg schrieb mir dazu:

    (Habe selbst weder die alte noch die neue Orgel gehört):

    "Regensburg ist mein Heimatbistum.

    Allerdings ging dafür ein großer Teil der Mathis - Orgel hinter dem Altar drauf, die jetzt nur ausgeraubt und abgeschmälert ein Teilwerk ist.

    Für meine Begriffe hatte sie einen unglaublich großartigen Klang, wegen des einzigartigen Aufstellungsortes und hat - anders als behauptet - den ganzen Dom voll besetzt vollständig getragen. Ich habe das selbst in den 90ern zu Priesterweihen erlebt.

    Das, was da jetzt hängt, ist ein ziemlicher prestigeträchtiger "Schreikasten", der alles niederbrüllt ???‍♂️ Aber man wollte halt was Besonderes und mit den anderen mithalten. Und hat vergessen, dass man etwas sehr Besonderes hatte.

    Das war die "alte" - ein wundervoller Klang direkt und indirekt zugleich - wie aus einer anderen Sphäre:

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    Eigentlich zeigt es der Morgenstern sogar noch schöner, was da verloren gegangen ist ?:

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    . " Zitat Ende.

    Hintergrund u.a. ist, dass man die alte Orgel aus geschichtlichen Streitgründen 'nicht sehen durfte'. So wurde sie zum großen Teil unter dem Altarraum montiert und die Pfeifen ragen und ragten nur so weit heraus, dass sie hinter dem Altar nicht sichtbar sind ....?

    Weiß jemand weiteres?

    Gibt es andere Stimmen mit Erfahrung?

  • Zur Orgel in der Dreieinigkeitskirche schreibt ReinerS :

    (Pipeloops Sampleset)

    Der Begriff "Bach-Orgel" kann auf dreierlei Art gedeutet werden: Man kann darunter eine Orgel verstehen, an der Johann Sebastian Bach als Organist gewirkt hat, eine Orgel, an deren Disposition und klanglicher Gestaltung er mitgewirkt hat, oder aber eine Orgel, die den von ihm überlieferten Wünschen und Ansprüchen an eine "schöne und große Orgel" entspricht. Im Fall der 2020 erbauten "Bach-Orgel" in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg handelt es sich um letzteres. Eine Orgel, deren klangliche Ausgestaltung sich an den bekannten Vorlieben und Ansprüchen J.S. Bachs orientiert und die hervorragend für die Wiedergabe des Bachschen Oeuvres geeignet ist, auf der sich aber auf Grund ihrer sorgfältig geplanten Disposition und hohen Qualität auch die Musik anderer Stile und Epochen wunderbar spielen lässt.

    Die mit dem Neubau dieser Orgel beauftragte Orgelbauwerkstatt Jürgen Ahrend in Leer kann auf große Erfahrungen im Umgang mit barocken Instrumenten zurückblicken, sie erlangte Weltruhm durch die Restaurierungen unter anderem der Arp-Schnitger-Orgeln der Jacobikirche Hamburg, der Martinikerk in Groningen (NL) und der Ludgerikirche in Norden. Die dabei gewonnen Erfahrungen in historischen Bauweisen und Klangkonzepten bilden die solide Grundlage, auf der die neue Orgel entstehen konnte.

    Was macht nun eine Bach-Orgel aus? Die Betrachtung dreier repräsentativer Orgeln, mit denen Bach auf die eine oder andere Art zu tun hatte, kann hier Hinweise geben: Die Orgel in der Kirche "Divi Blasii" in Mühlhausen, an der Bach von 1707 bis 1708 als Organist tätig war und zu deren umfassenden Erneuerung und Erweiterung er ein Konzept ausgearbeitet hatte, welches dann in 1709 auch umgesetzt wurde; die Trost-Orgel in der Schlosskirche in Altenburg, an der er noch vor der Abnahme der Orgel am 6. September 1739 den Gottesdienst spielte und die er sehr löblich erwähnte; und schließlich die berühmte Hildebrandt-Orgel in der Wen­zelskirche in Naumburg, die von Bach gemeinsam mit G. Silbermann abgenommen wurde. Aus den Äußerungen Bachs zu diesen repräsentativen thüringischen Instrumenten lassen sich folgende Konstituenten für eine Bach-Orgel ableiten:

    • Ein ausreichender und stabiler Wind, sowohl für die großen Pedalregister als auch für die beliebige Addition der Grundstimmen
    • Gravität, auch durch große Zungenstimmen, im Sinne von "Fülle und Tiefe"
    • Ein expressives Klangkonzept mit Blick auf die verschiedenen Bauformen der "Unterscheidlichen"
    • Das Ernstnehmen der Individualität der Einzelstimmen und der Möglichkeiten beliebiger Koppelung zu immer neuen Klangfarben
    • Koppeln für alle Manuale
    • Hochschätzung des Fagott-Klanges
    • Glockenspiel
    • Terzmischung in allen Werken.

    Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte, der thüringischen Orgelbautradition und der Erfahrung der Orgelbauwerkstatt mit barocken Instrumenten und Bauweisen ist so eine Disposition entstanden, die die von Bach geforderten Eigenschaften in idealer Weise vereint und dabei Elemente so berühmter Orgeln wie der Hildebrandt-Orgel in Naumburg, der Treut­mann-Orgel im Kloster Grauhof oder der Wiegleb-Orgel in Ansbach aufgreift und kombiniert

  • Ebenso davor: Führung im Regensburger Dom.

    Wer's nicht kennt: Hört euch mal die Kuriositäten zwischen Denkmalschutz, Kirchenbauamt und Orgelbau an ???

    37 Tonnen an 4 Seilen.....Wackeliger Mini-Aufzug zur Orgel. Ohrenschützer am Spieltisch in der Höhe zwischen den Pfeifen notwendig.....

    An diesen 4 Seilen hängt alles.... einschließlich Wackelaufzug.....keine sonstige Befestigung an der Wand......

    Das ist ja schon ne krasse Orgel. Da würde ich auch gerne mal ne Führung mitmachen. Danke für das Teilen deiner Erlebnisse. (Irgendwann muss ich auch mal nach Regensburg)

  • Danke bruno_jelke,

    nach Erfahrungen mit der sehr ähnlichen Orgel in der Stephanskirche in Mainz, vermute ich eher, dass mein Orgelfreund (s.o.) Recht haben könnte und dass die "Bachorgel" in der Dreieinigkeitskirche, die ich gestern sehr ausführlich gezeigt und in Klangbeispielen herrlich erklärt bekam, (für meinen Geschmack jedenfalls) wesentlich interessanter klingt als die Domorgel....

    Hör dir mal Demos des Samplesets von Pipeloops an.....

    Bei Buxtehude am Ende des eineinviertel Stunde währenden Vortrags und Vorspiels schmolz ich dahin, nachdem ich bei Pachelbel usw.... sowie typischen Registrierungen im italienischen und französischen Stil schon mit Staunen geweckt worden war....???‍♂️

  • Lieber Georgy,

    bevor du die Bachorgel in Regensburg noch zu Tode lobst würde ich mal behaupten, dass die vergleichbare Bückeburg genauso gut klingt. Sollte aber jemand eine von den beiden erwerben wollen, würde ich auch die Regensburger bevorzugen.

    LG Roglu

  • Ja, Roglu,

    ich habe die vollständige Bückeburg, die mir sehr gut gefällt, und erwäge nicht, die sogenannte "Bachorgel" ? zu kaufen.

    Bei "Bachscher" "scharfer" Registrierung klang sie für mich aus der Nähe auf der (weiten) Empore recht "hart" und etwas schrill....

    Wobei diese Bezeichnung mit Bach eh "Propaganda" ist, wie der vortragende, maßgebliche Organist freimütig zugab. Sie mussten halt die neue Orgel im historischen "Gehäuse" komplett selbst finanzieren ....da brauchte es ein zugkräftiges Schlagwort. ?

    Aber viele (Einzel) Register, überwiegend kleinere Kombinationen und die herrlichen 'norddeutschen' Register im Pedal (bei Buxtehude) klangen toll....!!

    Der 'Chef' kennt übrigens das Sampleset überhaupt nicht - noch nicht einmal der Hersteller fiel ihm (gerade) ein....

    Aber er staunt, dass viele seine Orgel aus Demos und YouTubes kennen, obwohl die Spieler nie an der Orgel waren und manchmal die Kennzeichnung des Ursprungs eher irreführend ist....

    Aber er betrachtet das Verbreiten seiner Orgel - auch durch Technik - im persönlichen Gespräch nach dem Vortrag - als Gewinn und freut sich über einen kleinen Anteil am Verkauf des Sets der noch schuldenbehafteten Orgel.....??‍♂️

    Herzlichen Gruß

    Michael